Wenn ein linkshändiges Kind gezwungen wird, immer die rechte Hand zu benutzen, wird die dominante Gehirnhälfte ständig unterfordert, die schwächere permanent überfordert. Die Folgen sind gravierend und können das ganze Leben negativ beeinflussen. Folgeschäden wie Minderwertigkeitskomplexe und psychosomatische Beschwerden sind regelrecht vorprogrammiert.
Sich frei entfalten
Linkshänder wurden früher fatalerweise oft zu Rechtshändern umerzogen. Leider kommt es nach wie vor oft zu einer versehentlichen Umerziehung linkshändiger Kinder. Bemerken die Eltern die Linkshändigkeit ihres Kindes nicht, behandeln sie es meist automatisch wie einen Rechtshänder. Wichtig für Eltern ist, dass sie von Anfang an keinen Einfluss auf den bevorzugten Gebrauch einer Hand ausüben. Deshalb gilt: Geben Sie ihm nichts von vornherein in die rechte Hand. Den Löffel für Kleinkinder immer in die Mitte des Tellers legen. Wird er rechts oder links platziert, greift das Kind meist automatisch mit der naheliegenden Hand danach und unterdrückt so vielleicht seine Händigkeit. Geben Sie dem Kind Spielzeug nicht in eine bestimmte Hand, sondern versuchen Sie, es mittig zu reichen. Stellen Sie Spielzeug zur Verfügung, das mit beiden Händen gleich gut greifbar ist. Bei der Bezeichnung “Ergonomisch geformt” ist Vorsicht geboten: Diese bezieht sich fast immer auf Rechtshänder. Verzichten Sie auf Kinderzahnbürsten mit Motiven, da sie bei Verwendung der linken Hand meist auf dem Kopf stehen. Trinktassen für Kinder brauchen auf beiden Seiten die gleiche Bemalung. Versuchen Sie, einem linkshändigen Kind bestimmte Handgriffe, wie das Binden einer Schleife, möglichst mit links zu zeigen. Einem Rechtshänder mag das schwerfallen: Positionieren Sie sich dafür am besten gegenüber dem Kind, damit es die Bewegungen spiegelbildlich nachahmen kann. Kleine Kinder dürfen mit der linken Hand grüßen. Das Kind hat in seinem späteren Leben noch genug Zeit, diese Höflichkeitsform zu erlernen – zunächst geht auf jeden Fall die ungestörte Entdeckung der Händigkeit vor. Dasselbe gilt für das Halten des Bestecks. Linkshänder sollten links außen an einem Tisch sitzen, damit sie rechtshändige Tischnachbarn nicht stören.
Den Schulalltag erleichtern
Auch in der Schule sollte auf die Tischplatzierung geachtet werden, da der Lichteinfall für Linkshänder beim Schreiben idealerweise von rechts kommt. Um dem Kind den Schulalltag zu erleichtern, sollten sie mit speziellen Produkten für Linkshänder, wie z. B. einer Schere, einem Füllfederhalter, einem Bleistiftspitzer oder Musikinstrumenten, versorgt werden. Beim Durchblättern der Kataloge von Linkshänder-Geschäften fällt oft erst auf, wie viele Alltagsgegenstände für Rechtshänder konzipiert sind. Manche Linkshänder schreiben anfangs viele Buchstaben in Spiegelschrift. Das ist kein Grund zur Sorge oder gar ein Anhaltspunkt für Legasthenie. Das Kind wird sich sehr bald an die korrekte Schreibrichtung gewöhnen.