Die einzige Möglichkeit für Österreichs kleinstrukturierte Landwirtschaft ist es, auf Qualität zu setzen”, sagt LK-Präsident Franz Reisecker, “da haben wir den richtigen Weg eingeschlagen.” Lebensmittel, die allerdings vermehrt als Aktionsware im Regal landen, sind für diese Strategie kontraproduktiv. Die Landwirtschaftskammer fordert deshalb, dass Lebensmittel nicht bei Aktionen im Supermarkt zu Dumpingpreisen verschleudert werden.
Ein Viertel als Lockangebote
Knapp ein Viertel der Frischeprodukte werden in Österreich bereits als Lockangebote mit teilweise hohem Preisnachlass angepriesen. Laut Roll-AMA-Erhebung sind es 24,8 Prozent bei Milch und Milchprodukten und sogar 34,8 Prozent bei Fleisch und Geflügel (siehe Grafik), die während eines Jahres unter dem Normalpreis verkauft werden. Natürlich: Aktionspreise bei Lebensmitteln sind für den Landwirt nicht nur nachteilig, denn sie dienen auch oft der “Markträumung” bzw. kann so die Absatzmenge erhöht werden. Allerdings ist laut Reisecker der Anteil an Diskontpreisen in Österreich im EU-Vergleich extrem hoch. Die Aktionitis erzeuge außerdem bei den Konsumenten ein völlig falsches Preis-gefühl mit der Folge, dass die nicht vom Diskontangebot erfassten Waren automatisch als (zu) teuer eingestuft würden. Zudem führten Aktionen à la “Nimm 2, zahl 1” meist nur zu größeren Einkaufsmengen, die letztlich oft nicht konsumiert werden. Bei Gesprächen mit dem Lebensmittelhandel zeigten diese zwar Verständnis für Reiseckers Anliegen. “Meist heißt es dann aber: Der Mitbewerber macht‘s auch”, so Reisecker. Bei einer Marktmacht von 85 Prozent der drei großen Handelsketten Rewe, Spar und Hofer ein nicht unwesentlicher Aspekt.
Convenience: Woher stammen die Zutaten?
Einen weiteren Aspekt, der die heimische Lebensmittelproduktion unter Druck bringt, sieht Kammerdirektor Friedrich Pernkopf in den verarbeiteten Produkten – und zwar dann, wenn dafür billige Ausgangsprodukte verwendet werden. Gerade die Palette der Convenience-Produkte, also der “bequemen Fertiggerichte”, wird immer umfangreicher. “Wer jedoch die Herkunft auf den Zutatenlisten he-rausfinden will, ist oft zum Scheitern verurteilt”, so Pernkopf.
Einen Ausweg sieht die Landwirtschaftskammer wie bereits mehrfach gefordert, in einer Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel. Anders als bei Frischfleisch muss die Her-kunft für verarbeitete Lebensmittel nicht angegeben werden. Argumente der Lebensmittelindustrie, dass eine solche Transparenz nicht möglich sei, lässt Pernkopf nicht gelten: “Über die gesamte Verarbeitungskette bestehen Rückverfolgungssysteme.” Sinn hat eine solche Regelung nur EU-weit – und dort gibt es derzeit noch ein kräftiges Tauziehen zwischen Lebensmittelindustrie, den Verbraucherverbänden und der Landwirtschaft.