Wegen Drahtwurm und Hitze magere Erdäpfelernte

Drahtwurm, Wassermangel und niedrige Erzeugerpreise setzen Betriebe unter Druck. Die Anbaufläche geht infolge der schlechten Marktlage merklich zurück.

Weniger heimische Erdäpfel im Regal, dafür mehr ägyptische.

Nachdem die Erdäpfel-Haupternte auf den meisten Betrieben  abgeschlossen ist, fällt die Bilanz ernüchternd aus: Schwierige Witterungsverhältnisse, wiederholt enorme Schäden durch den Drahtwurm und reduzierte Anbauflächen aufgrund niedriger Erzeugerpreise in den letzten Jahren sind die Hauptgründe für die im Vergleich zu den Vorjahren geringen Erntemengen.

Für die Flaute gibt es laut Landwirtschaftskammer Niederösterreich (LK NÖ) mehrere Gründe. Zunächst hat das nass-kalte Frühjahr den Anbauzeitpunkt verzögert, die kühlen Temperaturen bedingten zudem ein langsameres Wachstum. Die Hitze und lang anhaltende Trockenheit in den Sommermonaten haben die Bestände dann gestresst. Die phasenweise geringen Zuwächse sind durch folgenden Umstand zu erklären: Bei Temperaturen über 25 °C verlangsamt sich das Knollenwachstum, ab 30 °C stellt die Erdäpfelpflanze das Wachstum ein. Dies hat die neue Ernte stark verzögert und führte infolgedessen zu einer Situation am Markt, die es laut LK NÖ noch nie gab. Heimische Ware wurde in den Supermärkten bereits im Sommer punktuell durch Importware ergänzt, da der Markt nicht flächendeckend mit Erdäpfeln aus Österreich versorgt werden konnte. „Spürbar ist das besonders zum Ende der Lagersaison, wo die Erdäpfel letztendlich teuer aus Ländern wie Ägypten importiert werden“, so Franz Wanzenböck, Obmann der InteressenGemeinschaft Erdäpfelbau (IGE).

Erdäpfelfläche zum dritten Mal gesunken

Der Anbau von Erdäpfeln wurde in den letzten Jahren zunehmend schwieriger. „Für die bäuerlichen Betriebe ist der Erdäpfelanbau zum Risiko geworden. Mittlerweile geht es hier um Existenzen von Betrieben“, ist Lorenz Mayr, Vizepräsident der LK NÖ, besorgt. Immer mehr Betriebsführer würden sich dazu gezwungen sehen, auf den Erdäpfelanbau zu verzichten und stattdessen auf andere Kulturen zu setzen. So ist die heimische Erdäpfel-Anbaufläche heuer bereits zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Die Anbaufläche in Österreich hat sich seit dem Jahr 2020 von 24.251 Hektar auf 20.529 Hektar im Jahr 2023 und damit um mehr als 15 Prozent (3.722 ha) verringert.

Ursachen für Flächenrückgang

Häufiger auftretende Hitzeperioden und längere Trockenperioden bedeuten zunehmend Mindererträge. Zudem nimmt durch die veränderten klimatischen Bedingungen der Krankheits- und Schädlingsdruck massiv zu. Bei Erdäpfeln ist vor allem der Schaddruck durch den Drahtwurm stark gestiegen. Die Schäden sind auch heuer enorm, weiß der IGE-Obmann. „In den letzten Jahren mussten jährlich rund 30 Prozent der Erdäpfel aufgrund des Befalls durch den Drahtwurm und anderer Schadorganismen aussortiert werden. Ohne diese großen Verluste könnten wir trotz der kleineren Anbaufläche derzeit die Versorgung mit Erdäpfeln noch sichern“, erklärt er. Mayr ärgert sich indes über die EU-Verbotskultur beim Pflanzenschutz: „Willkürlich verhängte Verbote nützen niemandem, damit setzt man die Versorgung in Europa leichtfertig aufs Spiel und öffnet Importen aus Drittstaaten Tür und Tor.“

Bewässerung als Option

Künftig erforderlich sei  daher eine Wasserinfrastruktur: „Wir brauchen Bewässerungsmöglichkeiten, auch außerhalb der klassischen Bewässerungsgebiete, wenn wir eine sichere Versorgung mit heimischen Erdäpfeln wollen“, betont Mayr. Mit gezielter Beratung und Förderungen für effiziente Bewässerungssysteme soll die Wasserversorgung langfristig und überregional ausgebaut werden.

- Bildquellen -

  • Erdäpfel: Anita Kamptner/LK Niederösterreich
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AUTORMartina Kiefer
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