
Österreich, und insbesondere Tirol bieten ideale Bedingungen für Wölfe. Prof. Klaus Hackländer, ein renommierter Experte der Universität für Bodenkultur in Wien, erklärte in einem Hintergrundgespräch, dass die Region Tirol unbesetzte Reviere, reichhaltige Nahrungsquellen durch Almvieh und hohe Wildbestände sowie geeignete Rückzugsgebiete in bewaldeten Bereichen aufweist. Diese Faktoren machen Tirol zu einem attraktiven Lebensraum für Wölfe. Doch trotz dieser Voraussetzungen gibt es klare Hindernisse für eine dauerhafte Ansiedlung von Wolfsrudeln.
Bauernbunddirektor Peter Raggl und Landwirtschaftskammer-Präsident NR Josef Hechenberger haben als Tiroler Vertreter an dem Hintergrundgespräch teilgenommen.
Koexistenz und Konflikt
Prof. Hackländer arbeitet an einem Konzept zur Einschätzung des Konfliktpotenzials zwischen Wolf und anderen Nutzungen für ganz Österreich. Dieses Konzept soll die möglichen Lebensräume der Wölfe zu den zu erwartenden Nutzungskonflikten mit der Landwirtschaft, dem Tourismus und der Freizeitnutzung in ein Verhältnis setzen. Eine entsprechende Interessensabwägung müsse klar definieren, welche Regionen für eine Wolf-ansiedlung ungeeignet sind. Dies könnte helfen, zukünftige Konflikte zu vermeiden und ein ausgewogenes Miteinander zu fördern.
„Allein die letzten Jahre haben gezeigt, dass eine Koexistenz zwischen dem Großraubtier Wolf und uns Menschen in einem dichtbesiedelten Land wie Tirol nicht funktioniert. Wir leben nämlich nicht in einer Natur-, sondern in einer Kulturlandschaft“, betont NR Josef Hechenberger und ergänzt: „Die Land- und Almwirtschaft bildet die Basis für vielfältige Infrastruktur, die wiederum unerlässlich für den Erfolg der Tourismus- und Freizeitwirtschaft ist. Nicht zuletzt ist auch der Sicherheitsgedanke immer wieder Thema – es gab Risse in unmittelbarer Nähe zu Siedlungsgebiet und sogar Spielplätzen. Da hat das Verständnis für den hohen Schutzstatus schnell ein Ende.“
Direktor Raggl kritisiert zudem die immer wieder kolportierte Zahl von 39 Rudeln, die als Voraussetzung für einen „guten Erhaltungszustand“ des Wolfsbestandes genannt wird. Diese Zahl stamme aus einer Diplomarbeit eines Studenten und sei seiner Meinung nach viel zu hoch angesetzt. Vielmehr müsse man konkrete Regionen definieren, in denen Wölfe aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung und der hohen Anzahl an Touristen keine Heimat finden sollten.
Auch wenn Tirol keinen Platz für Wolfsrudel bieten kann, ist dennoch mit durchziehenden Wölfen und vereinzelt auftauchenden Tieren zu rechnen. Diese Wanderbewegungen sind nicht zu verhindern und müssen als Realität anerkannt werden. In jedem Fall müsse auch zukünftig ein Mechanismus vorhanden sein, um Problem- und Schadwölfe gezielt bejagen zu können, damit diese ihre natürliche Scheu gegenüber Menschen nicht verlieren, betont Peter Raggl.
Ein entscheidender Punkt für die weitere Diskussion über den Wolf ist laut Hackländer ein verlässliches, grenzüberschreitendes Monitoring nach einheitlichen Standards. Nur so könne eine fundierte und faktenbasierte Diskussion geführt werden. Ein glaubwürdiges Monitoring bildet zudem die Grundlage für eine jährlich festgelegte Regulierung des Wolfsbestandes. Das zeigen beispielsweise die Länder Schweiz, Frankreich oder Schweden. Sowohl Raggl als auch Hechenberger betonen abschließend, dass es notwendig sei, legale Möglichkeiten zu schaffen, um die Ansiedlung von Wolfsrudeln in Tirol zu verhindern. Aufgrund der vielfältigen Nutzungen in der Region sei der Platz für Wölfe einfach nicht vorhanden.
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