Übertreiben sie es nicht mit den Handelsspannen! Diesen Appell richtete Josef Peck, Vorstand der LGV-Sonnengemüse, angesichts der dramtischen Kostensituation in den Gemüsebaubetrieben an die Vermarktungspartner im Lebensmittelhandel.
Aufschläge von bis zu 100 % überdenken
Peck, der für die Vermarktung der Ware von etwa 170 Gemüsebautrieben in Wien, NÖ, dem Burgenland und der Steiermark verantwortlich ist, bezifferte die Kostensteigerungen in der Produktion infolge des Ukrainekrieges bei Gas und Strom auf das Fünf- bis Zehnfache, bei Dünger auf das Fünffache sowie auf zweistellige Prozentbereiche bei anderen Betriebsmitteln.
Peck: „In der Produktion achten wir bereits extrem auf Kosteneffizienz. Höhere Gestehungskosten sind aber nicht vermeidbar. Der Handel sollte es deshalb mit den Aufschlägen nicht übertreiben.“ Auf höhere Einstandspreise nocheinmal 70, 80 oder 100 Prozent aufzuschlagen führe zu unverhältnismäßig hohen Verbraucherpreisen. Peck bekannte sich zur Partnerschaft zwischen Produktion und Handel, es brauche Beiträge von beiden Seiten, um „die Delle infolge der Ukraine-Krise zu überwinden“.
Tanja Dietrich-Hübner, Vorstand für Nachhaltigkeit bei Rewe International präsentierte sich als „Verteidigerin der Kundinnen und Kunden“. Auch der Lebensmittelhandel sei durch Preissteigerungen stark betroffen, etwa bei Löhnen und auch bei Energie. Das sei eine Herausforderung. Die Förderungen der vergangenen zwei Jahre sollten Produzenten und Handel helfen, die Delle zu überwinden. Bei den Haushaltsbudgets hofft Dietrich-Hübner, dass die positiven Lohnrunden etwas Entspannung bringen.
Mehr vom Kuchen für Obst- und Gemüsebau
Auch Manfred Kohlfürst, Präsident des Bundesobstbauverbandes, hat auf die wirtschaftlich schwierige Situation der Obst- und Gemüsebauern aufmerksam gemacht insbesondere auch aufgrund hoher Lohn- und Sozialkosten. Es helfe nichts, wenn unsere Arbkräfte gut verdienen aber für die Betriebsführer nichts übrig bleibe. Kohlfürsts Befund: „Die Betriebe haben schon viel getan. Das was vom Kuchen übrig bleibt, ist zu wenig, um langfristig zu überleben. Wir wollen mehr vom Kuchen, das ist die Kernbotschaft.“
Es brauche dazu das Bekenntnis zu heimischer Ware als Signal einer guten Partnerschaft zwischen Lebensmittelhandel und Produktion.
Tomatenhaus blieb kalt
Über die extremen Auswirkungen der hohen Energiepreise berichtete Tomatenproduzent Christian Zeiler aus Münchendorf (NÖ). Seit bereits 15 Jahren hat Zeiler seinen Betrieb auf Tomaten spezialisiert. Mit hohen Investitionen wurde eine Ganzjahresproduktion umgesetzt, die im Winter neben der Heizung auch entsprechende Beleuchtung erfordert. Zwar hat man bereits auf stromsparende LED-Lampen umgestellt, dennoch konnte der abnehmende Handel nicht überzeugt werden, die Mehrkosten zu decken. Diesen Winter blieben die Glashäuser für einige Wochen ungenutzt. Erst in das Frühjahr hinein wird es wieder Tomaten vom Betrieb geben.
Auch Zeiler ist der Meinung, dass man im Endverkauf die Marge zum Vorteil der heimischen Produktion senken sollte und nicht den Import unterstützen sollte.
Überein stimmten die drei Agrarier, dass verstärkte Bemühungen notwendig seien, um die Konsumenten von Qualität und Frische der heimischen Produkte zu überzeugen. Aufgabe des Handels sei, heimische Produkte nicht durch Billigimporte zu konkurrenzieren.
Förderlabyrinth bei nachhaltiger Energie – Zwar sollen die Fördertöpfe zur Umstellung auf nachhaltige Energiequellen prall gefüllt sein, um aber im Einzelfall an Fördergeld zu kommen, bedarf es den Weg durch ein Labyrinth zu finden, das selbst für Fachleute nur schwer durchschaubar ist, darauf hat bei der Wintertagung der in der LK Wien für die Förderungsabwicklung zuständige Berater Klaus Zambra aufmerksam gemacht.
Generell gelte sei Jahresbeginn, so Zambra, dass man sich zur Biomasseförderung in der Landwirtschaft aus der bisherigen Investitionsförderung im Rahmen des Programms Ländliche Entwicklung verabschiedet habe. Zuständig sei für die Förderabwicklung nun die Kommunalkredit Public Consulting (KPC) im Auftrag des Klimaschutzministeriums. Eine Förderung durch die KPC sei allerdings dann nicht möglich, wenn ein Betrieb die technische Anschlussmöglichkeit an eine nachhaltige Energiequelle habe (z. B. Fernwärme). Gartenbaubetriebe mit Fernwärme-Möglichkeit (etwa in Wien-Simmering) wären deshalb durch den Förderrost gefallen. Für solche Betriebe wurde eine Ausnahmeregelung geschaffen, sie können Biomasse-Heizungen weiterhin im Rahmen der LE beantragen. Erdgas-Heizungen mit vollständiger CO2-Nutzung können im Gartenbau noch bis 2027 auch in Neubauten installiert werden. Der geförderte Einbau von gasbetriebenen Wärmeschirmen im Bestand soll ebenfalls bis 2027 möglich sein.
Noch eine Baustelle ist derzeit die Photovoltaik-Förderung. Hier heißt es, die Fördercalls des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetztes (EAG) abzuwarten. Im Laufen ist aber bereits die Förderschiene „Energieautarke Bauernhöfe“. Wer einen Förderantrag via KCP erwägt, kann sich onlien ein Bild über die Möglichkeiten machen.
www.umweltfoerderung.at
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