„Unsere Bauern brauchen Sicherheit“

Die vergangenen Monate waren alles andere als einfach für die Bäuerinnen und Bauern. Gesunkene Absatzmöglichkeiten wegen der geschlossenen Gastronomie und Hotellerie, steigende Kosten durch Lieferschwierigkeiten und öffentliche Diskussionen über Haltungsbedingungen und Tierwohl. Die BauernZeitung hat mit Nationalrat Franz Eßl über die kommenden Herausforderungen für die Landwirtschaft gesprochen.

BauernZeitung: Wie haben die Bäuerinnen und Bauern das Corona-Jahr überstanden?

ESSL: Natürlich hat die Corona-Pandemie auch bei den Salzburger Bäuerinnen und Bauern ihre Spuren hinterlassen. Wir sind ja ein unverzichtbarer Teil der Gesamtwirtschaft und obendrein stark mit dem Tourismus verwoben. Aber die Unterstützungsmaßnahmen von Regierung und Nationalrat haben Härten abgefedert und wichtige Investitionen im ländlichen Raum möglich gemacht.

Die Krise hat aber auch gezeigt, wie wichtig die Eigenversorgung mit Lebensmitteln ist. Was braucht es in Zukunft, damit diese auch weiterhin gesichert ist?

Wir brauchen starke bäuerliche Betriebe und diese brauchen vor allem Planungs- und Rechtssicherheit. Österreich hat seine Hausaufgaben hier bereits gemacht, aber in Brüssel scheint es schwierig zu sein, sich auf eine Gemeinsame Agrarpolitik zu einigen. Hier muss endlich was weitergehen, denn die Landwirte müssen wissen, welche Regeln in Zukunft gelten sollen.

Woran scheitert es denn und was braucht es für die heimische Landwirtschaft?

Österreich spielt, was vor allem unsere Ökoleistungen in der zweiten Säule des Agrarumweltprogramms betrifft, eine Vorreiterrolle in der EU. Ich denke, dass hier viele andere EU-Länder noch Probleme mit der Umsetzung haben.

Österreich ist ja geprägt von der Berglandwirtschaft. Was braucht es hier noch an Maßnahmen?

Ich setze mich seit langem für eine deutliche Erhöhung der Ausgleichszulage ein. Die letzte kräftige Erhöhung liegt immerhin 20 Jahre zurück. Diese Unterstützung ist notwendig, um die Landwirtschaft und auch die Almwirtschaft in schwierigen Lagen dauerhaft zu sichern.

Sind Weidetiere und Almwirtschaft auch ein Thema in Wien?

Dafür bin ich da und dafür wurde ich gewählt, um die Herausforderungen dieser Betriebe immer wieder anzusprechen. Im Moment geht es in Wien sehr häufig dabei auch um Fragen des Tierwohls bzw. der Haltungsbedingungen bei den Nutztieren. Als ÖVP-Tierschutzsprecher gilt es, das Tierwohl einerseits aber auch das Wohl der Menschen sowie praktikable Umsetzungen im Auge zu behalten.

Vergangene Woche gab es auch ein Expertenhearing zum Tierschutzvolksbegehren. Was waren Aussagen, die besonders hervorgestochen sind?

Wir haben auch das Thema Wolf zur Sprache gebracht. Aus meiner Sicht ist der Wolf mit der Weidewirtschaft in der Alpenregion und im Speziellen mit der Almwirtschaft nicht vereinbar. Das zeigen auch die vermehrt vorkommenden Wolfrisse im Land. Angesprochen auf Herdenschutzmaßnahmen sagte Katja Wolf vom Österreichischen Kynologenverband, dass ein Herdenschutzhund für unsere Art der Weidehaltung nicht brauchbar ist: ‚Der kommt aus dem Kaukasus und dort gehört er auch hin.‘

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  • Eßl Lindinger (2): privat
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AUTORred.EH
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