Wegweisender Hochwasserschutz an der Ruetz

Als erstes abgeschlossenes Projekt im Rahmen des nationalen Gewässerbewirtschaftungsplanes 2021 wurde die Hochwasserschutz- und Revitalisierungsverbauung an der Ruetz in Neustift im Stubaital vorgestellt.

Bgm. Andreas Gleirscher, LH-Stv. Josef Geisler, BM Norbert Totschnig, Abteilungsvorstand Markus Federspiel (von links) an der Ruetz bei Neustift/Kampl.

Die Hochwasserereignisse der letzten Jahre haben an der Ruetz ihre Spuren hinterlassen. So wurde auch der bestehende Hochwasserschutz im Bereich der Skimittelschule Neustift im Ortsteil Kampl in Mitleidenschaft gezogen. 900.000 Euro haben Bund, Land und Gemeinde Neustift im Stubaital investiert, um hier den Hochwasserschutz auf einer Länge von 500 Metern instand zu setzen und den Flussabschnitt gleichzeitig zu revitalisieren. Denn die 37 Kilometer lange Ruetz ist einer von neun Tiroler Flüssen, an denen in den nächsten Jahren besonderes Augenmerk auf gewässerökologische Verbesserungen gelegt wird. Mit der Revitalisierung der Ruetz im Bereich der Skimittelschule Neustift wurde heuer die tirolweit erste Maßnahme im Rahmen des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans 2021 abgeschlossen.

Schutz vor Hochwasser

Flüsse wären Lebensadern, Lebensräume und hätten auch für die Bevölkerung einen hohen Stellenwert, so Landwirtschafts- und Wasserminister Norbert Totschnig: “Der Schutz der Bevölkerung vor Naturgefahren hat für mich höchste Priorität. Die Revitalisierung des Hochwasserschutzes an der Ruetz im Bereich Kampl dient aber nicht nur der Sicherheit, sondern führt auch zu einer Verbesserung des ökologischen Zustandes des betroffenen Gewässerabschnittes. Der Bund übernimmt dabei ein Drittel der Projektkosten. Dass diese Investitionen auch Wirkungen zeigen, haben erst die jüngsten Unwetter im Süden Österreichs gezeigt, wo Schäden im Umfang von rund 100 Millionen Euro verhindert werden konnten.“ Je ein weiteres Drittel an der Finanzierung übernehmen neben Bund Land und Gemeinde.

Neustift im Stubaital ist die drittgrößte Gemeinde Tirols. Mit rund 5.000 Einwohnern und 8.000 Gästebetten ist die Tourismusgemeinde auf ein funktionierendes Naturgefahrenschutzmanagement angewiesen, so Bürgermeister Andreas Gleirscher: „Wir hatten in Neustift in den vergangenen Jahren mehrfach größere und kleinere Hochwasserereignisse. Ein funktionierender Hochwasserschutz ist deshalb immer ein zentrales Thema für uns.” 

Gewässerökologische Maßnahmen

Aus diesem Grund werden zahlreiche Maßnahmen zur Sicherung ergriffen. Die Gewässerökologie hatte bei den Bauten an der Ruetz einen hohen Stellenwert. „Wir haben in einer Bauzeit von neun Monaten den bestehenden Hochwasserschutz instandgesetzt und der Ruetz wieder mehr Platz gegeben“, erklärt Markus Federspiel, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Tirol. Statt steilen Böschungen gibt es nun flache Ufer, die mit großen Steinen gesichert sind. So genannte Buhnen, Wasserbausteine quer zur Fließrichtung, welche das Wasser in die Mitte des Flusses lenken, geben der Ruetz eine neue Struktur. Dort, wo die Ruetz einen „Bogen“ macht, hat der Fluss mehr Platz bekommen. Über die Neustrukturierung ist in diesem Bereich nunmehr auch der Gießen optimal an die Ruetz angebunden.

Seit 2015 habe es fast jedes Jahr ein Hochwasserereignis entlang des Flusses Ruetz gegeben, bestätigt Federspiel. 6,5 Millionen Euro wurden alleine an der Ruetz seit 2015 in Zusammenhang mit Hochwasserereignissen in Sofortmaßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes investiert. „Die Zeiten, in denen Hochwasserschutz ein Einzwängen der Gewässer bedeutet hat, sind vorbei. Wir haben hier in Neustift ein gelungenes Projekt, das Hochwasserschutz und die ökologische Aufwertung eines Flussabschnitts in vorbildlicher Weise verbindet. Tirols investiert in Sicherheit und schaut gleichzeitig auf seine Flüsse und Bäche“, betont LH-Stv. Josef Geisler.

Österreichweit sind 40 Prozent der Fließgewässer in einem sehr guten oder guten ökologischen Zustand, in Tirol sind es 60 Prozent. Bis zum Jahr 2027 soll sich die Situation aber noch weiter verbessern. 23 Maßnahmen an neun Tiroler Flüssen sind geplant. Auch an der Ruetz werden in den nächsten Jahren weitere Projekte zur Verbesserung der Hochwassersicherheit sowie der der Gewässerökologie gesetzt.

Mehrwert für die Gemeinde

Durch die Neugestaltung und Bepflanzung ist der neue Uferbegleitweg sowohl für Gäste als auch für Einheimische ein beliebtes Naherholungsgebiet geworden. Über 1.500 Quadratmeter Grund hat die Gemeinde Neustift dafür zur Verfügung gestellt. Bürgermeister Gleirscher: “Wir wollen das Wasser gleichzeitig unseren Gästen und der Bevölkerung näherbringen sowie zugänglich machen. Die Neugestaltung des Flussabschnitts der Ruetz ist ein weiterer Baustein in diesem Bemühen, der auch den Schülerinnen und Schülern der angrenzenden Schule zugutekommen wird.”

- Bildquellen -

  • Ruetz: Land Tirol/Entstrasser-Müller
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AUTORred. HP
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