Die Corona-Krise trifft auch die Wertschöpfungskette Holz massiv, Waldbesitzer ebenso wie die Verarbeitungsbetriebe und deren Arbeiter. Wegen der Quarantänemaßnahmen und unterbrochenen Lieferketten wurde in ganz Europa die Produk tion heruntergefahren oder völlig gestoppt. Dazu kommt seit nunmehr drei Jahren ein deutliches Überangebot an Holz, verursacht durch Borkenkäfer-, Windwurf- und Schneedruckschäden als Folgen des Klimawandels. Die Forstwirtschaft leidet unter hohen Einkommenseinbußen, die Holzindustrie unter Unplanbarkeit und wachsenden Problemen auf den globalen Absatzmärkten. Die prekäre Lage droht sich zu verschärfen, wenn nicht bald Gegenmaßnahmen getroffen werden. In dieser Notsituation ersucht die Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP) die Bundesregierung um Unterstützung der schwer betroffenen Betriebe, auch zum Erhalt der Arbeitsplätze in deren Branchen.
„Nun müssen rasch klimastabile Waldbestände geschaffen werden, um die drohende weitere Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern. Der Erhalt der Waldwirkung ist für unsere gesamte Gesellschaft wichtig“, stellt Felix Montecuccoli, Präsident der Land und Forst Betriebe Österreich, klar. „Eine starke Wertschöpfungskette Forst-Holz mit heimischen Rohstoffen ist auch wichtig zur Erreichung der Klimaziele.“ Rundholztransporte quer durch Europa sind abzulehnen, der vorrangige Einsatz von heimischem Holz habe jetzt Priorität. „Österreichs Waldbesitzer wollen die Industrie verlässlich versorgen, etwa als Rohstoff für die Erzeugung von Strom und Wärme für die Energiewende, Stichwort Bioökonomie.“ Dazu braucht es eine nachhaltige Forstwirtschaft, eine stabile Holzwirtschaft, die vorrangig heimisches Holz verarbeitet und gemeinsame Anstrengungen für mehr Holzverwendung. Die Kooperationsplattform FHP schlägt primärfolgende Maßnahmen zum Erhalt des Waldes und den an diesem hängenden Arbeitsplätze vor:
- Holzbau-Offensive In der Bauwirtschaft als einem wesentlicher Treiber der Konjunktur soll unmittelbar nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen eine Forcierung des Holzbaus eingeleitet werden.
„Die Bundesregierung hat in ihrem Regierungsprogramm eine Holzbauoffensive, Investitionen in die Bioökonomie und eine Forcierung der Energiewende vorgesehen“, erinnert Rudolf Maximilian Rosenstatter, Obmann Waldverband Österreich. „Durch die CO²-Speicherung im Holz und der Vermeidung CO²-intensiver Materialien ist eine Holzbau-Offensive auch ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz. Maßnahmen wie diese helfen dabei, dass die Wirtschaft wieder rasch Fahrt aufnehmen kann und Arbeitsplätze neu geschaffen sowie Einkommen gesichert werden können. Sie dienen dem Klimaschutz und geben auch unseren Kindern und Enkelkindern neue Hoffnung“, so Rosenstatter.
- Rettungsfonds für den Wald Weil die enormen Holzmengen, die wegen der Klimawandel-Folgen geerntet werden müssen, aktuell nicht von den überlasteten Werken der Holzindustrie aufgenommen werden können, sind Lagerkapazitäten außerhalb des Waldes anzulegen und Forstschutzmaßnahmen durchzuführen. Für die Waldbesitzer ist das mit teuren Pflegemaßnahmen verbunden, auch um die Waldbestände mit Neubegründungen an den rasanten Klimawandel anzupassen.
„Diese Kosten können von den Waldbesitzern nicht mehr alleine getragen werden“, sagt Franz Titschenbacher, Vorsitzender des Forstausschusses der LK Österreich. Gefordert wird ein eigener Fonds, ausreichend dotiert mir 1 Milliarde Euro für die nächsten drei Jahre, „um den Waldbesitzern wieder Zuversicht zu bringen, Kosten zu kompensieren und eine steuerliche Entlastung zu ermöglichen.“ Titschenbacher: „Die Waldbauern sind nicht nur durch die Corona-Krise, sondern seit Jahren auch von der Klimakrise massiv bedroht. Die finanziellen Verluste durch Borkenkäfer, Sturm- und Schneebruch sind enorm. Das Einkommen reicht nicht mehr aus, um in den Wald investieren zu können. Daher braucht es diesen Fonds zur Rettung des Waldes mit einer Milliarde Euro, auch um die Wirkungen des Waldes für die Gesellschaft zu sichern und zudem einen Schulterschluss Holzindustrie mit den Waldbesitzern, dass sie deren Holz bevorzugt abnimmt.“
- Bioökonomie jetzt Der Österreichische Biomasse- Verband hat gemeinsam mit den Forstwirten und den Leitbetrieben der Holzindustrie ein Sofort-Maßnahmenpaket erarbeitet, das in wenigen Monaten umsetzbar ist. Dieses Paket ist ein erster Schritt Richtung Energiewende und Bioökonomie, also dem schnellen Ausstieg aus der fossilen Energieabhängigkeit.
Damit können mehr als 25.000 Arbeitsplätze gesichert, die erneuerbare Energieproduktion um acht Prozentpunkte erhöht, die CO²-Emissionen um drei Millionen Tonnen gesenkt, bis zu vier Millionen Festmeter ungenutztes Schadholz zwischengelagert und verwertet sowie 4,5 Milliarden Euro an Investitionen ausgelöst werden. Natalie Binder, Geschäftsführerin der Binderholz GmbH in Fügen, unterstützt das Paket: „Wärme, Strom und Pellets aus heimischen Sägewerken für die regionale Energieversorgung sind die richtige Antwort auf die Klimakrise. Das sichert zahlreiche Arbeitsplätze im ganzen Land. Bioenergie und Holzbau zu forcieren, die auf den heimisch nachwachsenden Rohstoff Holz setzen, ist eine der sinnvollsten Maßnahmen, um wieder rasch aus der Post-Corona-Wirtschaftskrise herauszukommen.“
Alle Maßnahmen auf www.biomasseverband.at oder www.forstholzpapier.at
- Bildquellen -
- Felix Montecuccoli, Land&Forst Betriebe: Land&Forst Betriebe
- Rudolf M. Rosenstatter, Waldverband Österreich: PEFC
- Franz Titschenbacher, Forstausschuss LK Österreich: LK Steiermark
- Natalie Binder, Geschäftsführerin Binderholz: Binderholz
- Buchen Herbstlaub: Agrarfoto