Kooperation anstatt Konkurrenz. So kann die Zusammenarbeit mehrerer Generationen am
bäuerlichen Familienbetrieb gelingen. Eine klare Ansage der Sozial- und Lebensberaterin Susanne Fischer. Doch wie sieht dies im Detail aus? „Grundsätzlich funktioniert ein Arbeitssystem anders als ein Familiensystem“, so Fischer. „Klare Strukturen sind notwendig. Ein Betrieb braucht nicht Vater, Mutter und Kinder, sondern vor allem eine gute Führung.“ Jeder/jede muss wissen, wer ist der Chef, die Chefin und wer sind die Mitarbeiter? Was müssen diese können und leisten? Auch zwei Chefs sind möglich, vorausgesetzt die Kompetenzen sind eindeutig aufgeteilt. Aber vor allem muss der Chef/die Chefin auch diese Position einnehmen und dazu stehen. Schließlich hat er/sie die Rechnungen zu bezahlen, abgeschlossene Verträge zu erfüllen und weiterführend die Letztverantwortung zu tragen.
Das Mindeste an Ausgleich ist ein „Bitte“ und „Danke“
Auch die Fähigkeit zur Delegation ist notwendig. Jeder Mitarbeiter muss darüber Bescheid wissen, was er wann zu tun hat, welche Arbeiten anstehen und ob Arbeitsspitzen zu erwarten sind. Eine gute Voraussetzung dafür bilden regelmäßige Arbeitsbesprechungen. Dies ist am Bauernhof möglich und anzuraten – trotz der wetterabhängigen Arbeitsabläufe und trotz der daraus schließenden Spontanität im Tun. Zu den Aufgaben eines Betriebsleiters gehört auch, darauf zu achten, dass die Mitarbeiter nicht überlastet sind. Daher: Wenn Eltern nach der Übergabe am Hof mithelfen, ist zu überlegen, was ihnen an Arbeit zuzumuten ist. Im Sinne beider Generationen rät Fischer dazu, die Altbauern von der Arbeit am Hof nicht auszuschließen. Die Älteren fühlen sich nach wie vor gebraucht. Für die Übernehmer können diese als erfahrene, bemühte und auch günstige Arbeitskräfte fungieren. „‚Wir helfen zusammen. Mir – nicht dem Betrieb – hilft wer‘ ist hier eine gute Grundeinstellung“, sagt Fischer. „Aus dieser Haltung heraus, kann man auch ‚Bitte‘ und ‚Danke‘ sagen.“ Denn: Mit der Hilfe der Eltern sollte man genauso umgehen wie mit jener der Nachbarn: Auf Ausgleich achten. Dabei muss Geld keine Rolle spielen. Fehlender Ausgleich sei, so Fischer, oft die Ursache von Schieflagen und Missstimmung. Unausgesprochenes verschlechtert zunehmend das Zusammenleben. „Der Umgangston wird gereizt, Unmut darüber, was wer anderer tut oder nicht tut, Abwertung und Antipathie sind die Folge“, sagt Fischer. Darum: Jeder sollte etwas für seine Mithilfe bekommen. Das Mindeste ist allerdings „Bitte“ und „Danke“ zu sagen. Jeder, der mitarbeitet, sollte sich zudem überlegen, was er als Gegenleistung will.
Für ein erfolgreiches Zusammenleben und -arbeiten am Bauernhof gilt zusammenfassend: Kooperation in der Arbeit und getrenntes Wohnen als Grundvoraussetzungen, Respekt und Toleranz als Grundhaltungen.
Hilfe von Außen: Beratungs- und Seminarangebote
- OÖ Bauernbund-Kooperation mit Mediatoren, die im Gebiet der Landwirtschaft über besondere Qualifikation verfügen. Infofolder im OÖ Bauernbund erhältlich unter Tel. 0 732/77 38 66-0
- Ländliches Fortbildungsinstitut (LFI):
– Die gelungenen Hofübergabe/Hofübernahme
– Den Hof übernehmen – und gut miteinander leben und arbeiten
– Für ein gutes Miteinander – am Hof, im Betrieb, mit mehreren Generationen
– Als Paar gut leben und arbeiten am Hof - Bäuerliches Sorgentelefon: Tel. 0 810/67 68 10
- Susanne Fischer, Sozial- und Lebensberaterin, www.susannefischer.at
„Herein“ als Schlüsselwort für den Eintritt ins Reich der anderen
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