Gezielte Pflegemaßnahmen im Spätherbst sind eine Voraussetzung, um in der nächsten Saison hochwertiges Wiesenfutter ernten zu können. Die Grünlandnarbe soll „gut“ über den Winter kommen – in die Praxis übersetzt heißt das:
Die Grasnarbe soll möglichst unkrautarm und dicht mit hochwertigen Futtergräsern bewachsen in den Winter gehen.
• Auf eine optimal ausgewogene Nährstoffversorgung ist Bedacht zu nehmen.
• Die Narbe ist vor dem Winter kurz zu halten.
• Unkraut eindämmen
Der Herbst ist die ideale Zeit zur Bekämpfung unerwünschter, wertloser oder giftiger Pflanzenarten. Überhand nehmende Unkräuter wie Ampfer, Hahnenfuß und Doldenblütler sind mit geeigneten Mitteln einzudämmen. Besonderes Augenmerk ist auf die mit der Extensivierung immer mehr aufkommenden Giftpflanzen zu legen. An vorderster Stelle sind hier die besonders giftigen Kreuzkräuter zu nennen. Nach der letzten Nutzung befinden sich diese Giftkräuter meist im Rosettenstadium, in dem sie gut sichtbar sind, was die Beseitigung durch Ausstechen oder Punktbekämpfung wesentlich erleichtert.
Von Vorteil bei der Herbstbekämpfung ist auch, dass die Pflegetätigkeit außerhalb der Arbeitsspitzen anfällt. Durch den geringen Futternachwuchs und die längeren Einwirkzeiten im Herbst ergibt sich ein verbesserter Bekämpfungserfolg. Auch die Wartefrist nach einem Wirkstoffeinsatz ist leicht einzuhalten, da die nächste Futternutzung erst im Frühjahr erfolgt.
Lücken rasch schließen
Eine erfolgreiche Unkrautbekämpfung hinterlässt offene Bodenstellen in der Wiesennarbe. Diese Lücken sind durch Einsaat möglichst rasch zu schließen, damit unerwünschte Unkrautarten nicht aufkommen können.
Nach einer Unkrautbekämpfung sind deshalb noch im Herbst alle lückigen, handtellergroßen Flächen mit den standörtlich bestwüchsigen Grasarten zu begrünen. Bewährt hat sich eine Schlafsaat mit 10 kg/ha. Es sollen möglichst nur wertvolle Gräser aufkommen. Die Schlüsselarten unter den derzeit in Österreich gegebenen Klimabedingungen sind auf Mähwiesen Knaulgras, Englisches Raygras, Glatthafer und Goldhafer.
Auf Weiden führen demgegenüber nur trittfeste, ausläuferbildende Weidepflanzen zum Erfolg. Kleearten wie Weißklee, Hornklee oder Rotklee können nur im Frühjahr eingesät werden, weil sie bei späten Herbstsaaten kaum mehr aufkommen. Grundsätzlich sind größere Lücken in der Narbe im Frühjahr erneut einzusäen.
Futterwiesen sollen nicht zu üppig und hochwüchsig in den Winter gehen. Das Kurzhalten der Wiesenaufwüchse im Spätherbst ist eine wichtige Maßnahme, um Auswinterungsschäden vorzubeugen.
Zehn Zentimeter hoch
Die Aufwuchshöhe zu Vegetationsende soll etwa zehn Zentimeter nicht überschreiten. Es gilt, lagernde Matten zu vermeiden, denn diese werden bevorzugt von Schneeschimmel befallen und wintern in der Folge aus.
Hohe Restfuttermassen bilden zudem auch Mäusen eine gute Deckung und ideale Überwinterungs- und Vermehrungsbedingungen. Die Narbe stirbt auf den befallenen Flächen ab und Unkräuter besiedeln diese Stellen.
Bei Luzerne ist speziell zu beachten, dass die letzte Nutzung nicht zu spät und zu tief erfolgt. Die Schnitthöhe von zehn Zentimetern darf bei Luzerne nicht unterschritten werden, da ansonsten die bodennahen Erneuerungsknospen am Stängel vernichtet würden. Ohne Erneuerungsknospen bildet die Luzerne keinen Nachtrieb und verliert die Ertragsfähigkeit.
Schadnager fangen
Klimaerwärmung und milde Winter lassen die Populationen an narbenzerstörenden und wurzelfressenden Schädlingen in Wiesen wachsen. Dazu zählen: Schwarzwild, Dachs, Krähen, Wühlmäuse, Maulwurf, Engerlinge und Wiesenschnaken.
Zur Abwehr von Nagern hat sich das Aufstellen von Sitzstangen für Greifvögel bewährt. Weitere wirksame Eindämmungsmittel sind das konsequente Fangen der Schädlinge mit Fallen sowie die Beobachtung von Neueinwanderungen. Auch die Eindämmung von Narbenschäden durch Schwarzwild und Krähen erfordert gebietsweise besondere Aufmerksamkeit.
