„Die Bäuerinnen und Bauern erleben fordernde Zeiten. Es fliegen viele Bälle durch die Luft. Als produzierende Landwirtschaft müssen wir da durchfinden“, betonte Michaela Langer-Weninger im Hintergrundgespräch gegenüber der BauernZeitung, anlässlich ihrer zweijährigen Tätigkeit als Agrarlandesrätin.
Die heimischen Bäuerinnen und Bauern versorgen die Konsumenten mit sicheren und hochqualitativen Lebensmitteln. Doch zwischen EU-getriebenem Klimaschutz-Aktionismus und inflationsbedingten Konsumverlagerung Richtung Diskont werde die Landwirtschaft verschlissen. „Die gesellschaftlichen Anforderungen in den Bereichen Tierwohl sowie Umwelt- und Klimaschutz sind nicht immer einfach in der Umsetzung. Verlangt werden höhere Standards, doch im Regal wird zu billigeren Produkten gegriffen. Mittlerweile geht jeder dritte Euro der für Lebensmittel ausgegeben wird, in Aktionsware“, spricht sie in diesem Zusammenhang von einer „perfiden Diskussion“.
Kritik an Brüssel
Der Green Deal der EU sei für die Landwirtschaft notwendig und wichtig um den Klimawandel hintanzuhalten. Andererseits werde dadurch sowie durch die Verordnung zur „Wiederherstellung der Natur“ den Bäuerinnen und Bauern die Produktionsgrundlage entzogen. Sie halte nichts von pauschalen Reduktionszielen ohne Rücksichtnahme auf regionale Gegebenheiten und unterschiedliche Witterungseinflüsse, wie beispielsweise bei Pflanzenschutzmitteln: „Wir brauchen einen Werkzeugkoffer mit dem wir agieren können. Mit solchen Maßnahmen schaden wir aber nur der Versorgungssicherheit“, so Langer-Weninger, die auch beim Thema Wiederzulassung von Glyphosat einen faktenbasierten Beschluss im Sinne der unzähligen wissenschaftlichen Studien fordert. „Wir sind schlecht beraten, wenn man die nachhaltige europäische Landwirtschaft einschränkt und im Gegenzug Handelsabkommen wie Mercosur diskutiert, bei dem Produkte mit viel geringeren Auflagen importiert werden.“
Notwendige Inflationsanpassung
Letztendlich gehe es darum, dass die Bäuerinnen und Bauern Einkommen erwirtschaften können, damit die Familienbetriebe auch in der Produktion bleiben. Das vergangene Jahr sei diesbezüglich ein „Ausreißer nach oben gewesen“. Dies sei jedoch notwendig gewesen, denn wie die Historie zeige, habe man sich ein Jahr darauf oft „im Tal der Tränen“ wiedergefunden so auch voraussichtlich heuer.
„Mit der Inflationsanpassung werden höhere Auflagen und Mehrkosten abgegolten.“
Das von ihr in der Landesagrarreferenten-Konferenz mitbeschlossene „Impulsprogramm“ bezeichnet sie als „notwendige Inflationsanpassung“ die von Seiten der Landwirtschaft schon lange gefordert wurde. Für die oberösterreichischen Betriebe stehen bis 2027 für ÖPUL-Maßnahmen (7,6 Mio. Euro), Bergbauern-Ausgleichzulage (3,5 Mio. Euro) und Investitionsförderung (4,3 Mio. Euro) in Summe 15,4 Mio. Euro jährlich mehr zur Verfügung. „Natürlich wird es hier jetzt wie immer Neiddiskussionen in der Gesellschaft geben. Letztendlich werden dadurch aber nur die geforderten höheren Auflagen und damit verbundenen Mehrkosten finanziell abgegolten“, so die Agrarlandesrätin.
Bodenverbrauch und Wolf
Angesprochen auf das Thema Bodenverbrauch betonte sie, dass Oberösterreich zum im Regierungsprogramm festgelegten 2,5-Hektar-Ziel stehe. „Wir müssen beim Flächenverbrauch insgesamt herunterkommen, dürfen aber auch nicht zu Verhinderern werden. Gerade auch im ländlichen Raum braucht es Infrastruktur“, so Langer-Weninger.
Von den insgesamt 370 Hektar beantragten PV-Flächen im Land, seien gut zwei Drittel von der Abteilung Land- und Forstwirtschaft positiv bewertet. Bei der Widmungsänderung hake es sehr oft an den für Raumordnung und Naturschutz zuständigen Abteilungen.
Auf die Frage, wann in Oberösterreich der erste Wolf erlegt wird, antwortete Langer-Weninger schmunzelnd: „Das muss man die Jäger fragen.“ Die Kritik des Naturschutzbundes an der Abschussgrundlage in der Wolfsverordnung weist sie zurück: „Wir geben nicht irgendeinen Wolf zum Abschuss frei. Die Kriterien sind wissenschaftlicher und sachlicher Basis und wir halten uns an die Vorgaben.“
Das in Begutachtung befindliche neue oö. Jagdgesetz sei ein „Kompromiss des Miteinanders“ sowie einer von mehreren Meilensteinen, die unter ihrer Zuständigkeit in den vergangenen zwei Jahren auf den Weg gebracht wurden.
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