Kommentar von Martin Kugler,
Martin Kugler, Wissenschaftskommunikator am Austrian Institute of Technology
Die Turbulenzen im Gefolge der Coronakrise und des Ukrainekrieges brachten neue politische Prioritäten mit sich. Nur zwei Beispiele: In der Energiepolitik wird plötzlich wieder intensiv nach Quellen von fossilen Energieträgern gesucht (die man zuvor möglichst rasch loswerden wollte); und in der Agrarpolitik wurden nun Bracheflächen zur Bewirtschaftung freigegeben (die man zuvor aufgrund ihres ökologischen Wertes geschützt hatte). Umweltschützer protestieren – mit gutem Grund – gegen solche Beschlüsse. Es ist klar, dass die Politik in Krisenzeiten alles unternimmt, um akute Probleme halbwegs abzufedern. Das darf allerdings nicht dazu führen, dass die großen langfristigen Herausforderungen aus dem Blick rücken. Dazu zählen, neben Themen wie Alterung der Gesellschaft und Digitalisierung, insbesondere Klimawandel und Umweltschutz. Die globale Erwärmung schreitet rasant voran: Laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus war der Sommer 2021 der heißeste in Europa seit vielen Jahrzehnten – in Österreich äußerte sich das in Hitzewellen und katastrophalen Unwettern. Auch unser Umgang mit der Natur wir immer problematischer – von der zunehmenden Verschmutzung durch Mikroplastik bis hin zu dramatischen Entwicklungen beim Artenschutz. Wir müssen also einen Spagat schaffen: Wir müssen kurzfristig auf aktuelle Krisen reagieren, müssen gleichzeitig aber auch unsere langfristigen Ziele weiterverfolgen. Andernfalls werden wir bald in einer Dauerkrise leben, die wir nicht mehr bewältigen können.