Johann Payreder mit seiner Trophäe.

Die Marktgemeinde Pabneukirchen im Mühlviertel wähnt sich „am Dach des Strudengaus“. Noch einmal eine malerische Anhöhe darüber liegt der Hof der Familie Payreder vulgo „Forstlehner“. Die Mutterkuhhaltung mit Galloway-Rindern, die Direktvermarktung von Wild­masthühnern und die Waldwirtschaft erbringen am Hof zu jeweils etwa gleichen Teilen das Einkommen. Geführt wird der Betrieb im Nebenerwerb: Johann Payreder arbeitet als Schlosser in der Landeshauptstadt und ist daheim für die Arbeit auf den Feldern zuständig, Gattin Barbara hat die Fleisch-Vermarktung übernommen und erledigt alle organisatorischen Arbeiten. Der Wald ist Familienangelegenheit, aber wohl immer noch das Revier von Johann Payreder senior, der – passend zum Hausnamen – den Stellenwert des Waldes nach und nach vergrößerte.

Interesse am Wald schon seit Jugendtagen

Schon als Jugendlicher hatte der Mühlviertler großes Interesse am Wald, nicht zuletzt war es wohl auch der tägliche lange Schulweg durch den Wald, der dieses geweckt hatte. Früh schon musste er den Hof seines Vaters übernehmen. Bald darauf begann er, sich als Forstarbeiter ein Nebeneinkommen zu erwirtschaften und erste Forstkurse zu besuchen. In vorausschauender Weise stellte der Landwirt seinen Wald sukzessive auf mehrschichtige Bestände um und legte das Augenmerk auf Baumartenvielfalt. „Ich habe sie einmal alle in mein Büchlein notiert, 35 sind es“, sagt Payreder nicht ohne Stolz und verweist darauf, dass in Österreich 60 verschiedene Baumarten verkäuflich seien. Im Gespräch mit dem Altbauern wird schnell klar, wie eine derartige Vielfalt gedeihen konnte: Die Leidenschaft, mit der er über den Wald spricht und das Wissen, das er darüber erworben hat, haben ihn über die Jahrzehnte zum wahren Experten gemacht.

Payreder gilt als „Urgestein“ der Waldhelfer in der Region, war 18 Jahre lang deren Bezirks­obmann in Perg und schloss in späteren Jahren noch die Ausbildung zum Forstwirtschaftsmeister mit Auszeichnung ab. Zudem ließ er sich zum Waldpädagogen ausbilden, als welcher er bis heute vom Schulkind bis zum Möbelverkäufer gerne „Nachhilfe“ in Sachen Wald und Natur erteilt. Sein enormes Fachwissen in Kombination mit der langjährigen Erfahrung und Praxis macht ihn zum weitum gefragten Berater für Waldbesitzer.

Naturnahes Wirtschaften als Grundprinzip

Quelle: BZ/CAcha
Nistkästen finden sich überall im Wald.

„Im Waldbau muss ich mindestens 30 Jahre voraus denken. Und auf über 50 Jahre kann ich schon zurückschauen“, stellt er beim Gang durch den Wald fest, auf dessen Flächen ausschließlich auf Einzelstammbewirtschaftung gesetzt wird. Die natur­nahe Waldbewirtschaftung ist ihm ein Herzensanliegen. „Die Biodiversität muss erhalten bleiben. Mehr Vielfalt im Wald heißt zugleich weniger Probleme“, bringt es der 71-Jährige auf den Punkt. Sohn Johann kann das nur bestätigen: „Wir haben heuer keinen einzigen Käferbaum gehabt, obwohl es bei den Nachbarn rundherum welche gegeben hat“, freut sich der Hofbesitzer über die vorausschauende Waldbewirtschaftung durch seinen Vater. „Sein Einsatz für die Mischkultur hat uns einen gesunden Wald beschert“, so der 42-Jährige.

