Die diesjährige Almsaison ist vor allem vom Thema Wolf geprägt. Wolfschutzmaßnahmen werden einerseits gefordert, andererseits belegen Berichte, dass diese nur schwer bis gar nicht umsetzbar sind. So auch auf der Versing Alm im Gemeindegebiet von See. Auch von dieser Alm wurden die Schafe heuer bereits frühzeitig abgetrieben. Die Alm wurde von Experten begutachtet, wobei festgestellt wurde, dass zusätzliche Schutzmaßnahmen nicht umsetzbar bzw. unverhältnismäßig teuer sind. Obmann der Alm ist Bernhard Pircher, der einen hochkarätig besetzten Lokalaugenschein mit Vertretern aus Politik, Jägerschaft, Tourismus und Landwirtschaft gemeinsam mit dem Verein almohnewolf.at organisierte. Betroffene Almbauern trafen sich auf Einladung von Vereinsobmann Josef Hechenberger zum Lokalaugenschein mit den EU-Parlamentarierinnen Simone Schmiedtbauer und Barbara Thaler.
Die Umsetzung von Schutzmaßnahmen wird bei der bestehenden Almstruktur und –bewirtschaftung als wenig realistisch angesehen. Vor allem die unverhältnismäßig hohen Kosten werden dabei angeführt, aber auch mögliche Konflikte mit der touristischen Nutzung erwähnt. „Der lettische Umweltkommissar sagt, dass eine Entnahme von Wölfen möglich ist, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen. Wenn man sich hier umsieht, bestätigt sich, dass wirksamer Schutz von Herden vor Wölfen im Alpenraum kaum möglich ist. Das müssen wir auch der Europäischen Kommission klar machen“, stellt sich MEP Barbara Thaler hinter die Tiroler Bauernfamilien. MEP Simone Schmiedtbauer unterstreicht das: „Ein Nebeneinander von Wölfen und Nutztieren in dieser Kulturlandschaft ist Illusion. Wir müssen national anpacken und den Rahmen der Möglichkeiten, den die FFH-Richtlinie vorgibt, vollends ausschöpfen. Entnahmen von Wölfen im Rahmen der Ausnahmeregelungen sind möglich, dazu bedarf es einer wirksamen Auseinandersetzung mit der Umweltseite und einen starken politischen Willen!“ Landtagsvizepräsident und Bürgermeister von Galtür, Anton Mattle, freute sich über die hochkarätig besetzte Diskussionsrunde: „Für die Entnahme von Problemwölfen braucht es einen der Situation gerecht werdenden rechtlichen Rahmen – das wird uns nur gelingen, wenn wir auf allen Ebenen zusammenhalten.“
Wolf als Spendenmaximierer
Auch Bezirksbauernobmann Elmar Monz und Peter Raggl waren beim Austauschgespräch dabei. Die Empörung im Tiroler Oberland ist derzeit groß und das nicht nur wegen der zahlreichen Wolfsrisse. Bereits nachdem von einem Schafbauern in Kooperation mit dem WWF ein Schafpferch auf einer, mit dem Auto gut erreichbaren, einschnittigen Wiese auf der Tschey als Vorzeigeprojekt in Sachen funktionierendem Herdenschutz medienwirksam vermarktet wurde, fühlten sich viele Bauern im ganzen Land Tirol gefrotzelt. „Jeder, der in Tirols Bergwelt unterwegs ist, weiß um die Beschaffenheit unserer Schafalmen und es leuchtet auch einem Nicht-Bauern ein, dass dort das Errichten von Elektrozäunen und Schafpferchen in den allermeisten Fällen schlichtweg nicht möglich ist“, so Bezirksbauernobmann Elmar Monz. „Die Bauern in Tirol haben ein großes Problem mit dem Wolf. Bereits auf zehn Almen mussten die Tiere abgetrieben werden und der WWF nutzt diese Problematik schamlos aus, um seine Spendeneinnahmen zu maximieren“, ärgert sich Monz. „Um Spenden zu lukrieren, scheint dem WWF jedes Mittel recht zu sein. Blickt man auf die Homepage des WWF, so findet man dort die Möglichkeit, eine Wolfpatenschaft abzuschließen. Beworben wird unter anderem, dass bei einer Patenschaft von 15 Euro im Monat Nutztierhalter bei der Anschaffung von Elektrozäunen, Herdenschutzhunden und bei der Bezahlung der Hirten vom WWF unterstützt werden. Jetzt frage ich mich nur, wohin diese Gelder in der Realität fließen. Bis jetzt ist mir kein Bauer in Tirol bekannt, der vom WWF tatsächlich Unterstützung erhalten hätte.“ Abschließend fordern Raggl und Monz: „Der WWF soll endlich aufhören, auf dem Rücken unserer Bauern Spenden zu maximieren und unrealistische Lösungen in Sachen Herdenschutz zu inszenieren und propagieren. Kehrt der Wolf in den intensivst genutzten Alpenraum zurück, steht der Erhalt der seit Jahrhunderten gepflegten traditionellen Tiroler Almwirtschaft auf dem Spiel.“
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- Foto2: Manzl