Die heurige Wintertagung steht unter dem Motto „Wir leben Innovation aus Tradition! Die Bäuerinnen und Bauern zwischen Versorgungssicherung, Preisdruck und Klimazielen“. 150 Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Politik und Praxis teilen ihre Erfahrungen und ihr Wissen an Tagungsorten in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark und Tirol. Zudem werden die Live-Mitschnitte aller Fachtage im Anschluss in der Wintertagungs-Mediathek bereitgestellt. 

Der Eröffnungstag am 23. Jänner im Austria Center Vienna steht traditionell im Zeichen der Agrarpolitik. Es folgen die Schwerpunkttage zu Gemüse-, Obst- und Gartenbau (24.1.) an der HBLFA Schönbrunn in Wien, Weinwirtschaft und Geflügelhaltung (beide 25.1.) am IMC Campus Krems und in Hatzendorf, Kommunikation (26.1.) in der Österreichischen Kontrollbank in Wien, Landtechnik sowie Berg und Wirtschaft (beide 29.1.) am Francisco Josephinum Wieselburg und in der HBLFA Tirol in Rotholz, Ackerbau und neu Fischereiwirtschaft (beide 30.1.) in der LK Niederösterreich in St. Pölten sowie bei Waldland in Oberwaltenreith, Schweinehaltung (31.1.) an der HLBLA St. Florian und Grünland- und Viehwirtschaft (1.2.) an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein.

Quelle: ÖSFO
Die Live-Mitschnitte werden später via Mediathek bereitgestellt.

Organisiert wird die Wintertagung vom Ökosozialen Forum Österreich (ÖSFO). Deren Generalsekretär Hans Mayrhofer: „Wir suchen wieder nach Strategien für eine nachhaltige und resiliente Agrarwirtschaft. Gemeinsam wollen wir diskutieren, wie unsere Landwirtschaft künftig aussehen soll, um unsere Lebensmittelproduktion und -sicherheit weiter zu gewährleisten.“ Alle Termine, die detaillierten Tagesprogramme sowie Infos zu Weiterbildungsstunden findet man auf der Webseite der Wintertagung. Eine Vorab-Anmeldung online zu den jeweiligen Tagungen ist erforderlich, es gibt vor Ort keinen Ticketverkauf.

Wie hoch ist die Teilnahmegebühr für die 71. Wintertagung? Es gibt Einzel- und Kombitickets. Alle Fachtage online als Komplettpaket gibt es um 165 Euro, mit LFBIS-Nummer um 83 Euro, für Studierende/Landjugend um 55 Euro. 

Mayrhofer: „Man kann unsere Tagung überall mitverfolgen: im Büro, daheim, am Acker oder sogar im Stall.“ 

Die Teilnahmegebühren der einzelnen Fachtage findet man mit den jeweiligen Programmen auf der Webseite. Nach erfolgreicher Buchung werden die Tickets (für Präsenz) oder die individuellen Zugangsdaten (für Online) per E-Mail zugeschickt. Damit kann man am gewählten Fachtag teilnehmen und erhält Zugriff auf die tagesspezifischen Inhalte der Mediathek.

Einige Programmhöhepunkte vorab: Am Eröffnungstag Agrarpolitik referieren und diskutieren nach der Begrüßung durch ÖSFO-Präsident Stephan Pernkopf EU-Haushaltskommissar Johannes Hahn, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, der EU-Abgeordnete des Bauernbundes Alexander Bernhuber, Rewe International-Chef Marcel Haraszti sowie Alexandra Gruber von der Tafel Österreich. Am Nachmittag treten dort der Boku-Pflanzenzüchter Hermann Bürstmayr, der deutsche Agrarökonom Stephan von Cramon-Taubadel von der Uni Göttingen sowie Bauernbund-Präsident Georg Strasser auf.

Für den Fachtag für Gemüse-, Obst- und Gartenbau wurden Experten auch aus Deutschland und Südtirol gewonnen, am Fachtag für die Geflügelwirtschaft ist Tierernährungs-Professor Wilhelm Windisch aus München online zugeschaltet. Am Fachtag für den Weinbau geht es heuer um „unternehmerisches Geschick“, Mehrwegflaschen für Wein und die Nährwert-Kennzeichnungspflicht in der Praxis, am Fachtag Kommunikation um die „Landwirtschaft im Fadenkreuz“ sowie „KI im Realitätscheck“. Am Fachtag Landtechnik referieren unter anderen Wolfgang Weichselbaum vom Maschinenring Österreich und Georg Sladek vom Agro Innovation Lab Korneuburg über Investitionen und Innovationen sowie Joachim Bischof aus Sachsen-Anhalt über Mulch- und Direktsaat, am Fachtag Bergwirtschaft geht es um Nachhaltigkeit in der Praxis.

