Tirol und Graubünden gegen den Problemwolf

Nach dem wegweisenden Beschluss des Tiroler Landtages ist Landeshauptmann Anton Mattle unter anderem in Sachen große Beutegreifer in die Schweiz gereist.

LH Anton Mattle mit seinen Schweizer Regierungskollegen Peter Peyer (re.) und Marcus Caduff (li.).

Tirol und die Schweiz verbindet nicht nur die wirtschaftliche Zusammenarbeit, die ARGE ALP oder der Verkehr. Die beiden Alpenregionen stehen auch vor denselben Herausforderungen beim „Wintersportbashing“ – also der negativen Darstellung des Skisports – und im Umgang mit den großen Beutegreifern. Für Landeshauptmann Anton Mattle Grund genug, seinen Regierungskollegen aus dem Kanton Graubünden, Regierungspräsident Peter Peyer und Regierungsrat Marcus Caduff, für ein Gespräch zu treffen.

„Der gesamte Alpenraum steht vor der großen Frage, wie wir auffällige Großraubtiere zurückdrängen und unsere traditionelle Almwirtschaft schützen können. Gerade Graubünden hat viele Erfahrungen mit Wölfen gesammelt. Mein Besuch in der Schweiz unterstreicht einmal mehr den Handlungsbedarf und stärkt der Tiroler Vorgehensweise den Rücken. Mit der Novelle des Tiroler Jagdgesetzes ist es uns gelungen, die rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen und einen möglichst unbürokratischen Weg für die Entnahme zu schaffen“, erklärt Landeshauptmann Mattle seine Beweggründe für den Besuch in Chur (CH).

Schäden durch Einzeltiere, FFH-Richtlinie senken

Der Kanton Graubünden zählt rund 200.000 Einwohnerinnen und Einwohner und erstreckt sich über 7.100 Quadratkilometer. Zehn Wolfsrudel haben sich bereits in Graubünden angesiedelt, großen Schaden richten aber vor allem Einzeltiere an. „Das beweist, dass die Festlegung auf Problem- und Risikowölfe der richtige Zugang ist“, ist sich der Landeshauptmann sicher. Das Grundproblem, vor dem die alpinen Regionen der Europäischen Union stehen, sei laut Mattle aber der insgesamt hohe Schutzstatus durch die FFH-Richtlinie. Mittlerweile ist die Problematik bereits im Europäischen Parlament und bei Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekommen. Und auch die Tiroler Rechtsgutachten zeigen deutlich auf, dass die FFH-Richtlinie in der aktuellen Form nicht praktikabel ist. „Tirol hat die Möglichkeiten ausgereizt, um die traditionelle Almwirtschaft und den Kultur- und Lebensraum zu schützen“, richtet der Landeshauptmann seinen Blick nach Brüssel und fordert eine nachhaltige europäische Lösung durch die Senkung des Schutzstatus.

Wolfs-Entnahme gestaltet sich in der Praxis schwierig

Abseits davon zeigt sich aber auch im Nicht-EU-Mitgliedsland Schweiz, dass die Bejagung und Entnahme von Wölfen in der Praxis extrem herausfordernd ist. „Die rechtlichen Möglichkeiten sind das eine, die Entnahme von Problem- und Risikotieren das andere. Mit der Anonymisierung schützen wir die Tiroler Jägerschaft vor extremen Wolfsbefürwortern, mit dem Verordnungsweg beschleunigen wir die Entnahmegenehmigung und verhindern eine Verzögerung durch den WWF. Die Praxis in Graubünden zeigt aber, dass der Wolf insgesamt schwierig zu bejagen ist. In Zusammenarbeit mit dem Tiroler Jägerverband wollen wir deshalb, wenn notwendig, die Rahmenbedingungen für eine Eingreiftruppe des Landes zur Unterstützung bei der Besenderung, der Vergrämung oder der Entnahme schaffen. Hier braucht es einen Schulterschluss zwischen Jägerschaft, Bauernstand und Land Tirol“, setzt der Landeshauptmann auf die Zusammenarbeit.

Mit den Eindrücken aus der Schweiz ist Landeshauptmann Anton Mattle zurück nach Tirol gereist. „Ich bedanke mich bei Peter Peyer und Marcus Caduff für den wertvollen Austausch und die Freundschaft zwischen Tirol und Graubünden. Wir wollen eine gemeinsame Regierungssitzung initiieren, um Herausforderungen auch gemeinsam zu stemmen“, so LH Anton Mattle abschließend.

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  • 230306 Graubünden: Graubünden
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AUTORRed. HP
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