Sauenhaltung im Außenbereich wird von vielen Schweinehaltern mit einem nicht unerheblichen Kostenvorteil in Verbindung gebracht. Dass diese Art der Tierhaltung jedoch auch nicht ganz unproblematisch ist, zeigen die langjährigen Erfahrungen auf der Strathmore Farm in Kinalty Haughs, Glamis, By Forfar, Schottland. Auf dem Großbetrieb mit über 1000 Hektar Ackerfläche wird auch Schweinehaltung im geschlossenen System mit 680 Freilandsauen betrieben. Die Sauenhaltung ist nach dem “Freedom Food Accredited” Programm zertifiziert. Kernelement dieses Programms ist, dass die Sauen, Ferkel und Mastschweine zu keiner Zeit auf Spalten gehalten werden dürfen. Der Zahlungszuschlag hierfür ist mit zehn Pence-Sterling (ca. 13 Euro-Cent) pro Kilogramm Schlachtgewicht festgesetzt.
Sauenhaltung auf Stroh, Deckzentrum im Rundstall
Die Assistent Farm Managerin der Strathmore Farm, Kathleen Smurthwaite, berichtet, dass man schon seit Jahren auf der Suche nach einem Stallsystem für den Wartebereich und das Deckzentrum war. Gerade in diesen Arbeitsbereichen kann die Arbeit bei Außenhaltung sehr unangenehm sein. Weiters haben auch die zahlreich vorhandenen Möwen dem Schweinefutter gut zugesprochen und erhebliche Mengen für sich beansprucht.
Kathleen: “Als wir das erste Mal ein Roundhouse im Rinderbereich gesehen haben, erkannten wir sofort, dass dies auch ein Stall für unsere Sauen sein könnte.” Da ein Roundhouse zuvor noch nicht als Schweine- bzw. Sauenstall gebaut worden war, beteiligte sich die Farm bei der Planung. So wurde die in den Rinderställen vorhandene Fang- und Behandlungsanlage gegen einen zentralen Servicebereich zur Besamung der Sauen und zur Aus- und Aufstallung ausgetauscht. Zudem konnte auf einen außen liegenden Fütterungsbereich verzichtet werden, wodurch der Liegebereich der Sauen größer wurde. Ferner war es wichtig, die Sauen auf Stroh aufzustallen – das Roundhouse eignet sich dazu optimal.
Insgesamt wurden auf der Farm zwei Rundställe zu je 250 Sauen errichtet. Der Deckbereich im Roundhouse wurde so gestaltet, dass die Sauen optimale Verhältnisse vorfinden. Jeweils Donnerstags im Drei-Wochen- Rhythmus kommen etwa 95 abgesetzten Sauen aus dem Außenbereich in den Stall. Am Tag darauf (Freitag) kommen zur Brunststimulation die Eber in die Gruppen. Diese bleiben bis Sonntag früh, ehe sie aus den Gruppen entfernt werden. Am nächsten Tag (Montag) beginnen die Besamungen, die nach 24 Stunden wiederholt werden. Wichtig ist, dass während und direkt nach der Besamung ein intensiver Eberkontakt erhalten bleibt. Besamt werden die Sauen im Zentralbereich des Rundstalls, in dessen direkter Nachbarschaft, nur mit einem Gatter getrennt, zwei Eber untergebracht sind. Direkt nach der Besamung werden die Sauen in ein spezielles, benachbartes Abteil gebracht, an dem sich weitere Eberbuchten befinden, um auch direkt nach der Besamung den Eberkontakt zu gewährleisten. “Dieser intensive Eberkontakt wirkt sehr beruhigend auf die Sauen und verbessert die Besamungsergebnisse”, erklärt Smurthwaite. Die Trächtigkeitsrate nach diesem ersten Besamungsdurchgang beträgt 88 Prozent. Um Umrauscher herauszufiltern und gegebenenfalls im Natursprung zu decken, wird zwei Tage nach der zweiten Besamung ein Eber zu den Sauen gelassen. Nach fünf Wochen folgt dann eine Trächtigkeitsuntersuchung mittels Ultraschall. Zur Geburt und zur Ferkelaufzucht sind die Tiere dann wieder in ihren Hütten im Außenbereich untergebracht.
Benedikt Rodens