Legal und sicher auf der Straße unterwegs

Langsam, groß und schwer zu überholen - landwirtschaftliche Transporte sind für manche Autofahrer ein Ärgernis. Mit etwas gutem Willen lässt sich das Klima auf unseren Straßen verbessern.

Jeder Straßenbenützer ist daran interessiert, dass der Verkehr reibungslos, rücksichtsvoll und unfallfrei vonstattengeht. Alles, was zu diesem Ziel beiträgt, ist erwünscht. Beim Transport von Schüttgütern ist ein
Jeder Straßenbenützer ist daran interessiert, dass der Verkehr reibungslos, rücksichtsvoll und unfallfrei vonstattengeht. Alles, was zu diesem Ziel beiträgt, ist erwünscht. Beim Transport von Schüttgütern ist ein “Gupf” erlaubt, er muss jedoch im Freiraum zu den Bordwänden Platz finden (?Wassermaß?). ©Agrarfoto.com
Kolonnen hinter dem Mähdrescher, gefährliche oft lebensmüde Überholmanöver, Autofahrer, die einen beschimpfen, weil man langsamer auf der Straße unterwegs ist – jeder Landwirt kennt die Schwierigkeiten, die landwirtschaftliche Transporte auf öffentlichen Straßen mit sich bringen. Die Konflikte im Straßenverkehr nehmen zu, weil einerseits der Verkehr immer dichter wird, und weil andererseits die Landwirte aufgrund immer größerer Betriebe längere Wegstrecken zu bewältigen haben; zudem muss die Ernte – auch durch geänderte Witterungsverhältnisse – in immer kürzeren Perioden eingebracht werden. Gleichzeitig sind die anderen Verkehrsteilnehmer immer weniger mit der landwirtschaftlichen Praxis vertraut. Noch vor einigen Jahrzehnten verstanden wesentlich mehr Personen die Notwendigkeit landwirtschaftlicher Fahrzeuge, heute werden sie oft nur mehr als störend empfunden. Wie immer im Leben, kommt es auch hier auf die Betrachtungsweise an. Für uns Landwirte sind die Maschinen alltäglich und daher “normal” – vielleicht abgesehen von den ersten beiden Stunden der Saison, wo man sich beim Mähdrescher wieder an die größere Breite gewöhnen muss. Versetzt man sich jedoch in Personen, die mit landwirtschaftlichen Maschinen nichts zu tun haben, können gewisse Reaktionen nachvollzogen werden: • Der Autofahrer, der unter Zeitdruck hinter einer Maschine nachfährt, nicht überholen kann und sich über die langsame Fahrt ärgert.
• Die Fußgängerin in der Ortschaft, die mit dem Kinderwagen am Gehsteig Angst hat, wenn ein großer 50 km/h Traktor mit Anhänger oder eine große Erntemaschine knapp an ihr vorbeibraust.
• Der Autofahrer, der hinter einem nach rechts blinkenden Mähdrescher nachfährt und nicht abschätzen kann, dass dieser bei einem Abbiegemanöver sehr weit ausschert.

