Rund 70 Millionen Tonnen Abfälle aller Art sind im Jahr 2020 in Österreich angefallen. Von dieser gigantischen Müll-Menge entfallen jährlich rund 1 Million Tonnen auf wertvolle Lebensmittel.
“Jeder Müll, den wir erzeugen, muss entsorgt und verwertet werden, sprich: Er kostet Geld. Auf dem Weg zur Abfalltonne vergessen wir aber auch gerne, dass für jedes Produkt, das darin landet, wertvolle Ressourcen wie Boden, Wasser, Energie, Arbeitsleistung etc. zur Herstellung benötigt wurden“, betonte Irene Neumann-Hartberger, Bundesbäuerin und Abgeordnete des Bauernbundes im Nationalrat, anlässlich des „Welthauswirtschaftstages“ am 21. März. Der stand heuer unter dem Motto „Waste Literacy“ („Abfallbildung“).
Neumann-Hartberger machen vor allem die großen Mengen an weitgehend noch genießbaren Lebensmitteln in den Abfalltonnen besonders zu schaffen. Jährlich fallen 1 Mio. t Lebensmittelabfälle in Österreich an. Und die Mehrzahl davon – 521.000 t – geht im wahrsten Sinn des Wortes auf das Konto der Haushalte. Dabei würden gerade ein bedachter Einkauf, richtige Lagerung und das Wissen um Haltbarkeits- und Ablaufdatum für weniger Lebensmittelabfälle sorgen, so die Bundesbäuerin. Auch Mehrwegverpackungen und Reparatur statt Neukaufe würden helfen, Abfälle zu vermeiden. Das sei für jede Konsumentin, jeden Konsumenten in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten bedeutsam, so Neumann-Hartberger.
Zusammenhänge (er)kennen helfe weiters, das eigene Handeln zu überdenken. Gleichzeitig geht es Neumann-Hartberger darum, Bewusstsein für die wertvollen Ressourcen zu schaffen, welche zur Herstellung von Lebensmitteln notwendig sind: So werden für 1,5 kg Bauernbrot rund 24.000 Getreidekörner benötigt. Diese Menge wächst auf etwa 1,4 m² Ackerland, wie auf der Plattform „Die Esserwisser“ nachzulesen ist. Hinzu kommen Wasser, Dünger, Energie, Zeit, Arbeitskosten, Know-how und vieles mehr. Die Bundesbäuerin: „All dessen muss man sich bewusst sein, um den Wert eines Produktes zu schätzen und sich über den sorglosen Umgang damit Gedanken zu machen.“ Hauswirtschaftsbildung, wie sie derzeit nur noch an elf landwirtschaftlichen Schulen in Österreich gelehrt werde, erweitere das Wissen darüber, wie Ressourcen auf Verbraucherebene verantwortungsvoll genutzt werden können, ist Neumann-Hartberger überzeugt. Dieser Unterrichtsgegenstand spiele eine wichtige Rolle bei der Änderung unseres alltäglichen Verhaltens. „Können wir es uns heutzutage wirklich leisten, unbedacht zu handeln, nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern ebenso mit Blick auf wertvolle Ressourcen, Umwelt und Klima?“, gibt Neumann-Hartberger zu bedenken. Die Antwort sollte klar sein.
Was ist Abfall?
Laut Duden sind Abfälle „Reste, die bei der Zubereitung oder Herstellung von etwas entstehen; unbrauchbarer Überrest“. Abfälle im rechtlichen Sinn sind nach dem Abfallwirtschaftsgesetz grundsätzlich bewegliche Sachen, „deren sich der Besitzer entledigen will oder entledigt hat“ (= subjektiver Abfallbegriff) oder „deren Sammlung, Lagerung, Beförderung und Behandlung als Abfall erforderlich ist, um die öffentlichen Interessen nicht zu beeinträchtigen“ (= objektiver Abfallbegriff). Dem österreichischen Bundesgesetz, wie auch der Abfallagenda der EU, liegt eine klar definierte Hierarchie zugrunde:
1. Abfallvermeidung;
2. Vorbereitung zur Wiederverwendung;
3. Recycling;
4. Sonstige Verwertung, wie etwa energetische Verwertung;
5. Beseitigung.
- Bildquellen -
- Neumann Hartberger Irene: Parlamentsdirektion/Simonis
- A Garbage Can With Unused Food. Food Waste As A Global Problem I: „Lebensmittel sind ein wertvolles Gut. Zu schade für den Abfall“, sagt die Bundesbäuerin.