Wertschöpfung im Land halten und Beschäftigung sicherstellen – geht es nach dem jüngsten „Wertschöfpungsbericht“ der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, dann werden diese Zielsetzungen auch im Corona-Jahr 2020 erreicht. Dies gaben der Obmann der Unternehmensgruppe, Erwin Hameseder, und die Autorin der Studie, Anna Kleissner vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung, im Rahmen einer Pressekonferenz am 9. Juni 2021 im Wiener Raiffeisenforum bekannt.
Ökonomischer Fußabdruck
Laut Hameseder soll der Bericht über die rein betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und Geschäftsberichte hinaus aufzeigen, für welche Wirtschaftsleistung die Raiffeisen NÖ-Wien-Gruppe in Österreich steht, welche Investitionen sie auslöst und wie viele Arbeitsplätze sie bereitstellt. Hameseder: “Es geht um wirtschaftliche Effekte, die über das Unternehmen hinaus auch in vor- und nachgelagerten Bereichen ausgelöst werden.” Von aktuellem Interesse ist der Bericht vor allem deswegen, weil er erstmals auch die wirtschaftliche Entwicklung im Corona-Jahr 2020 abbildet.
Bruttowertschöpfung von 2,3 Milliarden Euro
Insgesamt, so Hameseder, standen die Unternehmen der Raiffeisen NÖ-Wien-Gruppe im Jahr 2019 für ein Umsatzvolumen von mehr als 25 Milliarden Euro. Eingeschränkt auf die Unternehmen mit Sitz in Österreich betrug der Umsatz 7,6 Mrd. Euro. Den Beteiligungsanteilen entsprechend lag der Umsatz, welcher Raiffeisen NÖ-Wien zugerechnet werden kann, bei 2,7 Mrd. Euro. Bereinigt um die Vorleistungen ergibt sich aus diesem Umsatzvolumen eine Bruttowertschöpfung von rund 2,3 Mrd. Euro. Die Summe enthält auch jene Effekte, die in vorgelagerten (indirekt) und nachgelagerten (induziert) Bereichen der Wertschöpfungskette erzielt werden. Bezogen auf die Raiffeisen-eigene Bruttowertschöpfung hat das Economica Institut einen Multiplikator von 1,67 errechnet. Das heißt, jeder innerhalb von Raiffeisen NÖ-Wien erwirtschaftete Euro regt weitere 67 Cent an Wertschöpfung in anderen Sektoren an.
Zwei Arbeitsplätze bei Raiffeisen sichern drei weitere in anderen Bereichen
Was die Beschäftigung betrifft, so können Raiffeisen NÖ-Wien rund 8.500 Arbeitsplätze zugerechnet werden. Über die bezogenen Vorleistungen werden in der vorgelagerten Wertschöpfungskette besonders viele Arbeitsplätze (8.660) – nämlich mehr als bei Raiffeisen NÖ-Wien selbst – geschaffen. Auch in der nachgelagerten Wertschöpfungskette – im Wesentlichen in Einzelhandel und Gastronomie – handelt es sich um besonders beschäftigungsintensive Branchen (4.151 Arbeitsplätze). In Summe sichert Raiffeisen NÖ-Wien 21.312 Jobs in Österreich, was einem Beschäftigungsmultiplikator von 2,5 entspricht. Oder anders formuliert: Mit zwei Arbeitsplätzen, die bei Raiffeisen NÖ-Wien geschaffen werden, sind österreichweit drei weitere Arbeitsplätze verbunden
838 Millionen Euro Steuern und Abgaben
Als „sehr beachtlich“ bezeichnete Hameseder auch den Beitrag der Raiffeisen NÖ-Wien-Gruppe zu den Haushalten von Bund und Ländern sowie zur Sozialversicherung. Der gesamte fiskalische Beitrag belief sich im Jahr 2019 auf 838,4 Mio. Euro. Das entspricht in etwa den Energieabgaben, welche bei 866 Mio. Euro liegen. Insgesamt 480,1 Mio. Euro (57,2 %) entfielen auf lohnabhängige Steuern und Abgaben. Bund und Sozialversicherungsträger profitieren mit einem Anteil von 39,2 und 35,3 % am stärksten, gefolgt von den Ländern (11,4 %), Gemeinden (9,8 %) und sonstigen Körperschaften öffentlichen Rechts (4,3 %).
Corona brachte Einbußen beim Gewinn, aber mehr Beschäftigte
Was nun das Jahr 2020 betrifft, so zeigen die Zahlen eine – vor dem Hintergrund der Corona-Krise – erfreuliche Entwicklung. Zwar mussten die Unternehmen der Raiffeisen NÖ-Gruppe selbst hohe Gewinneinbußen hinnehmen, was in einem Wertschöpfungsminus von 12,5 Prozent zum Ausdruck kommt. Durch weiterhin stabile Vorleistungsverflechtungen reduziert sich das Minus über die gesamte Wertschöpfungskette jedoch auf 6,5 Prozent. Geringere Ertragssteuern führen dazu, dass auch das fiskalische Aufkommen um 6,2 Prozent direkt bzw. 3,2 Prozent insgesamt sinkt. Dennoch konnte von den Unternehmen der Raiffeisen NÖ-Wien die Zahl der Beschäftigten – in Köpfen und in Vollzeitäquivalenten – um knapp 500 gesteigert werden (+2,3 %). Mitten in einer, von Rekordarbeitslosigkeit geprägten, Wirtschaftskrise kommt der Jobmotor-Funktion von Raiffeisen NÖ-Wien daher besondere Bedeutung zu.
Hameseder: „Spreche mich massiv für den Standort Österreich aus“
Befragt zu den Konsequenzen aus dem vorliegenden Wertschöpfungsbericht stellte Hameseder fest, dass ihn die ermittelten Effekte „vorsichtig optimistisch“ stimmen. Beispielsweise seien bei der Beschäftigung deutlich schlechtere Werte zu erwarten gewesen. Das Fazit für die Unternehmensgruppe laute deshalb: „Die strategische Ausrichtung stimmt, auch in der Pandemie.“ Weitere Impulse und Investitionen seien im Bereich der Digitalisierung erforderlich. Besonders im Bankensektor sei der Digitalisierungsschub weiterhin stark. Es sei eine Tatsache, dass Unternehmen, die auf Digitalisierung setzen, produktiver und wirtschaftlich stärker sind.
Persönlich setze er sich dafür ein, die Wertschöpfung im Land zu halten. Bei Standortfragen, beispielsweise für Raiffeisen-Rechenzentren, spreche er sich massiv für den Standort Österreich aus. Generell sei es seine „Headquarter-Strategie“, den Sitz der Raiffeisen-Unternehmen im Inland zu halten und damit vor allem auch die Einheiten für Forschung und Entwicklung. Eine Herausforderung sei weiters auch der Erhalt der Zuckerfabrik Leopoldsdorf gewesen, was in einem Kraftakt gemeinsam mit den Bauern bewältigt werden konnte. Ziel sei, die Wertschöpfung und qualifizierte Arbeitsplätze im Inland zu halten. Wichtig seien die Rahmenbedingungen bei der Standortqualität, womit der Raiffeisen Holding-Obmann auch die Politik auf ihre Verantwortung aufmerksam machte.
- Bildquellen -
- W Mag. Erwin Hameseder Dr. Anna Kleissner (c) Raiffeisen NÖ Wien: Raiffeisen NÖ-Wien
- W RIT Haus: Raiffeisen Informatik