Südafrika: Türöffner mit Schwierigkeiten

Nelson Mandela war der erste schwarze Präsident (1994 bis 1999) Südafrikas. Er war wichtigster Wegbereiter des versöhnlichen Übergangs von der Apartheid zu einem gleichheitsorientierten Staatswesen. Die Statue steht in Pretoria, der Hauptstadt Südafrikas. ©BZ/Pichler
Nelson Mandela war der erste schwarze Präsident (1994 bis 1999) Südafrikas. Er war wichtigster Wegbereiter des versöhnlichen Übergangs von der Apartheid zu einem gleichheitsorientierten Staatswesen. Die Statue steht in Pretoria, der Hauptstadt Südafrikas. ©BZ/Pichler
Geschäfte mit Westkap bedeuten Geschäfte mit Südafrika”, sagt Ivan Mever, Finanzminister von Westkap – und betont damit die wirtschaftliche Stärke seiner Provinz für Südafrika. Generell sieht sich Südafri­ka als Türöffner für den restlichen Kontinent. 20 Prozent des Gesamt-BIPs (Bruttoinlandsprodukt) Afrikas werden dort erwirtschaftet, obwohl es nur vier Prozent der Landmasse und fünf Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht.

Wachsende schwarze Mittelschicht

Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (2.v.l.) und backaldrin-Geschäftsführer (2.v.r.) Harald Deller beim Besuch des backaldrin-Produktionsstandorts in Kapstadt. ©BZ/Pichler
Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (2.v.l.) und backaldrin-Geschäftsführer (2.v.r.) Harald Deller beim Besuch des backaldrin-Produktionsstandorts in Kapstadt. ©BZ/Pichler
Auch wenn derzeit das Wirtschaftswachstum stagniert – für 2016 werden 0,5 Prozent erwartet – gilt Südafrika als Zukunftsmarkt. 2011 wurde das Land in die Gruppe der aus Brasilien, Russland, Indien und China gebildeten BRIC-Staaten (nun BRICS) aufgenommen, die eine Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften darstellt. Einer der Gründe dafür liegt in einer “wachsenden schwarzen Mittelschicht, die zunehmend konsum­orientiert ist”, sagt die österreichische Botschafterin in Südafrika Brigitte Öppinger-Walchshofer.

Das haben auch österreichische Firmen erkannt. Etwa 50 heimische Unternehmen haben Niederlassungen in Südafrika. Eines davon ist der oberösterreichische Kornspitz- und Backwarenhersteller “backaldrin”, der in Kapstadt einen Produktionsstandort mit 36 Mitarbeitern hat. Die Backgrundstoffe – also die richtige Gewürzmischung – stammen aus Oberösterreich. “Wir exportieren damit unsere Technologie und Qualität nach Südafrika”, sagt backaldrin-Geschäftsführer Harald Deller. Für Agrarlandesrat Max Hiegelsberger, der im Zuge einer Pressereise das Unternehmen besuchte (die BauernZeitung berichtete), ist diese “Man-power Eintrittspforte für Firmen in Südafrika”. Deller sieht Südafrika als wesentliche Drehscheibe für alle Aktivitäten im Süden von Afrika. Er setzt aber auch auf Ausbildung von Menschen vor Ort. “Den Beruf des Bäckers gibt es hier nicht”, so Deller.

Bei einem Gespräch mit Hiegelsberger und Jesse van Wyk von der Universität in Stellenbosch, wurden Möglichkeiten für eine Bildungskooperation, etwa mit der Lebensmittel-HTL Wels, ausgelotet.

Menschen ohne Job

Der Blick auf Südafrikas Wirtschaft ist aber nicht nur positiv. Eine “patscherte Politik” unter Präsident Zuma, wie es Botschafterin Öppinger-Walchshofer ausdrückt, sei mitverantwortlich, dass die Armut im Land hoch ist und das Bildungsniveau sinkt. Die Durchschnittseinkommen sind gering. 20 Prozent der Menschen haben gar keinen Job, inoffiziell dürfte die Arbeitslosigkeit sogar bei 40 Prozent liegen. Rechtsunsicherheit, etwa durch gekündigte Investitionsschutzabkommen, würden dies zusätzlich begünstigen.

Und auch die Maßnahmen, die nach dem Ende der Apartheid 1994 die Ungleichheit zwischen der weißen und schwarzen Bevölkerung abschaffen sollte, haben nicht überall ihre beabsichtigte Wirkung erzielt. So profitierten etwa von der Politik des BEE (siehe Infokasten) nur wenige und sie führte dazu, dass schlecht ausgebildete Schwarze “Vorrang” vor Weißen hatten. Auch 22 Jahre später scheint diese “Trennung” noch nicht überwunden. Öppinger-Walchshofer: “In vielen Köpfen ist die Apartheid noch vorhanden.”

Wirtschaft

Die Politik des Black Economic Empowerment in Südafrika (BEE, deutsch etwa: wirtschaftliche Stärkung von Schwarzen) verfolgt das Ziel, wirtschaftliche Chancengleichheit von vormals benachteiligten Bürgern (former disatvantaged people) zu erreichen. Bei öffentlichen Ausschreibungen und staatlichen Institutionen müssen deren Vorgaben eingehalten werden.

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