Zöliakie: Krankheit mit vielen Gesichtern

Bei Gluten handelt es sich um das Klebereiweiß von Getreidesorten wie Weizen, Gerste, Roggen, Hafer und deren Abstammungen. Sie sorgen für die Backfähigkeit von Brot, Gebäck und Kuchen.

Sind Ihnen im Supermarkt schon einmal Produkte aufgefallen, die frei von Gluten sind? Das Klebereiweiß von Getreidesorten wie Weizen, Gerste, Roggen, Hafer und deren Abstammungen sorgt bei Zöliakieerkrankten für eine Vielzahl an Beschwerden. Foto: Wodicka

Doch manche Menschen bezahlen dafür einen hohen gesundheitlichen Preis. Die Erkrankung Zöliakie betrifft Menschen, die Gluten nicht vertragen. Durchfälle, Blähungen, Bauchbeschwerden, aber auch Abgeschlagenheit oder ungewollter Gewichtsverlust sind nur einige Symptome, die auftreten können. In unseren Breiten ist etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung von Zöliakie betroffen und sie kann in jedem Lebensalter auftreten. Der Verzehr von Gluten führt dann zu einer Schädigung der Darmschleimhaut, und dies beeinträchtigt die Aufnahme von Nährstoffen.
Die wachsende Zahl von Menschen, die an Zöliakie erkranken, kann teilweise auf die Verbesserung der Diagnosetechniken und auf ein steigendes Bewusstsein für diese Krankheit zurückgeführt werden. Es wird jedoch vermutet, dass auch unsere Ernährungsgewohnheiten und Umweltkomponenten für die Zunahme verantwortlich sind.
Diagnose
Vor der Diagnose Zöliakie haben die meisten Betroffenen einen wahren Marathon an Arztbesuchen hinter sich. Die Vielzahl an Symptomen, wie z. B. Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Blähungen, abnorme Stühle oder auch Eisenmangelanämie können unterschiedlich ausgeprägt sein, und es dauert oft viele Jahre, bis mittels Blutbild, Antikörperbestimmung (tTG=Tissue-Trans-
glutaminase-Antikörper) und einer Gastroskopie mit Duodenalbiopsie die Diagnose gestellt werden kann.
Therapie
Zöliakie ist nicht heilbar, mit einer glutenfreien Ernährung aber sehr gut therapierbar. Lebenslang muss Gluten streng vermieden werden. Für Betroffene heißt dies, viele herkömmliche Lebensmittel zu ersetzen. Spezialprodukte gibt es mittlerweile bereits in jedem Supermarkt. Die Produkte werden mittels einer durchgestrichenen Getreideähre gekennzeichnet. Gluten ist allerdings auch in Lebensmitteln enthalten, die man nicht mit Getreide in Verbindung bringt, z. B. Pommes oder andere Fertiggerichte. Auch wenn man zu Hause in Gerichte kein Mehl einarbeitet, wie z. B. in ein Eieromelett, so kann das im Restaurant oder in der Kantine vorkommen. Deshalb genau auf die Allergenkennzeichnung achten und im Zweifelsfalle nochmals das Personal um Informationen bitten. Die Kennzeichnungspflicht ist ein guter Schritt, um Menschen mit Zöliakie bei der Essensauswahl außer Haus zu helfen. Sie umfasst jedoch nicht die Spurenkennzeichnung (z. B. kann Spuren von Weizen enthalten) oder mögliche Kontaminationen in der Küche (z. B. Mehlstaub oder Geräte, in denen vorher nicht glutenfrei gekocht wurde).
Es zeichnet sich weiters ein Trend ab, dass Menschen ohne Erkrankungen auf Gluten verzichten. Aus heutiger wissenschaftlicher Sicht bringt dies keine gesundheitlichen Vorteile. Glutenfreie Produkte sind erheblich teurer als normale Lebensmittel, und glutenfrei ist kein Garant für „besonders gesund“. D. h. glutenfreie Kekse oder Fertiggerichte können genauso hohe Fett- und Zuckeranteile aufweisen wie Produkte mit Gluten.

Andrea Kasper-Füchsl stammt aus dem Mühlviertel und ist seit elf Jahren freiberufliche Diätologin.

Andrea Kasper-Füchsl
Foto: ByCharly_Artmann

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