Noch nie wurde so viel darüber gesprochen, was wir zu uns nehmen und wo unser Essen herkommt. Der Trend zur Regionalität ist dabei nach wie vor ungebrochen. Auch beim Außer-Haus-Verzehr wird mittlerweile vermehrt auf die Herkunft der Lebensmittel geachtet. “Immer mehr Konsumenten stellen sich die Fragen: Woher kommen die Produkte? Wo wurden sie verarbeitet? Wo werden sie verkocht?”, berichtet Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Laut einer Studie der “AMA-Marketing” wünschen sich knapp 70 Prozent der Konsumenten, dass Gasthäuser und Restaurants die Herkunft der verarbeiteten Produkte auf der Speisekarte kennzeichnen. Immer mehr Gastronomen wollen nun dieser Umfrage Rechnung tragen.
Regionstypische Produkte und Gerichte
Seit acht Jahren gibt es das “AMA-Gastrosiegel”. Aufbauend auf diese Rohstoffzertifizierung haben nun alle Bundesländer ihre landesspezifischen Besonderheiten eingebracht. Die zwei zusätzlichen Kategorien sind regionstypische Rohstoffe sowie Leitprodukte aus den Genussregionen. In Oberösterreich bietet die Gastro-Initiative vom Genussland die Möglichkeit zur Erweiterung des Siegels: Wer vier regionstypische Gerichte sowie drei Getränke aus dem Genussland verwendet, kann an dem Projekt “AMA-Gastrosiegel Region Plus” teilnehmen. Das Projekt ist sehr erfolgreich angelaufen, wie Margit Steinmetz-Tomala vom Genussland Marketing erzählt: “Seit April haben sich mehr als 50 oberösterreichische Wirte entschieden, an der Initiative teilzunehmen. Wir rechnen damit, dass die Zahl bis zum Herbst auf 75 ansteigen wird.” Teilnehmende Wirte können sich so von ihren Mitbewerbern abheben und zeigen, dass sie auf geprüfte regionale Qualität setzen.Thomas Mayr-Stockinger, Obmann der Gastro-Fachgruppe in der OÖ Wirtschaftskammer, sieht dabei vor allem den per-sönlichen Kontakt als wichtigen Faktor. “Vertrauen ist hier die Basis für eine gute Beziehung. Der Lieferant muss meine Ansprüche und die des Betriebes genau kennen. Dazu gehört auch, die rasche Verfügbarkeit der Produkte in ausreichender Menge sowie kurze Lieferwege und ein hohes Maß an Flexibilität.”
Faire Einkommen in der Landwirtschaft
Für Hiegelsberger braucht es neben dem Bekenntnis zur Regionalität aber auch ein klares Bekenntnis aller Abnehmer zu einer realistischen Preisgestaltung für faire Einkommen in der Landwirtschaft. Eine Umfrage von “atkearney” hat ergeben, dass die Konsumenten eine Mehrpreisbereitschaft von bis zu 15 Prozent bei regionalen Produkten aufweisen. Dieses Umdenken kommt nicht von ungefähr. Sowohl die Bäuerinnen und Bauern selbst, als auch der Bauernbund, bemühen sich um eine intensive Bewusstseinsbildung. Die Herkunftskennzeichnung spielt hier eine gewichtige Rolle: “Bei Produktgruppen wie Obst, Gemüse, Eiern, Frischfleisch, Wein und Rindfleisch ist die Kennzeichnung EU-weit bereits verpflichtend anzuführen. Bei verarbeiteten Produkten hingegen, ist sie noch nicht umgesetzt. Der Konsument hat aber ein Recht darauf zu wissen, woher die Hauptrohstoffe bei verarbeiteten Produkten stammen”, fordert Bauernbund-Landesobmann Hiegelsberger auch hier eine europaweit einheitliche Kennzeichnung.