Tiroler Landarbeiterkammer: Seit 75 Jahren für ein faires Arbeiten

Die Landarbeiterkammer Tirol feierte am Montag ihr 75-Jahr-Jubiläum im Anschluss an die Vollversammlung des Tiroler Land- und Forstarbeiterbundes. Neue und bekannte Herausforderungen werden ihre Arbeit auch zukünftig nötig machen.

Harte körperliche Arbeit, teilweise auch von Mägden und Knechten erbracht, prägte die Landwirtschaft vor 75 Jahren.

In 75 Jahren hat sich in der Land- und Forstwirtschaft so einiges getan. Während früher noch fast alles durch harte körperliche Arbeit erledigt werden musste, steht heute modernste Technologie bis hin zur künstlichen Intelligenz zur Verfügung. Diese markanten Gegensätze und Entwicklungen hat die Landarbeiterkammer Tirol selbst miterlebt. Sie ist die gesetzliche Vertretung der unselbstständig Angestellten in der Land- und Forstwirtschaft.

„Es hat ein enormer Strukturwandel stattgefunden. Wo ehemals viele Arbeitskräfte vonnöten waren, wurden im Laufe der Jahre Maschinen eingesetzt. Dadurch hat sich unsere Mitgliederzahl von mehr als 13.000 Mitgliedern auf rund 5.000 Mitglieder reduziert“, erzählt Landarbeiterkammer-Präsident Andreas Gleirscher anlässlich des Jubiläums.

Individuelle Berufsvertretung

Deswegen gäbe es aber nicht weniger für die LAK zu tun. „Das Verhandeln der Kollektivverträge ist eine unserer wichtigsten Aufgaben. Dort konnten wir in den vergangenen Jahren stets erfolgreich für die Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft einstehen“, erklärt Gleirscher.

Erfolge verzeichne er auch in der Schaffung österreichweit einheitlicher Rahmenbedingungen für Lehrberufe in der Land- und Forstwirtschaft: „Besonders stolz sind wir, dass wir vergangenes Jahr zu einer neuen Regelung für den Lehrberuf ‚Berufsjäger‘ gekommen sind.“ Damit vertrete die LAK 16 Lehrberufe, die nicht nur direkt die klassische Land- und Forstwirtschaft betreffen, so der Präsident: „Vom Baumschulwesen über die Molkereiwirtschaft bis hin zur Biomasseproduktion und Gärtnerei reicht unsere Vertretung. Unter den Begriff ‚Landarbeiter‘ fallen somit zahlreiche Berufsbilder und auf diese Vielfalt gehen wir in den unterschiedlichen Kollektivverträgen auch ein.“

Quelle: LAK
Auch heute ist körperlicher Einsatz noch gefragt, Maschinen veränderten die Arbeitsabläufe jedoch enorm.

Zukunftssichere „grüne“ Berufe

Trotz Strukturwandels könne Gleirscher sich auch nicht über zu wenig Zulauf beklagen: „Die sogenannten ‚Green Jobs‘, also Berufe in und rund um die Natur, sind sehr gefragt. Das merken wir auch anhand der steigenden Schülerzahlen an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten.“ Zukunftssicher seien die „grünen Berufe“ allemal, so Gleirscher: „Der Klimawandel stellt uns alle vor neue Herausforderungen. Während andere Berufe durch die Modernisierung aus der Zeit gefallen sind, etwa Knechte und Mägde, kommen neue hinzu. Es wird beispielsweise jemanden brauchen, der die oft geforderten klimafitten Wälder pflanzt und pflegt. Auch in der Berufssparte des Almpersonals gibt es eine große Nachfrage.“

Schlagkraft durch Gemeinschaft

Andreas Gleirscher zieht nach 75 Jahren eine zufriedenstellende Bilanz: „Wir haben uns gemeinsam mit unseren Mitgliedern gewandelt. Dabei haben wir aber nicht die gute Sozialpartnerschaft mit der Landwirtschaftskammer verloren. Nur durch diese gewachsenen Strukturen können wir eine schlagkräftige Interessenvertretung sein – auch in den nächsten 75 Jahren.“ Essenziell werde es sein, auch weiterhin geschlossen aufzutreten. „Ihre Einheit war schon in den 1950er-Jahren die Stärke der Land- und Forstarbeiter. Diese Stärke müssen wir beibehalten, genauso wie den Spagat traditionsbewusst, doch stets auf den Fortschritt bedacht.“

Wie haben verschiedene Generationen die LAK erlebt? Ein fiktives Beispiel:

  • 1950: Im Vollerwerb führt Johann Hofer seinen landwirtschaftlichen Betrieb. Er ist kein Mitglied der Landarbeiterkammer, profitiert aber vom Einsatz der Organisation bei Angelegenheiten wie der sozialen Absicherung in der Land- und Forstwirtschaft.

  • 1975: Sohn Thomas ist angestellter Forstarbeiter bei den Österreichischen Bundesforsten. Bei einem Arbeitsunfall verletzt er sich. Die LAK prüft, wie lange Thomas Anspruch auf Lohnfortzahlung hat, hilft ihm bei der Abwicklung mit der Sozialversicherung und steht auch in engem Kontakt mit dem Betriebsrat.

  • 2000: Als angestellte Sennerin ist auch Enkelin Maria Mitglied bei der LAK. Gerne nützt sie das Weiterbildungsangebot, hat aber auch schon durch die Wohnbauförderung der LAK profitiert. Sie plant, bald Mutter zu werden, was einige arbeits- und sozialrechtliche Fragen aufwirft. Die Rechtsabteilung der LAK steht zur Verfügung.

  • Heute: Vor Kurzem hat Urenkelin Lea die HBLFA Tirol in Rotholz abgeschlossen. Ihr ist nicht bewusst, dass das gute land- und forstwirtschaftliche Bildungsangebot in Tirol unter anderem auch durch die Interessenvertretung der LAK zustandekommt. Ihre Ausbildung wurde durch die LAK zusätzlich finanziell mit der Lernbeihilfe unterstützt, da Leas Mutter Maria Mitglied ist.

- Bildquellen -

  • IMG 2653: LAK
  • Pferdegezogene Drielsaatmaschine: LAK
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AUTORHannah Pixner
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