Bauernzeitung: Im Vorjahr hat sich die LK dem Schwerpunkt Klimawandel gewidmet, was steht heuer auf dem Programm?
HECHENBERGER: Wir wollen den „Arbeitsplatz Bauernhof“ in seiner Vielfalt darstellen. Was braucht es, um einen Betrieb erfolgreich führen zu können? Welche Fähigkeiten, Ausbildungen und welches Wissen muss ich mir dafür angeeignet haben? Welche Herausforderungen beschäftigen unsere Betriebe aktuell? Aber auch: Welche Chancen bietet ein landwirtschaftlicher Betrieb? Gerade angesichts verschiedener gesellschaftlicher Strömungen ist es Gebot der Stunde, über die Arbeit, die tagtäglich auf unseren Betrieben geleistet wird, zu informieren und Einblick in die Landwirtschaft zu geben.
„Weiterentwicklungen, bei denen unsere Betriebe auf der Strecke bleiben, können nicht Sinn der Sache sein.“
Auf welche gesellschaftlichen Themen spielen Sie an?
Da gibt es viele. Das geht von respektvollem Umgang mit fremdem Grund und Boden über Verständnis für Arbeiten, die mit Lärm- und Geruchsemissionen einhergehen bis hin zur Tierwohldebatte. Gerade letztere begleitet uns ja schon seit Jahren und es ist enorm wichtig, hier sachlich zu informieren und zu erklären, wie unsere Betriebe arbeiten und warum eine viehhaltende Landwirtschaft für Tirol unverzichtbar und vielfach alternativlos ist. Die Landwirtschaft ist immer an Weiterentwicklungen mit Augenmaß interessiert und die Bäuerinnen und Bauern sind die letzten, die sich Verbesserungen verschließen. Diese müssen aber wirtschaftlich abbildbar und in der Praxis umsetzbar sein. Weiterentwicklungen, bei denen unsere Betriebe auf der Strecke bleiben, können nicht Sinn der Sache sein.
Da spielen auch die Preispolitik und der Markt eine Rolle.
Richtig. Gerade die Diskussion um zu hohe Lebensmittelpreise hat da in Summe nicht gutgetan. Alle möchten beste Qualität und höchste Standards. Die Bereitschaft, jenen Preis zu bezahlen, der dafür nötig ist, ist dann aber oft nicht gegeben. Es hat die letzten Jahrzehnte die Entwicklung gegeben, dass ein immer geringerer Teil des Haushaltseinkommens für Lebensmittel ausgegeben wurde, das hat sich nun eingebremst – mehr aber auch nicht. Die heimische Landwirtschaft produziert wertvolle Produkte, die eben auch nicht unter Wert zu haben sein können.
Mangelnde Wertschätzung in Form von angedrohten Kürzungen bei den Unterstützungen treiben in Deutschland gerade tausende Bäuerinnen und Bauern auf die Straßen. Wie ist die Lage in Österreich?
In Deutschland wird wegen Problemen demonstriert, die wir schon gelöst haben: In Österreich gab es in der neuen GAP in Summe nicht weniger Geld für ländliche Strukturmaßnahmen, sondern sogar 360 Mio. Euro mehr. Die für die Landwirtschaft wichtige Pauschalierung wurde bei uns ebenso abgesichert, deren geplante Abschaffung ist in Deutschland ja ein Hauptgrund für die Proteste. Außerdem wurde eine Rückvergütung für Energie – also Strom und Diesel – für die Land- und Forstwirtschaft umgesetzt, um auch diese Sparte zu entlasten und die Lebensmittelproduktion zu gewährleisten und weiterzuentwickeln. In Summe ist es eine komplett andere politische Herangehensweise als in Deutschland – die Österreichische Regierung steht klar hinter unserer Land- und Forstwirtschaft!
„Die heimische Landwirtschaft
produziert wertvolle Produkte, die nicht unter Wert zu haben sein können.“
Ihre erste Legislaturperiode im Nationalrat ist fast vorüber. Welche Bilanz ziehen Sie bisher?
Wir haben herausfordernde Jahre hinter uns, gleich mit einer Pandemie, Krieg und multiplen Krisen konfrontiert zu werden, hat die Arbeit natürlich stark beeinflusst. Dennoch haben wir viele wichtige Punkte des Regierungsprogrammes umgesetzt, wie beispielsweise die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in öffentlichen Küchen. Seit Herbst 2022 bin ich zusätzlich Tierschutzsprecher der ÖVP, da bin ich um einen Interessensausgleich bemüht. Nicht nur beim Tierschutz, auch in anderen Diskussionen geht es immer wieder um die Landwirtschaft und da bin ich ehrlich froh, als aktiver Landwirt gleich das ein oder andere richtigstellen zu können und als Sprachrohr der Bäuerinnen und Bauern in den Entscheidungsprozessen mitarbeiten zu können.
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- 20210228 140449: Christine Strickner