Hochrangig ist auch die Referentenliste auf den Fachtagen für Ackerbau (etwa der Holländer Mark Manshanden von der Uni Wageningen), Schweinehaltung (Andrea Gavinelli von der Generaldirektion Gesundheit der EU-Kommission, Komplexitätsforscher Peter Klimek) sowie Grünland- und Viehwirtschaft (Billa-Einkaufsleiter für Grüne Produkte Andreas Steidl und Nutztierforscher Thomas Guggenberger). Beim neuen Fachtag für die Fischereiwirtschaft geht es um deren nachhaltige Potenziale und innovative Beispiele aus der Praxis.

Eine „Kuhle Sache“ ist erstmals auch das Spezialpaket für junge Landwirte von 31. Jänner bis 1.Februar in Schladming. Besucht werden der Kuhstall 2022 und herausragende Zuchtbetriebe.

„Klare Analyse, klare Sprache“

Quelle: ÖSFO
ÖSFO-Präsident Stephan Pernkopf wird die Wintertagung eröffnen.

BauernZeitung: Warum sollten die Bauern nicht wie in Deutschland auf die Straße gehen, sondern am traditionellen Diskussionsformat Wintertagung teilnehmen?

Pernkopf: Die Situation für landwirtschaftliche Betriebe ist nicht einfach, bei uns wie auch in ganz Europa. Proteste sehen wir ja auch in anderen Ländern immer wieder, in Holland, in Frankreich, in Spanien. Der Green Deal hat Ziele, die prinzipiell unterstützenswert sind. Die Umsetzung ist aber nicht zu Ende gedacht und katastrophal in den Bereichen, die vor allem die Landwirtschaft betreffen. In Österreich werden die Sorgen der Bauern von der Politik zum Glück gehört. Das sieht man auch an konkreten Ergebnissen. Während in Deutschland 1 Mrd. Euro bei den Bauern gekürzt werden soll, wurden bei uns die GAP-Prämien um 8 Prozent angehoben. Bei uns sind die Entscheidungsträger vom Gemeinderat über EU-Parlamentarier bis zum Minister immer unterwegs und mit den Familienbetrieben im Gespräch, das ist der Unterschied. Auch zur Wintertagung kommen Politiker aller politischen Ebenen, hören zu und diskutieren mit den Fachleuten und dem Publikum. Beim Auftakt heuer sind etwa EU-Haushaltskommissar Johannes Hahn und Minister Norbert Totschnig dabei.

Was wird auf der Wintertagung noch geboten?

Einerseits Fachinformation, die auch die Auswirkungen europäischer Regeln zeigt. Beim Fachtag Gemüse-, Obst- und Gartenbau werden die deutschen Experten Norbert Laun und Isabelle Lampe darstellen, wo welche Probleme mit dem Verbot einzelner Pflanzenschutz-wirkstoffe entstehen. Zudem gestaltet das Publikum die Tagung mit – durch Fragen, die vor Ort oder online gestellt werden können. Darum lade ich auch alle Bäuerinnen und Bauern dazu ein, sich bei der Wintertagung einzubringen. Agrarpolitik darf niemals ohne die Bauern gemacht werden. Es braucht die kritische Auseinandersetzung. Wer Poltitik von oben macht und Lebensrealitäten ausblendet, gefährdet die Idee Europa.

Wie kann dieser Gefahr begegnet werden?

Bleiben wir im Gespräch und erklären wir die großen Zusammenhänge. Wir können nicht die Produktion in Europa derart einschränken, dass wir unsere Lebensmittel aus aller Welt und zu schlechten Standards erzeugt importieren. Das schadet der Umwelt und macht uns abhängig. Also: Klare Analyse, klare Sprache und auch klare Umsetzung, mit vollem Einsatz.

www.wintertagung.at

- Bildquellen -

  • Wintertagung: ÖSFO
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AUTORRed. BW
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