Dass man die Studie des WWF, vermutlich durchgeführt in den weit von Almgebieten entfernten Städten, nicht als repräsentativ für den urbanen und periphären Raum sehen kann, war mir klar“, erklärt LAbg. Hermann Kuenz. Der Osttiroler präsentierte gemeinsam mit Konrad Kreuzer, Obmann der BLK Lienz, die vom Kärntner Almwirtschaftsverein in Auftrag gegebene Umfrage vom Market Institut.
Hintergrund der zweiten Studie war die Kritik unmittelbar Betroffener, deren Bedenken gegenüber der großen Beutegreifer durch die WWF-Studie als Hysterie hingestellt wurden. „Für einen Schafzüchter hat die Rückkehr des Wolfes einen anderen Stellenwert als für einen Büroangestellten“, verdeutlicht LAbg. Kuenz die Dringlichkeit einer zweiten Umfrage. Konrad Kreuzer ergänzt: „Betroffene denken anders und es ist interessant, dass in unserer Region die Menschen eine klare Meinung haben.“
„Um vergleichbare Grundlagen zu schaffen, beauftragte der Almwirtschaftsverein dasselbe Institut wie der WWF und auch die Stichprobengröße war mit 1000 Repräsentativinterviews gleich“, bestätigte Kuenz die Validität der Studie.
Befragt wurden Kärntner und Osttiroler zu ihren Erwartungen im Zusammenhang mit der Wolfsausbreitung, zur Eignung der Bezirke Lienz und Spittal an der Drau als Wolfsgebiete und zur Erlegung von Risikowölfen. Die Umfrage wies signifikante Unterschiede zur WWF-Studie auf.
Almwirtschaft in Gefahr
Bedenken äußerten die Befragten zum Herdenschutz. 60 Prozent aus den Bezirken Lienz und Spittal befürchten, dass der Zugang zu den Almen massiv eingeschränkt wird, wenn sie durch Schutzhunde und meterhohe Zäune abgeriegelt werden. 62 Prozent sind sogar der Überzeugung, dass das Vieh aufgrund der natürlichen Gegebenheiten auf der Alm gar nicht geschützt werden kann. Bestätigt wird dies durch die Almbauern. Sie sprechen von einer „Herdenschutzillusion“.
Osttirol nicht wolfsgeeignet
Auch aus diesem Grund zeigen sich die Osttiroler und Kärntner sehr gespalten, wenn es um die Ansiedelung des Wolfes in ihrem Gebiet geht. Die Bezirke Lienz und Spittal sahen sich aber mehrheitlich als ungeeignetes Wolfsgebiet.
Abschuss von Risikowölfen
Dem Abschuss von Wölfen, die keine natürliche Scheu vor dem Menschen zeigen und sich auch Siedlungsgebieten trotz Maßnahmen wie Schreie oder Schreckschüsse nähern, stimmen 51 Prozent der befragten Osttiroler und Kärntner zu, 31 Prozent lehnen diese Praktik ab und 18 Prozent enthielten ihre Stimme.
Ein besonderes Anliegen ist dieser Punkt auch den Almbauern, die ihr Vieh während der Almsaison in ständiger Gefahr wissen.
Politische Wegbereiter
„Diese aktuelle Umfrage weist um einiges mehr an gesundem Hausverstand und Praxisnähe auf als die WWF-Studie“, vergleicht Hermann Kuenz die beiden Untersuchungen. Der Landtagsabgeordnete sieht sie auch als Bestätigung für seine politische Arbeit.
Derzeit widmet er sich gemeinsam mit anderen Abgeordneten des Bauernbundes insbesondere dem legalen Abschuss von Problemwölfen – einem EU-rechtlich gesehen äußerst schwierigen Unterfangen. „In Tirol könnte die Entnahme über eine Verordnung geregelt werden. Diese muss aber einer EU-Prüfung standhalten“, schließt LAbg. Kuenz.
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