Fahrspuren vermeiden
Bodenbelastungen insbesondere bei nassen Bodenverhältnissen verursachen Schäden an der Wiesenarbe. Beispielsweise kann es aufgrund einer Herbstweide zu Trittschäden kommen, oder zu Fahrspuren durch den letzten Schnitt – all dies verstopft die Grobporen im Boden und hat stauende Nässe zur Folge. Das begünstigt die Ausbreitung schwer bekämpfbarer Ungräser wie Gemeine Rispe und Weiche Trespe. Die Herbstnutzung ist daher an den Niederschlagsverlauf und die Bodenfeuchte anzupassen. Die Beweidung soll nie bei nassen Bodenbedingungen erfolgen.
Düngen mit Gefühl
Die moderate Düngung mit Wirtschaftsdüngern im Herbst räumt die Düngerlager und sichert die Speicherung der Nährstoffe in den Wurzeln. Das führt zu einem früheren und besseren Wiederaustrieb im Frühjahr. Kalium schützt den Pflanzenbestand vor Auswinterung und erhöht die Widerstandskraft gegen Pilzkrankheiten. Um tiefe Fahrspuren und die Ausbreitung von Gemeiner Rispe zu vermeiden, darf nur bei Trockenheit und guter Befahrbarkeit der Flächen gedüngt werden – unter Bedachtnahme der erlaubten Ausbringungsmengen und Zeiträume. Angemessene Ausbringmengen sind bei Gülle 15 m³/ha, bei Stallmist 20 t/ha und bei reifem Kompost oder Rottemist 10 bis 15 t/ha. Beweidetes Grünland braucht keine Herbstdüngung, soll aber durch Mahd der überständigen Futterreste gepflegt und sauber gehalten werden. Damit können sich ungefressene, verschmähte, minderwertige Weidepflanzen oder Giftpflanzen nicht ausbreiten.
Kalk und Phosphor
Kalk und Phosphor sind unverzichtbare, langsam wirkende Pflanzennährstoffe. Für ertragreiche Wirtschaftswiesen ist ein Mindestversorgungsgrad erforderlich. Der pH-Wert des Bodens sollten je nach Bodenschwere im Bereich von 5 bis 6 liegen. Mit ein bis zwei Tonnen kohlensaurem Kalk ist der Mindestbedarf vieler Wiesen für mehrere Jahre gedeckt.
Ein Großteil der Wiesen hat eine Phosphor-Unterversorgung. Der Phosphorbedarf richtet sich vor allem nach dem Ertrag, der Nutzungsintensität und der rückzuführenden Wirtschaftsdüngermenge. Düngepläne ermitteln die exakten Bedarfswerte. Nur mit offiziellen Bodenuntersuchungsergebnissen (um 20 Euro je Probe) sind die exakten Bedarfswerte für NPK und Kalk feststellbar. Kalk und langsam wirkende Phosphatdünger sollen aufgrund geringerer Arbeitsspitzen im Spätherbst, bei guter Befahrbarkeit der Böden, ausgebracht werden.
Mulchen statt verfüttern
Beim letzten Aufwuchs stellt sich immer häufiger die Frage einer geeigneten Nutzung. Für Klein- und Mittelbetriebe ist die Herbstweide ein arbeitswirtschaftlich kostengünstiges Verfahren. Auch bei Futternot ist es von Vorteil, Wiesen bis zum letzten Grasbüschel nutzen zu können. Bei Vielschnittwiesen ist aber das letzte Mähfutter im Jahr von zweifelhaftem Wert. Dieses Futter hat zwar höhere Eiweißgehalte, aber wenig wertvolle Struktur, eine geringe Silierfähigkeit, niedrige Megajoulegehalte und meist auch höhere Erdanteile. Die mitunter sogar anhaftenden Erdpatzen bei mitgeernteten Wurzelresten von Gemeiner Rispe führen zu Futterbelastung durch Bodenkeime wie Listerien und Clostridien. Solches Futter erhöht den Stress und führt zu Mastitisausbrüchen und Leistungsabfall bei Milchvieh.
Die Verwertung des letzten Aufwuchses als natürliche Gründüngung für den ersten Aufwuchs im nächsten Jahr sollte künftig stärker überlegt werden. Der Aufwuchs muss aber geschnitten werden. Das kann durch Mulchen, Schlägeln oder Mahd erfolgen. Dicke Schwaden sind durch Zetten zu verteilen, damit die Narbe nicht abstirbt.
Johann Humer
- Bildquellen -
- 1741 Web02 Stinkende Minze: Humer
- 1741 Web03 Ampferausbreitung: Humer
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