Dass im familieneigenen Wald jede Menge Nistkästen für Vögel hängen und Ameisenhaufen gefördert werden, versteht sich von selbst. „Auch Vögel, Ameisen und andere Kleinlebewesen haben mitgeholfen, dass sich hier so viele verschiedene Baumarten befinden“, so Payreder, dessen Bildungsinteresse bis heute ungebrochen ist: Jüngstes Projekt ist eine Laubholzaufforstung, die 2015 gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur in Wien entstanden ist. Diese wird nun die Entwicklung des Bestandes auf etwa 700 Metern Seehöhe verfolgen.

Genau diese Leidenschaft für den Wald ist es, die für den Obmann des Waldverbandes Österreich, Rudolf Rosenstatter, ausschlaggebend für hohe Auszeichnungen ist. „Diese Betriebe bieten mehr als nur Fachwissen und wirtschaftliches Grundwissen. Es sind die Menschen und Familien, die mit ihrer Liebe und Fürsorge ein Anliegen der Gesellschaft erfüllen – nämlich einen Wald zu schaffen, der nicht sich selber überlassen, sondern klimafit gemacht wird.“

Klimawandel klopft an

Der Klimawandel ist ein großes Thema in der Forstwirtschaft. Auch in diesem Sommer waren erneut ausgeprägte Trocken- und Hitzeperioden zu verbuchen. „Der Markt für Fichtensägeholz ist aufgrund der Borkenkäfersituation derzeit noch äußerst angespannt, bis zum Jahresende ist aber mit einer Entspannung zu rechnen“, sagt Martin Höbarth, Leiter der Abteilung Forst der Landwirtschaftskammer Österreich. Bei Eichenholz seien Nachfrage und Preise weiterhin auf sehr hohem Niveau, den Markt für Buche bezeichnet er als „mäßig“.

Waldwirtschaft ist eine Sache von mehreren Generationen. Daher freut sich auch Staatspreisträger Johann Payreder darüber, dass sein Sohn den Forst in seinem Sinne weiterbearbeitet und sogar Enkel Jan schon weiß, welchen Baum er einmal ernten wird.

Die Freizeit wird vom Ehrenamt ausgefüllt

Quelle: BZ/Cacha
Das Leben im Einklang mit Natur ist der Familie Payreder wichtig.

Auch Barbara und Johann Payreder sind sich ihrer Verantwortung als Landwirte bewusst und überzeugt davon, dass ein derart breit aufgestellter Betrieb die Höhen und Tiefen der Landwirtschaft gut ausgleichen kann. „Wir sind flexibler und weniger abhängig. Herausforderungen hat es immer gegeben und gibt es auch für nicht-landwirtschaftliche Betriebe, man muss sich einfach anpassen“, sagt Barbara Payreder, seit acht Jahren auch Ortsbäuerin von Pabneukirchen. Seit 2014 engagiert sie sich als Bezirksbäuerin, vor zwei Jahren hat sie auch das Amt der Vize-Bürgermeisterin übernommen. „Meine Freizeit ist das Ehrenamt“, meint sie, und knüpft damit an eine weitere Tradition am Hof an: Sich einzubringen in die Gesellschaft wird dort seit Jahrzehnten großgeschrieben.

 

Quelle: BZ/Cacha
Auch weiße Galloway-Rinder gibt es am Hof.

Betriebsspiegel: Waldbau und extensive Tierhaltung

Der Hof „Forstlehner“ in Pabneukirchen wird bewirtschaftet von Barbara (41) und Johann (42) Payreder, die dort gemeinsam mit den Kindern Jan (12) und Lea (8) und den Altbauern Zita (70) und Johann Payreder (71) leben. Der Betrieb der Familie umfasst 27 Hektar (ha) Eigenfläche, 6 ha sind gepachtet. Der Wald nimmt 16,5 ha ein.
Dazu wird auf extensive Tierhaltung gesetzt: Eine 35 Stück umfassende Herde an Galloway-Rindern weidet auf den Hängen rund um den Hof, von Mai bis November werden seit einigen Jahren auch Wild­masthühner geschlachtet, die mittlerweile bei den Gastwirten in der Region Anklang finden.

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  • Payreder: BZ/CAcha
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