Wie die rotweißrote Medienszene den designierten, aber momentan an Corona erkrankten Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig sieht. Bis Dienstag galt der Name von Bauernbunddirektor Norbert Totschnig vielen als ein unbeschriebenes Blatt. Das hat sich mit seiner Designierung durch Bundeskanzler Karl Nehammer für dessen Regierungsteam als „Austrias next Landwirtschaftsminister“ rasch geändert.

Seither rauscht sein Name durch den klassischen Blätterwald und durch die Sozialen Medien. Beschrieben wird er in diesen als liebenswerter wie auch als klassischer Bauernsturschädel mit hoher agrarischer Fachkompetenz, viel politischer Erfahrung und ebensolchem Verhandlungsgeschick, man verweist auf sein weitreichendes Netzwerk auf Bundesebene, am Wiener Parkett wie auch in seinem Heimatbundesland Tirol. Und alsbald aus den Tiefen der Zeitungsarchive hervorgekramt wurde auch, dass er früher als Jungbauern-Generalsekretär mit dem Jungbauernkalender für ländliche Erotik sorgte.

Als der Name Totschnig am späten Montagabend erstmals auch unter den Journalisten als künftiger Landwirtschaftsminister gehandelt wurde, begann das sogenannte „Framing“ des Neo-Ministers, also das Zuschreiben von Attributen und Eigenschaften durch die Medien. Den meisten Politik-Berichterstattern, wenn sie nicht auch Agrarjournalisten sind, war und ist Norbert Totschnig bisher eher unbekannt, weil unaufgeregt, ein gebürtiger Osttiroler, den man schon dort und da in Verhandlungen gesehen und deshalb mit dem Bauernbund in Verbindung gebracht hatte.

„Austria’s Next Landwirtschaftsminister“

Da war die Suche im Archiv dann doch aufschlussreicher. Die Tageszeitung „Österreich“ beschrieb Totschnig vorerst als Kalendermacher: „Mr. Jungbauernkalender wird neuer Minister“. Ähnlich berichtete auch PULS24, dort wurde berichtet: „Er sorgte für ländliche Erotik“. Die Austria Presseagentur, kurz APA, nannte Totschnig als „Austria’s Next Landwirtschaftsminister“, ebenfalls angelehnt an seine Aufgabe vor rund 20 Jahren, (Top-)Modells für den Jungbauernkalender zu finden. Nach den tags drauf vom Bauernbund veröffentlichten „offiziellen Informationen“ zur Person Norbert Totschnig und dessen bisherigen Werdegang fielen die Medienberichte ab Dienstagabend schon deutlich „seriöser“ aus.

„Politisch gut vernetzt“

Nach vielen beruflichen Zwischenstationen in Ministerbüros, im ÖVP-Klub oder als Büroleiter und später als Direktor im Österreichischen Bauernbund, habe der künftige Minister an „Erfahrung und politischem Know-how“ gewonnen, schreibt erneut die APA. „Der Standard“ beschrieb ihn als „inhaltlich versierten und erfahrenen Verhandler, der gut vernetzt ist“. Das würden ihm nicht nur Parteifreunde, sondern auch Weggefährten aus den Bundesländern attestieren. Beim Juniorpartner in der Bundesregierung wurde Totschnig dagegen laut Standard bisher als „farblos“ wahrgenommen und als jemand, der nicht im Vordergrund auftrete. Für Umwelt- und Klimaministerin Leonore Gewessler sei ihr neues Gegenüber wohl jemand, mit dem man unaufgeregt über Sachthemen diskutieren könne, stand es dort schwarz auf lachsrosa.

„Ein g’standener Minister für die Bauern“

Mit diesem Titel erkor die „Tiroler Tageszeitung“ Landsmann Totschnig zum Kopf des Tages. Der in Tristach aufgewachsene Bauernsohn würde künftig ein „traditionelles Landwirtschaftsministerium“ übernehmen, das nicht mehr durch ein „touristisches Beiwerk verwässert“ würde. Das sei den Bauern wohl schon immer ein Dorn im Auge gewesen, schrieb die TT. Man wollte das Ministerium für sich alleine haben.

„Jäger und Verhandler im Hintergrund“

In einem weiteren Bericht im Standard wurde Totschnig als „schwarzer ÖVPler“, der sachlich und verlässlich sei, beschrieben. Auch seine berufliche Zwischenstation im ÖVP-Klub, wo er für Ökologie sowie Land- und Forstwirtschaft zuständig zeichnete, hob die Tageszeitung hervor. Besonderen Gefallen fand der Standard an seinen früheren Aussagen zum Reizthema Wolf. Der neue Minister vertrete bei diesem Thema eine klare Position („Kommt der Wolf, stirbt die Almwirtschaft“), was wohl nicht bei allen Mitgliedern des Koalitionspartners in der Bundesregierung auf Gegenliebe stoßen werde.

„Liebenswerter Bauernsturschädel“

„Die Presse“ sah die Besetzung und Umstrukturierung als „deutliches Zeichen an die Kernwählergruppe der Bauern“. Diese solle im Ressort für Land-, Forst-, Wasserwirtschaft und Regionen wieder „mehr Gewicht“ bekommen. Der Neo-Minister sei für mache auch eine „Kampfansage an den grünen Koalitionspartner“, da Landwirtschaft und Umweltschutz bekannterweise in einem Spannungsfeld stünden. Auch schreibt die Presse ihm „Handschlagqualität“ zu. Und dass er stets tun würde, was er für richtig hält. Er habe einen „liebenswerten, klassischen Bauernsturschädel“, wie ihm ein Weggefährte unlängst in „der Presse“ zitiert hatte.

 

- Bildquellen -

  • Austrias Next Landwirtschaftsminister: Screenchots aus mehreren Tageszeitungen
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AUTORMartina Rieberer
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