Turbulenzen am Eiermarkt: Erzeuger warnen und fordern höhere Preise

Ostern steht vor der Tür – und der Eiermarkt ist europaweit massiv unter Druck. Das gilt auch für Oberösterreich, trotz aktuell hoher Legehennenbestände. Die Geflügelwirtschaft fordert dringend höhere Preise für ihre Erzeugnisse – zwei bis vier Cent pro Ei wären nötig, um Qualität und Quantität sicherzustellen.

Es wird wieder bunt: Am Eiermarkt rumort es gerade – nicht nur, weil Ostern vor der Tür steht, sondern vor allem durch eine herausfordernde Situation im gesamten europäischen Raum.

Pandemie, Krieg, Teuerung und dann auch noch die Vogelgrippe, die EU-weit zu enormen Ausfällen geführt hat: Lauter ungünstige Entwicklungen, die in Summe dazu beigetragen haben, dass heuer kurz vor Ostern und damit einem wichtigen Absatzhöhepunkt zu wenige Eier am Markt sind. „Und das, obwohl wir in Österreich gerade einen historisch hohen Legehennenbestand verzeichnen können“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. Das knappe Angebot ist ein Resultat der Vogelgrippe, aber auch gestiegener Produktionskosten. Legehennen-Ausfälle und Betriebsschließungen haben eine europaweit verringerte Ei-Erzeugung zur Folge.

Auch hierzulande gibt es Betriebe, die am Limit sind: Waldenberger fordert gemeinsam mit Gerold Sterrer, dem Obmann der oberösterreichischen Geflügelwirtschaft, die Preise für die heimischen Produzenten umgehend anzuheben: zwei Cent pro Ei aus Boden- und Freilandhaltung, vier Cent für Bioeier. „Nur so können die steigenden Betriebsmittelkosten ausgeglichen und weitere Einkommensverluste verhindert werden“, sagt Waldenberger. Der Lebensmitteleinzelhandel solle die Preiserhöhungen rasch umsetzen. Schließlich sei in Österreich in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Haltung der Legehennen konsequent auf Tierwohl, Qualität und Rückverfolgbarkeit ausgerichtet worden – auch auf Wunsch des Handels.

Österreichweit gibt es aktuell knapp 7,5 Millionen registrierte Legehennen. Etwa jede Sechste steht auf einem oberösterreichischen Betrieb.

Gastronomie und Konsument: Griff zur billigeren Alternative

Mittlerweile hat sich das Kaufverhalten vieler Menschen aber verändert, der Preis steht wieder mehr im Fokus. „Die Gastronomie ordert wieder große Mengen an günstigen Bodenhaltungseiern. Im Lebensmittelhandel wird auch vermehrt zu Freiland- und Bodeneiern gegriffen anstatt zu den teureren Bioeiern“, sagt Sterrer. Biobetriebe seien bereits nicht mehr in der Lage, ihre Kredite zu bedienen, geschweige denn, ein Einkommen zu erzielen. „Die ersten Betriebe überlegen schon, wieder auf konventionelle Produktion umzusteigen“, schildert Sterrer. „Die Bauern bleiben nur dann in der Produktion, wenn sie auch ihre Kosten decken können“, ergänzt der LK-Präsident.

Den Konsumenten würde die geforderte Preisanhebung alles andere als ein Vermögen kosten: Der Konsum pro Kopf und Jahr liegt im Schnitt bei 236 Eiern, der Preisanstieg von zwei Cent würde lediglich Mehrausgaben von 4,72 Euro (Freilandeier) beziehungsweise 9,44 Euro (Bioeier) pro Jahr bedeuten.

„Bauern bleiben nur dann in der Produktion, wenn sie auch ihre Kosten decken können.“

Beim Blick ins Nachbarland Deutsch­land zeigt sich, dass an der dort um 30 Prozent zurückgegangenen Produktion nicht nur die Vogelgrippe schuld ist, sondern auch höhere Auflagen in der Produktion, wie die verpflichtende Bruderhahn-Aufzucht. Außerdem haben dort in den vergange­nen Jahren die Hälfte aller Brütereien ihren Betrieb eingestellt.

Was die Vogelgrippe anbelangt, hat sich die Situation in Oberösterreich zuletzt wieder beruhigt. Alle Schutz- und Überwachungszonen endeten bereits am 6. Februar. Noch gilt zwar die Stallpflicht ab 50 Tieren, mit deren Aufhebung ist um die Osterzeit zu rechnen – vorausgesetzt, es treten keine Fälle mehr in landwirtschaftlichen Nutztierbeständen auf. 

Endkonsumenten bekommen auch heuer ihre Ostereier

Österreich könne sich mit Schaleneiern momentan noch ausreichend selbst versorgen, die lebensmittelverarbeitende Industrie beziehe die benötigte Ware in Form von Flüssigei derzeit jedoch überwiegend aus dem europäischen Raum, betont Sterrer. Und: „Um sein Osterei muss sich aber niemand Sorgen machen.“

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