Licht und Bremsen prüfen, Rückstau vermeiden

Was können wir als Landwirte zu einem besseren Klima auf unseren Straßen beitragen?Das Fahrzeug sollte in jedem Fall technisch und verkehrsrechtlich in Ordnung sein. Blinker und Leuchten müssen funktionieren, Überbreiten müssen gekennzeichnet sein.Geschwindigkeit im Ortsgebiet: Große und schnelle Traktoren werden von Fußgängern und Anrainern im Ortsgebiet als störend und bedrohlich empfunden. Bereits mit einer Reduktion der Geschwindigkeit von 50 auf 40 km/h ist von der Empfindung eines Fußgängers und speziell auch von der Geräuschentwicklung der Stollenbereifung viel getan.Speziell bei Arbeiten, wo immer wieder die gleichen Straßenzüge befahren werden, wie z. B. bei der Gülleausbringung, Silomais- oder Rübenernte, können durch richtige Routenplanung Anrainerbeschwerden vermieden werden. Oft ist es auch möglich, gefährliche Kreuzungen, Ausfahrten, typische Verkehrsknotenpunkte im Berufsverkehr oder ähnliche Gefahren zu vermeiden. Nicht immer ist der kürzeste Weg auch der Beste.Wird die Fahrbahn durch landwirtschaftliche Fahrzeuge verschmutzt, so muss diese umgehend gereinigt werden. Riskante Überholmanöver steigen, je länger die Kolonne hinter einem Fahrzeug ist. Plötzlich wird nicht nur der Mähdrescher überholt, sondern es fangen auch die Überholmanöver in der Kolonne an. Ein kurzer Ausflug z. B. in eine Bushaltestelle kann gefährliche Szenen verhindern und wird von vielen Autofahrern sehr geschätzt.Liegen Rüben, Getreide, Maissilage oder Hackschnitzel auf der Straße, dauert es meist auch nicht mehr lange, bis die Polizei eingreift. Verlorene Ladung stellt ein hohes Unfallrisiko dar, ist strafbar und wird auch mit einem Punkt im Führerscheinvormerksystem geahndet.

Kennzeichnung von Anbaugeräten

Bei seitlichem Geräteüberstand bzw. einer Breite über 2,55 Meter sind vorne und hinten reflektierende Warnmarkierungen anzubringen. Ab einer Länge des Anbaugerätes von 1,5 Meter sind eine Langgutfuhrtafel oder zwei reflektierende Warnmarkierungen anzubringen. Werden die Beleuchtung und der Blinker des Zugfahrzeuges durch das Gerät verdeckt, so ist eine Ersatzbeleuchtung auch bei Tag anzubringen. Weiters ist eine Zusatzbeleuchtung bei Dunkelheit und schlechter Sicht vorgeschrieben, wenn das Gerät mehr als 40 cm über die Beleuchtung des Zugfahrzeuges hi-nausragt. Bei einer Gesamtlänge des Gespannes aus Traktor und Anbaugerät von mehr als sechs Metern sind seitlich orange Rückstrahler (Katzenaugen) zu montieren. Ab einer Außenbreite von 2,60 Meter und einem Geräteüberstand von 2,50 Meter nach vorne oder hinten ist es erlaubt (jedoch nicht vorgeschrieben), ein gelbrotes Drehlicht zu verwenden.

Ladungssicherung bei Schüttgütern

Die korrekte Beladung der Anhänger ist in den gesetzlichen Bestimmungen zur Ladungssicherung geregelt. Bei Schüttgütern ist hier das sogenannte Wassermaß einzuhalten. Dies bedeutet, dass zwar ein “Gupf” aufgeladen werden darf, dieser jedoch durch einen Freiraum an den Bordwänden Platz haben muss. Keinesfalls darf im normalen Fahrbetrieb, wozu auch Situationen wie eine Vollbremsung oder ein abruptes Ausweichmanöver gehören, Ladung verloren werden. Bei Verunreinigung der Straße besteht die Verpflichtung, diese zu säubern. Bereits eine Handvoll Getreidekörner auf der Fahrbahn kann für einen Moped- oder Motorradfahrer tödlich (!) sein.

Christoph Wolfesberger, LK NÖ

Fortbildung: Ladungssicherung und Verkehrsrecht

Die LK NÖ bietet in der Bildungswerkstatt Mold in 3580 Horn, Mold 72, folgende Veranstaltung zum Thema Verkehrssicherheit an: Ladungssicherung für den Praktiker – mittels theoretischer Einführung und mit praktischen Tipps und Tricks in der Maschinenhalle wird das Thema aufgearbeitet. Das Seminar kostet 30 Euro. Inkludiert sind ein Spannkraft-Zurrgurt-Kontroller und ein Profizurrgurt mit Langhebelratsche. Termin: Mi., 30. Nov. 2016, 18 bis 20.30 Uhr Anmeldungen unter Tel. 05/0259-29502 oder E-Mail: landtechnik@lk-noe.at

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