Die vermehrt geforderte großflächige Außernutzungstellung von Wäldern ist keine geeignete Lösung im Kampf gegen den Klimawandel. Ganz im Gegenteil: Ein nachhaltiger, naturnahe bewirtschafteter Wald erfüllt neben der CO2-Bindung in langlebigen Holzprodukten auch eine Vielzahl anderer Leistungen für Mensch und Natur.
Wälder als Lebensraum
Die Bergwälder des Alpenraums sind wahre Multitalente. Sie schützen die Menschen vor Lawinen, Steinschlag, Muren und Hochwasser. Sie reinigen die Luft und das Wasser und sind Erholungs- und zunehmend auch Gesundheitsraum für Millionen Menschen. Die Bergwälder sind für das Leben in den Alpen unentbehrlich und von besonderer Bedeutung.
Der Klimawandel und seine Folgen wie Temperaturanstieg, Dürreperioden oder Wetterextreme treffen die alpinen Bergwälder auch durch das enorme Tempo mit besonderer Wucht. Die Wälder kommen mit der natürlichen Anpassung nicht schnell genug nach.
Somit kommt es immer öfter zu großflächigen Waldzerstörungen durch Stürme, Schädlinge oder Schneebruch, was auf die Schutzwirkung verheerende Folgen hat. Daher ist eine vorausschauende und naturnahe Gebirgswaldbewirtschaftung zur Stabilisierung und Mischbaumartenanreicherung extrem wichtig.
Eine aktive Forstwirtschaft kümmert sich um die Stabilität und Gesundheit unserer Bergwälder und fördert gezielt die Mischbaumarten, um die Wälder klimafit zu machen. Zwar sind die alpinen Bergwälder einerseits durch den raschen Klimawandel bedroht, sie stellen aber auch eine wirkungsvolle Waffe gegen den Klimawandel dar.
Der Wald als Produktspeicher
Wälder sind neben Ozeanen entscheidend für den natürlichen Kohlenstoffkreislauf auf der Erde. Bäume, die wachsen, nehmen CO2 aus der Atmosphäre auf und speichern Kohlenstoff. Bäume, die verrotten, geben den Kohlenstoff wieder ab. Kohlenstoffaufbau und -abbau halten sich langfristig die Waage.
Die sogenannte kaskadische Nutzung des Holzes (Holzernte – Sägewerk – langlebige Holzprodukte – Recycling – neues Holzprodukt – Verbrennung) stellt einen enorm wichtigen und effizienten Beitrag zur Abmilderung der Erderwärmung dar. Für jeden geernteten Baum im Wald wächst wieder ein neuer Baum nach, während in den Holzprodukten weiterhin CO2 gebunden bleibt. Es entsteht praktisch ein „zweiter Wald“ und der Effekt der CO2-Speicherung wird fast verdoppelt.
Ersatz für fossile Rohstoffe
Holz ist auch der bedeutendste nachwachsende Rohstoff. Der Ersatz von fossilen Brennstoffen (Erdöl, Erdgas, Kohle) ist einer der wichtigsten Beiträge zur CO2-Reduktion. Bei voller Nutzung dieses Potenzials ist dieses etwa fünf Mal so groß wie die reine Speicherwirkung des Waldes.
Ziel muss es daher sein, Holzprodukte lange in Verwendung zu halten. Am Ende der Nutzungsdauer kann es verbrannt und zur Energiegewinnung genutzt werden. In beiden Fällen ersetzt Holz fossile Rohstoffe. Nutzen wir es als Werk- und Baustoff, kommt Holz anstelle von Beton, Ziegel, Stahl, Aluminium, Plastik etc. zum Einsatz.
Der Klimawandel, der in den Alpen fast doppelt so schnell vor sich geht wie im globalen Durchschnitt, führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zum vermehrten Absterben von Bäumen. Die Schlussfolgerung daraus darf aber nicht das „Sichselbstüberlassen“ der Wälder sein. Ganz im Gegenteil: Ungenutzte Wälder werden laut einer Studie des Bundesforschungszentrums für Wald in Wien (Care4Paris, 2020) zur CO2-Quelle – und das ohne CO2-Reduktionseffekte an anderer Stelle, wie sie durch den bewirtschafteten Wald und die Holznutzung erzielt werden. Holz und bewirtschaftete Wälder sind Hoffnungsträger in der Klimakrise.
Vier Punkte der aktiven Waldbewirtschaftung helfen, den Gefahren des Klimawandels zu begegnen:
- Klimaangepasste heimische Baumarten fördern und dabei Saatgut von besser an die neuen Klimabedingungen angepassten Bäumen verwenden (Tanne, Eiche, Line, Lärche …).
- Wälder rechtzeitig und fachgerecht durchforsten, um den Bäumen mehr Platz zu geben und sie dadurch vitaler und stabiler zu machen.
- Naturnahe Waldwirtschaft in Verbindung mit einem effektiven Schalenwildmanagement (Reh-, Rot-, Gamswild …) umsetzen, um die Mischbaumarten natürlich zu verjüngen.
- „Biodiversitätsinseln“ fördern und miteinander vernetzen, um die biologische Vielfalt zu erhalten und für die Stabilität des Ökosystems zu nutzen.
- Bildquellen -
- Amman Ziegner Wildauer Vonlinks: Tiroler Forstverein