Umkehrschub

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Die Corona-Pandemie zwingt uns, unser Leben und Wirtschaften grundsätzlich zu überdenken. Das gilt gerade auch für die Landwirtschaft. Kein Tourismus, keine Gasthäuser und Kantinen und nach Hamstereinkäufen nur mehr verhaltener Absatz über die Supermärkte. Egal ob Fleisch, Milchprodukte oder Gemüse, die Nachfrage bewegt sich wie der Alltag von Millionen Menschen auf Sparflamme. Eine rasche Rückkehr auf gewohntes Niveau ist auf längere Zeit nicht in Sicht.
Genug gibt es von allem, etwa Rindfleisch oder Erdäpfel, aber weil bisher überwiegend in Form von Fast Food als Burger oder Pommes konsumiert, sind jetzt die Lager übervoll. Verderbliches muss bald entsorgt werden, sogar Bier, drohen Brauer. Auch Luxusprobleme tun sich auf: Wer wird den Spargel kaufen (und daheim verkochen), sollten es alle heranwachsenden Stangen bis Juni in die Geschäfte schaffen?
Alle Appelle an den rotweißroten Konsumpatriotismus werden kaum helfen, auch die Landwirtschaft aus der Krise zu führen. Gefragt ist jetzt ein großes Umdenken in der zuletzt globalisierten Produktion. Sojafutter aus Amerika für Schweinetröge in Europa? Palmöl aus Asien als Ersatzfett in Lebensmitteln? Flüssigei aus dem Tank und Billigfleisch im Kühlcontainer, versendet in alle Welt?
Man kann der Virus-Krise kaum Gutes abgewinnen, außer dass sie vielleicht einen Schub erwirkt – bei der längst fälligen Umkehr aus dem Ruder gelaufener, vermeintlich besonders wirtschaftlicher (Fehl-)Entwicklungen auf Kosten nicht zuletzt der Umwelt wie auch folgender Generationen.
 bernhard.weber@bauernzeitung.at

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