Der Verband der oberösterreichischen Obst- und Gemüseproduzenten feiert heuer sein 40-jähriges Bestehen. Wie alle landwirtschaftliche Sparten sahen sich auch der Obst- und Gemüsebau in den vergangenen vier Jahrzehnten mit einem enormen Strukturwandel konfrontiert, wie Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker anlässlich des heurigen Saisonstarts betonte.
Weniger Betriebe, mehr Fläche
Der Gemüsebau entwickelte sich aus flächenschwächeren Betrieben, sogenannten Kleinhäuslern, heraus: „Während 1977 noch 1250 Gemüsebauern auf einer Fläche von 860 Hektar Gemüse erzeugten, produzieren jetzt 170 Bauern auf einer Fläche von 1675 Hektar“, bilanzierte Verbandsobmann Ewald Mayr. Vor allem für Hausfrauen sei es damals „ein gutes Nebeneinkommen“ gewesen. Die Durchschnittsfläche pro Betrieb hat sich seither von 0,7 auf knapp zehn Hektar erhöht. Zu den traditionellen Hauptgemüsearten gesellen sich neuerdings Raritäten wie Knoblauch, Süßkartoffeln, Wassermelonen und Pilze aus heimischem Anbau.
Bei Obst bildeten gemischte Betriebe in den 70er-Jahren die Basis für den heimischen Anbau. Es erfolgte ein stetiger Wandel mit Betriebsvereinfachung, Spezialisierung und damit verbundener Zunahme der Obstflächen. „Heute gibt es großteils reine Obstbaubetriebe, teilweise kombiniert mit Ackerbau“, erklärte Verbandsobmann-Stellver-treter Franz Allerstorfer. Die beiden Hauptkulturen sind Erdbeere (siehe auch Seite 16) mit 400 Hektar und Apfel mit 380 Hektar. Neu zum Erwerbsobstbau in Oberösterreich hinzugekommen sind in den vergange-nen 15 Jahren die Kulturen Marille, Kirsche, Aronia sowie Wal- und Haselnuss.
Ungleiche Rahmenbedingungen
Sowohl im Obst- als auch im Gemüsebau sahen sich die heimischen Produzenten in der Vergangenheit nicht nur mit Frost, Dürre und Hagel sondern auch mit „ungleichen Rahmenbedingungen“ im Vergleich zu ausländischen Produzenten konfrontiert. An die zeitlich bedingten Herausforderungen sei man trotz oder gerade wegen der Problemstellungen stets offensiv herangetreten. Ein Mitgrund dafür, dass beide Sparten in den letzten Jahrzehnten gewachsen sind. „Frischwaren sind gefragt und deshalb ist weiteres Wachstum vorprogrammiert“, betonte Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Auch durch Ernährungstrends wie Vegetarismus und Regionalität sei hier eine signifikante Steigerung zu erwarten.
Nicht nur punkto Mengen sondern auch was die Vielfalt betrifft, habe man einen großen Schritt nach vorne gemacht. Obwohl der internationale Druck sehr hoch sei, konnte man sich gut am Markt behaupten. Für Reisecker ist es wichtig, dass man trotz der kleinen Strukturen wettbewerbsfähig bleibt. „Die zunehmenden Anbauflächen sind ein Zeichen der Zukunftsfähigkeit“, so Reisecker.