Kommentar von Clemens Wieltsch,
Redakteur
Dass US-Präsident Donald Trump neben seinem Strafzollreigen etwa auf Aluminium, Stahl und Holz um eine Ausweitung der Eierexporte in die Vereinigten Staaten betteln muss, passt so gar nicht in den Trumpschen Wertekompass. Schuld ist Trump an der Versorgungskrise aber nicht. Die seit bald drei Jahren in den USA grassierende Vogelgrippe lässt sich eben weder durch Zölle noch durch Annexionspläne oder die Abteilung für Regierungseffizienz von Tech-Milliardär Elon Musk verschrecken. Es wäre für die europäische Gesellschaft wohl auch ein Leichtes, nicht gehässig auf die US-Anfragen zu reagieren, hätte Trump in den ersten Tagen seiner Amtszeit nicht – wie so oft – versucht, die Schuld daran seinem Vorgänger Joe Biden in die Schuhe zu schieben. Eine Sprecherin des Weißen Hauses teilte im Jänner nämlich folgendes mit: Das Landwirtschaftsministerium unter Präsident Biden habe die Tötung von mehr als 100 Millionen Legehennen angeordnet, was zu der Eierknappheit geführt habe.
Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche als Ursache statt als Schutzmaßnahme abzutun, entbehrt wohl jeder weiteren Erörterung. Einen gänzlich neuen Ansatz hat übrigens US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. ins Treffen geführt. Der bekennende Impfgegner spricht sich für eine gezielte Verbreitung des Virus in US-Geflügelbeständen aus. Bei einer nachgewiesenen Sterblichkeitsrate von fast 100 Prozent bei Hühnern darf bezweifelt werden, ob das die US-Geflügelzucht allzu rasch „great again“ machen würde. Experten raten davon jedenfalls dringend ab.