Das Jahr 2019 wird als eines der besten Ferkeljahre seit dem EU-Beitritt in die Geschichte eingehen. Dabei hatte es gar nicht so gut begonnen, nämlich mit einer mäßigen Ferkelnotierung von zwei Euro – nach einem für Ferkelerzeuger extrem einkommensschwachen Jahr 2018. Am Ende des Jahres 2019 stand jedoch ein Ferkelpreis von 3,20 Euro zu Buche, womit für das Jahr ein Ferkelpreis von durchschnittlich 83,50 Euro realisiert werden konnte. Ein Wert, der deutlich über dem langjährigen Schnitt von
69 Euro liegt (siehe Grafik).

Marktlage stellt stets nur eine Momentaufnahme dar

„Diese Entwicklung tut den zuletzt so gebeutelten heimischen Familienbetrieben richtig gut. Mit den aktuellen Ferkelpreisen sind die Produktionskosten endlich wieder vollständig gedeckt und ein Teil der letzten Jahre kann ausgeglichen werden“, sagt
Agrar-Landesrat und Bauernbundobmann Max Hiegelsberger. „Es sollte aber nicht vergessen werden, dass die derzeitige Marktlage eine Moment-aufnahme darstellt. Viele Einflüsse wirken auf den Preisbildungsprozess. Einzelereignisse, vor allem rund um die Afrikanische Schweinepest, können auch sehr rasch wieder eine negative Marktentwicklung auslösen“, betont Hiegelsberger. 

Johann Stinglmayr, Geschäftsführer des VLV Ferkelrings, weist darauf hin, dass der Ausblick der heimischen Schweinebranche auf den Marktverlauf eines neuen Jahres noch nie so erfreulich war wie heuer: „Das Jahr 2020 beginnt mit 98 Euro und damit auf einem Preisniveau, das wir seit dem Beitritt zur EU, also seit einem Vierteljahrhundert, nicht mehr hatten.“ Das Preisniveau sei im gesamten EU-Raum gegeben, wodurch keinerlei Marktdruck aus dem Ausland zu spüren sei. Daran werde sich auch in den nächsten Wochen und Monaten nichts ändern. Es sei auch nicht zu befürchten, dass große Ferkelproduktionsländer nun ihre Bestände ausweiten. Im Gegenteil: Die typischen Ferkel-Versor­gerländer Dänemark und Holland werden ihre Produktion weiter zurückfahren. „Der Grund dafür sind Umwelt- und Tierschutzauflagen, dazu kommt die teilweise extrem schlechte Einkommenssituation in den vergangenen Jahren“, sagt Stinglmayr. Auch Deutschland kämpft mit ungelösten Problemen. „Die Themen Kastration und Kastenstand sind dort seit Jahren nicht geregelt“, erklärt Stinglmayr.

Die erfreuliche Marktentwicklung hat jedoch eine unerfreuliche Ursache: Die gefürchtete Afrikanische Schweinepest (ASP), die 2019 in China beinahe die Hälfte der Schweinepro-duktion vernichtet hat und auch vor Europas Grenzen nicht Halt macht. In Tschechien, Ungarn und Slowenien ist sie bereits aufgetreten, zuletzt auch in Polen – nur 20 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Das rasche und konsequente Umsetzen der Biosicherheitsmaßnahmen in der Schweinegesundheitsverordnung sei daher ein Gebot der Stunde. Zum Schutzschild gehört auch die ASP-Revisions- und Frühwarnverordnung, die seit 15. Dezember 2019 gilt: Damit muss jedes in Österreich tot aufgefundene Wildschwein untersucht werden.

Um Produktion zu halten: Zukunft für Investitionen

Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben die Ferkelmengen in
Österreich zurückgehen lassen. Die heimischen Familienbetriebe haben jedoch die Herausforderungen angenommen und etwa die EU-weit vorgegebene Gruppen- und Laufhaltung der Zuchtsauen umgesetzt. Für die nächsten zehn Jahre sind massive Anstrengungen zur Realisierung der Bewegungsbuchten im Abferkel- und Deckbereich bereits vorgegeben. Dazu braucht es jedoch die Sicherheit, dass die Investitionen auch Bestand haben. „Neben der Preisthematik verunsichern vor allem die Diskussionen rund um die Bedingungen in der Tierhaltung. Es braucht klare und planbare Rahmenbedingungen für unsere Familienbetriebe“, warnt Stinglmayr vor einem möglichen Rückgang der Bestände, der die heimische Gütesiegelproduktion gefährden würde.

- Bildquellen -

  • Ferkelmarkt: Land OÖ/Wakolbinger
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