Weiterbildung zahlt sich aus

"Eine gute Ausbildung ist in der Landwirtschaft extrem wichtig. Auch ich selber bleibe nie stehen und lerne immer wieder dazu": Davon ist Alexandra Kammerlander, Landesobfrau der Arge Meister in Tirol, überzeugt. Sie ist Betriebsführerin au

Eine starke Familie: Alexandra und Martin Kammerlander mit ihren Kindern Florian und Anna Maria ©Privat
Eine starke Familie: Alexandra und Martin Kammerlander mit ihren Kindern Florian und Anna Maria ©Privat
Es war ihr nicht in die Wiege gelegt, dass sie einmal Bäuerin wird, erzählt die 36-Jährige. Sie stammt aus Strass am Eingang des Zillertals; ihre Eltern waren nicht in der Landwirtschaft tätig, allerdings ihre Großeltern, bei denen sie viel Zeit verbracht und so die Arbeit in der Landwirtschaft kennengelernt hat. Sie besuchte die Hbla Kematen, wo sie besonders die Milchverarbeitung interessierte. Kein Wunder, dass sich das Thema ihrer Diplomarbeit um die Wirtschaftlichkeit der Käseherstellung drehte. Dem nicht genug: Nach der Matura absolvierte sie noch eine Lehre zur Molkereifachfrau an der Bundesanstalt für Alpenländische Milchwirtschaft in Rotholz. So ausgebildet, bekam sie eine interessante Stelle beim Pharmaunternehmen Sandoz in Kundl, wo sie zehn Jahre lang in Forschung und Qualitätssicherung in der Mikrobiologie tätig war. Daneben absolvierte Alexandra nicht nur die Ausbildung für Schule am Bauernhof und zur Seminarbäuerin, sondern auch zur Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft, die sie 2007 abschloss: “Das hat sich für mich als logische Folge ergeben – ich war schon seit 2001 am Wermenerhof. Die Meisterausbildung war für mich einerseits Wiederholung, andererseits aber auch Aufwertung. Man lernt dabei die Stärken und Schwächen des eigenen Betriebs kennen und kann einiges in der Praxis selber umsetzen”, so die Betriebsführerin, die bei ihrer Arbeit am Hof von ihrem Mann Martin (41) – er ist ganztägig bei der “Spieljoch-Bergbahn” in Fügen angestellt – tatkräftig unterstützt wird.

Schule am Bauernhof

Der Wermenerhof in Fügenberg ©tvb erste ferienregion
Der Wermenerhof in Fügenberg ©tvb erste ferienregion
chule am BauernhofAls Mutter von zwei Kindern – Florian ist sechs, Anna Maria vier Jahre alt – ist es ihr ein Anliegen, das Wissen rund um die Landwirtschaft auch an andere Kinder weiterzugeben. Seit drei Jahren ist sie bei “Schule am Bauernhof” engagiert. Dazu mussten am Hof keine großen Investitionen getätigt werden, einzige Maßnahme war die Sicherheitsberatung am Hof durch die SVB: In der Folge wurden ein paar Kleinigkeiten für die Kindersicherheit geändert. Altersmäßig reicht der Bogen der jungen Besucher von Kindern aus der Krabbelstube bis zu Hauptschülern, außerdem kommen Kinder aus dem nahen Kinderhotel einmal pro Woche zu einem “Schnuppertag” auf den Hof. “Auch bei uns am Land ist es nicht mehr selbstverständlich, dass die Kinder wissen, woher die Milch kommt”, erzählt Alexandra. Da gibt es dann imer wieder lustige Erlebnisse – als zum Beispiel ein Kind beim Anblick des großen Heuvorrats in der Tenne begeistert ausrief: “Soviel Stroh!” Besondere Freude machen Alexandra Besuche von schwerbehinderten Kindern am Hof: “Das ist für mich immer eine persönliche Bereicherung!” Das Programm der Besuche wird mit den Lehrpersonen abgesprochen und individuell gestaltet – etwa “Von der Henne zum Ei” bis hin zu “Advent und Weihnachten”.

