Seit 50 Jahren finden in Feldkirchen bei Graz Passionsspiele statt. Im Jahr 1973 wagte der damalige Pfarrer Josef Gschanes mit einer Gruppe Jugendlicher die Erstaufführung der Passionsspiele. Eine Handvoll Darsteller ist von damals übriggeblieben, unzählige Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder sind neu dazugekommen. In der Summe sind es 180 Mitarbeiter, welche die berührende Aufführung im Pfarrsaal ermöglichen und fünf Monate lang geprobt haben. Der Lohn für ihr Mittun ist seit damals für alle gleichgeblieben: zwei Wurstsemmeln mit Tee pro Aufführung.
Die erste von insgesamt 13 Aufführungen findet am 4. März, die letzte am 2. April statt. Bürgermeister Erich Gosch ist schon seit 42 Jahren als Spieler dabei und überzeugt: „Dass sich die Feldkirchner Passionsspiele einen Namen weit über die Landesgrenzen hinaus gemacht haben, beruht nicht auf riesige Zuschauerräume und eine bombastische Bühnenshow. Das Gegenteil ist der Fall, denn durch die fast intim gebliebene Kleinheit mit moderner Infrastruktur kann sich der Zuschauer kaum dem Geschehen auf der Bühne entziehen.“ Bürgermeister Gosch freut sich auch schon darauf, dass es in seiner Marktgemeinde vom 10. bis zum 12. März zu einem Treffen aller acht österreichischen Passionsspielorte sowie zu einer Vorstandssitzung der Vereinigung Europassion kommt.
Charakteristisch für die Feldkirchner Passion sind die eingebauten Zwischentexte, die aus der Feder von Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Johann Perstling stammen. Sieben Monologe halten an bestimmten Stellen das Passionsspiel an und tragen aktuelle Themen mitten in das Publikum. Einzigartig ist auch der Chor als Teil der agierenden Menschenmenge. Insgesamt acht Lieder werden vorgetragen, zum Schluss das gemeinsam gesungene „Und er wird auferstehen“.
Regie führt Bernhard Böhmer. Seine Intention: Wie schon im Jahr 2017 – aufgrund der Coronapandemie gab es vor drei Jahren keine Aufführungen – werden die großen dramatischen Rollen von Jesus, Mutter Maria, Maria von Magdala, Judas sowie der Hohen Priester und einzelner Apostel als menschliche Figuren mit konkreten Eigenschaften gezeichnet, um eine Auseinandersetzung mit der Geschichte zu verdeutlichen. „Es erscheint mir wichtig, dass sich das Publikum mit dem Dargestellten persönlich identifizieren kann“, sagt Böhmer. „Die Leidensgeschichte Jesu sollte den Zuschauern nicht bloß erzählt, sondern erlebbar, miterlebbar und miterleidbar gemacht werden.“ Für ihn sind Passionsspiele eine Geschichte, die von der Botschaft der Liebe und der Erfahrung des Leids geprägt ist. „Das ist ein zutiefst menschlicher Konflikt und für jeden von uns nachvollziehbar“, so Böhmer.
Die Aufführungen finden immer freitags, samstags und sonntags statt. Nähere Informationen und Reservierungsmöglichkeiten gibt es unter www.ssgf.at
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- Passionsspiele: Schauspielgruppe Feldkirchen