Vielfältige Osterbräuche: Bäuerinnen gewähren Einblick in ihre Traditionen

Bräuche gehören zu Ostern wie das Ei zum Osternest. Dabei gibt es eine große Bandbreite, denn jede Region hat auch eigene Bräuche oder Deutungen derselben. Die Bäuerinnen im OÖ Bauernbund erzählen von ihren Favoriten zur Osterzeit.

Oben v.l.: Christina Huber, Klaudia Ritzberger und Sabine Herndl; Unten: Johanna Haider (l.) und Johanna Miesenberger

Allgemeingültigkeit gibt es keine in punkto Brauchtum. Was sich in einer Gegend etabliert hat, kann andernorts unbekannt sein. Zumeist sind Bräuche aber eng mit der regionalen kulturellen Tradition und dem christlichen Glauben verbunden.

Bräuche unterbrechen die Eintönigkeit des Alltags

„Bräuche verbinden, sie erhalten und stiften Gemeinschaft. In diesen außergewöhnlichen Corona-Zeiten ist die Ausübung der Bräuche oft erschwert. Gerade dann ist es aber schön anzusehen, wenn Bräuche eben im kleinen Kreis, in der Familie, praktiziert werden. Feste und gefeierte Bräuche unterbrechen das Einerlei des Alltags und bilden Höhepunkte“, sagt Landesbäuerin Johanna Haider. Man brauche sich nur die Vorfreude der Kinder ansehen, wenn gemeinsam Eier gefärbt werden. Auch das gemeinsame Verzehren der geweihten Speisen oder der Anblick des Osterfeuers seien prägende Momente. „Das Entzünden des Osterfeuers um 5 Uhr früh ist mein Oster-Moment. Da stehe ich jedes Jahr gerne früh auf, um dabei zu sein, wenn die Menschen ihre Palmbuschen vom Vorjahr in das Feuer legen und gemeinsam den Segen erbitten“, schwärmt Haider.

Besonderer Osterbrauch: In Inzersdorf werden „Weihscheitl“ angebrannt. Menschen mögen wiederkehrende Fixpunkte: Wohl deshalb, weil es Orientierung gibt, an die Kindheit erinnert oder man sich einfach darauf verlassen kann. Von einem besonderen Brauch berichtet Sabine Herndl, Bezirksbäuerin von Kirchdorf: dem „Weihscheitl“. Der Brauch wird in Inzersdorf auch von der jungen Generation noch gelebt. „Am Karsamstag wird bei der Messe ein Osterfeuer in einer Feuerschale entzündet und geweiht. Das mitgebrachte Holzscheitl, das schon über Generationen im Haus gelagert ist, wird kurz in die Feuerschale gehalten, angebrannt, gelöscht und wieder nach Hause mitgenommen und bis zum nächsten Jahr verstaut. Es soll den Hausstand vor einem Brand schützen“, erzählt Herndl.

Quelle: privat
Besonderer Osterbrauch: In Inzersdorf werden „Weihscheitl“ angebrannt.

Rote Eier und die besonderen Kräfte des „Antlassei“ 

Das Ei galt schon immer als Sinnbild neuen Lebens und Symbol der Fruchtbarkeit. Gefärbt wurden die Eier bis ins 20. Jahrhundert hinein überwiegend nur in Rot – der Farbe für Fruchtbarkeit, Leben und Blut. Auch heute werden die gefärbten Eier noch die „rot‘n Oar“ genannt. Angeblich soll man mit ihnen auch nicht „pecken“. Bei Christina Huber, Bezirksbäuerin von Braunau, spielt das Eierfärben heute alle Farben. Das gemeinsame Färben ist für sie die „schönste Ostererinnerung“: „Das war in meiner Kindheit so und genauso mache ich es auch mit meinen Kindern“, sagt sie. Nach dem Pecken werden die Eier ebenso verspeist wie die Osterhasen, die Huber mit ihren Kindern bäckt.

Aber noch einmal zurück zum Thema Ei: Ein am Gründonnerstag gelegtes Exemplar soll besonders wertvoll sein. Es heißt „Antlassei“ – nach dem Mittelhochdeutschen antlaz für Entlassung, Ablass, Lossprechung. Bis ins späte Mittelalter war das der Tag, an dem von der Kirche verurteile Personen aus der Kirchenbuße entlassen wurden. Das Antlassei soll eine natürliche Weihe in sich tragen und Unglück, Unwetter und Hagelschlag fernhalten. Mancherorts wird es unter den Dachfirst gelegt oder in der Erde vergraben, andernorts wird es das ganze Jahr über aufbewahrt.

Von den Speisen des Weihkorbs soll jeder etwas bekommen, auch die Tiere. Wann sie gegessen werden, ist von Familie zu Familie verschieden. Das gemeinsame Essen der Weihspeisen verbindet Johanna Miesenberger, Bezirksbäuerin von Freistadt, immer auch mit ihrer Kindheit. „Für mich als Kind haben die geweihten Speisen immer viel besser geschmeckt als jede andere Jause“, erinnert sie sich. Ihren Weihkorb ziert eine Decke mit Ebenseer Kreuzstich, gegessen werden die Speisen nach der Ostermesse.

Was wäre Ostern ohne seinen Striezel? Der süße Germteig – geformt zu Hasen, Zöpfen, Kränzen oder Striezel – darf am Ostertisch nicht fehlen. „Das Backen dieser Köstlichkeiten gehört für mich zu Ostern einfach dazu“, sagt Klaudia Ritzberger, Bezirksbäuerin von Eferding. Pinzen, Striezel, Osterkranzerl und Biskuithaserl zieren den Frühstückstisch der leidenschaftlichen Köchin und Bäckerin. Das Festtagsgebäck wird traditionell als Gebildbrot bezeichnet. Es wird zu festlichen Anlässen geformt und soll – wie eigentlich alles rund um Ostern – Segen bringen.

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