Weltfleischtag: Wo sind die guten heimischen Puten?

Österreichs Bäuerinnen und Bauern halten ihre Tiere unter den global betrachtet höchsten Produktionsstandards. Das Wohlergehen der Tiere steht an oberster Stelle. Der Bauernbund macht auf den Wert sowie den sorgsamen Umgang mit dem Lebensmittel Fleisch aufmerksam.

Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass die Putenküken eines ausländischen Produzenten mit dem sogenannten „Toe Trimming“ (Wegschmelzen der Krallen) behandelt werden. Dieses aus Italien stammende Putenfleisch wird auch in einigen österreichischen Supermärkten verkauft. Der Bauernbund fordert ein EU-weites Verbot dieser tierquälerischen Maßnahme sowie eine generelle Angleichung der Haltungsstandards.
„Österreichs Bäuerinnen und Bauern produzieren in allen Bereichen nachhaltig und verantwortungsvoll. Unterstützen wir sie und entscheiden wir uns bewusst für heimische, frische und regionale Lebensmittel“, so Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner, der darauf verweist, dass circa ein Fünftel der heimischen Truthühner von oberösterreichischen Bäuerinnen und Bauern gehalten werden.

Besatzdichte ist in Österreich viel geringer

Österreich hat EU-weit die strengsten Richtlinien für die Besatzdichte in der Putenmast. Sie liegt in Österreich bei 40 kg/m², EU-weit ist sie mit 70 kg/m² fast doppelt so hoch. Die höheren Haltungsstandards ermöglichen mehr Tierwohl, was sich auch am massiv gesunkenen Antibiotikaeinsatz widerspiegelt. „Der österreichische Standard und damit auch das Tierwohl muss es uns wert sein heimisches Putenfleisch zu kaufen. Denn bei einem Selbstversorgungsgrad von knapp 50 Prozent bei Putenfleisch muss uns bewusst sein, dass der restliche Anteil importiert wird und wir dabei nicht wissen, in welcher Haltungsform und unter welchen Bedingungen die Truthühner gemästet wurden“, betont die Kirchdorfer Bezirksbäuerin Sabine Sieberer.

Die Putenmäster stehen vor herausfordernden Zeiten, denn die Ställe stehen länger leer als üblich, die Produktionskosten sind nach wie vor hoch und die Nachfrage nach österreichischem Putenfleisch ist stagnierend. „Die Pute ist sehr vielfältig. Denn neben der Putenbrust gibt es noch andere hochwertige Produkte, wie zum Beispiel: Schinken, Leberaufstrich und Sulz. Für uns ist es unverständlich, dass wir in Österreich hochwertiges Putenfleisch produzieren, welches ins Ausland exportiert werden muss, weil es bei uns zu wenig Nachfrage dafür gibt“, so Elisabeth Aitzetmüller, Putenmästerin aus Pettenbach.

Es ist unverständlich, dass hochwertiges heimisches Putenfleisch exportiert werden muss, weil es bei uns zu wenig Nachfrage dafür gibt. Elisabeth Aitzetmüller

Die Kaufentscheidung des Konsumenten hat langfristige Auswirkungen auf die bäuerlichen Familienbetriebe und deren Bewirtschaftungs- bzw. Produktionsbedingungen. Jeder Griff ins Regal bzw. an der Fleischtheke erteilt den Bäuerinnen und Bauern einen Produktionsauftrag. „Am Ende des Tages entscheidet der Konsument, ob er tierwohlgerecht erzeugtes Fleisch haben will oder nicht. Produziert wird das, was gekauft wird. Nur Tierwohl zu fordern und dann nicht zu kaufen, ist für mich Heuchelei“, betont Landesbäuerin Johanna Haider.

Fleisch gehört auf den Teller, nicht in den Müll

Wenn Lebensmittel, die nicht mehr ganz frisch oder übriggeblieben sind, im Müll landen, ist das nicht nur eine ethische Frage, sondern auch eine Frage des Klimaschutzes und des Geldes. Die Ausgaben für weggeworfene Lebensmittel betragen in Österreich durchschnittlich circa 300 Euro pro Haushalt und Jahr. „Die wertvolle Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern gehört auf den Teller und nicht in den Müll. Jährlich werden in Österreich fast eine Million Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Knapp 60 Prozent davon allein in den privaten Haushalten. Und gerade bei Fleischprodukten sollte sich jeder Konsument zweimal überlegen, ob es für ihn ethisch vertretbar ist, dass ein Tier möglicherweise in der Mülltonne landet“, so Haider.

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  • Putenmaststall 2 ID99939: agrarfoto.com
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AUTORred TME
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