Meistertagung in Tirol

“Mit Schule am Bauernhof kann ich etwas Positives zum Bild der Landwirtschaft beitragen”, ist Alexandra Kammerlander (links) überzeugt. Eine besondere persönliche Bereicherung ist für sie die Arbeit mit behinderten Kindern. ©Simone Baldauf/SPZ Fügen
Aber auch Erwachsene kommen im Zuge von Kursen, vor allem zur Milchverarbeitung, oder Exkursionen auf den Wermenerhof. So war der Betrieb heuer im Oktober auch Ziel der Teilnehmer der Bundestagung der Arge Meister, die von der Tiroler Meisterorganisation ausgerichtet wurde. Dort konnte Alexandra gemeinsam mit Landesobmann Wolfgang Hauser viele Meisterinnen und Meister aus ganz Österreich begrüßen, an der Spitze Bundesobmann Martin Konrad und Bundesgeschäftsführer Herbert Bauer. Ministerialrat Christian Rosenwirth vom Landwirtschaftsministerium berichtete dabei über die Innovationsoffensive des Ministeriums. Chancen für die Landwirtschaft gebe es nach seinen Worten u. a. in Leader-Programmen, generell bei bäuerlichen Kooperationen. Dass Innovation das Thema für die Zukunft ist, zeigt sich auch beim Weiterbildungsangebot – von Kräuter- bis zu ReitpädagogInnen.Alexandra Kammerlander, die als im heurigen August neugewählte Landesobfrau diese Tagung mitorganisierte, ist jedenfalls vom Wert der MeisterInnenausbildung überzeugt: “Diese Fortbildung ist auch für Neben- und Zuerwerbsbetriebe interessant. Man sieht dann den eigenen Betrieb mit anderen Augen.” Und dass ihr die Ideen auf dem Wermenerhof nicht ausgehen werden, dafür ist jedenfalls gesorgt …

Der Wermenerhof: Betrieb mit mehreren Standbeinen

Als Landesobfrau der Arge Meister Tirol bei der Bundestagung engagiert: Alexandra Kammerlander (Mitte) mit Bundesobmann Martin Konrad (2. v. l.) und Landesobmann Wolfgang Hauser (3. v. l.) ©BZ/Andreas Humer
Als Landesobfrau der Arge Meister Tirol bei der Bundestagung engagiert: Alexandra Kammerlander (Mitte) mit Bundesobmann Martin Konrad (2. v. l.) und Landesobmann Wolfgang Hauser (3. v. l.) ©BZ/Andreas Humer
Der Wermenerhof der Familie Kammerlander in Fügenberg im Zillertal ist ein Mischbetrieb mit Hauptaugenmerk auf Milch- und Grünlandwirtschaft. Er liegt auf 625 Meter Seehöhe am Fuß des Pankrazberges vor der Wallfahrtskirche St. Pankraz. Zum Hof gehören ca. sieben Hektar Grünland und zwei Hektar Wald. Den Stall bevölkern von September bis Juni rund 15 Rinder (Fleckvieh und Tux-Zillertaler), davon acht bis zehn Milchkühe (Heumilch). Den Sommer verbringen die Rinder auf der Alm. Außerdem gibt es am Hof noch Zwergschafe, Hühner, Kaninchen und Katzen. “Schule am Bauernhof” und Kurstätigkeit sind weitere Schwerpunkte am Hof; daneben Urlaub am Bauernhof (zwei Ferienwohnungen) und Schnapsbrennerei. Die Landwirtschaftskammer Tirol hat den “Wermenerhof” im Vorjahr mit dem “Josef-Willi-Nachhaltigkeitspreis” als Bezirkssieger Schwaz ausgezeichnet.

Andreas Humer

www.wermenerhof.at
www.argemeister.at

Einer der 15 besten Meister Österreichs, die bei der Bundestagung geehrt wurden: der Tiroler Peter Holzknecht (Bienenwirtschaft). ©BZ/Andreas Humer
Einer der 15 besten Meister Österreichs, die bei der Bundestagung geehrt wurden: der Tiroler Peter Holzknecht (Bienenwirtschaft). ©BZ/Andreas Humer

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