Tama will ungenützte Plastikabfälle reduzieren

Ewald Werschmann von Tama mit einem gebrauchten Netz und Recyclingprodukten.

Das Plastikproblem wächst uns allen zunehmend über den Kopf. Dementsprechend sind Gegenstrategien erforderlich, auch in der Landwirtschaft und in der Landtechnik.

Plastic makes the world go around“ – so könnte man in Anlehnung eines bekannten Songtextes formulieren. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Kunststoffen hat laut Dokumenten der EU-Kommission und des Parlaments in Westeuropa und Nordamerika 100 kg erreicht. Während 1950 weltweit 1,5 Mio. Tonnen Kunststoff hergestellt worden, waren es 2018 bereits 359 Mio. Tonnen.

Jedes Jahr fallen in der EU rund 26 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle an. Etwa 30 Prozent werden für das Recycling gesammelt, wobei ein großer Teil davon zur Behandlung in Drittländer exportiert wird. Der Rest wird deponiert, verbrannt oder landet irgendwo in der Umwelt. Ein riesiges Umweltproblem, auch abseits von Europa: Einer Schätzung zufolge könnten sich, am Gewicht gemessen, bis zum Jahr 2050 mehr Plastikartikel als Fische im Meer befinden.

Auch Plastikanfall in kleinen Mengen ist relevant

Rasches Gegensteuern ist daher gefragt. Dabei werden auch scheinbar kleine Plastikeinsatzbereiche, wie etwa im Zusammenhang mit Rundballen, ihren Beitrag leisten müssen. „Durch die Umstellung auf nachhaltigere Produktionsmethoden wird das Land geschützt, sodass auch künftige Generationen von Landwirten in der Lage sein werden, die Lebensmittel anzubauen, auf die wir alle angewiesen sind“, erklärte Bart Cope von Tama bei einer Presseveranstaltung in Maastricht.

Als ein weltweit führender Hersteller für Lösungen rund um Ballen entwickelt und produziert das Unternehmen aus Israel unter anderem Ballennetze und Pressengarne. „Wir wissen, dass Kunststoffabfälle in der Landwirtschaft eine Herausforderung darstellen, die dringend angegangen werden muss. Weltweit werden 60 Prozent der gesamten Kunststoffabfälle nicht nach den erforderlichen Standards behandelt“, sagte Aviv Tron von Tama. Auch wenn Netze, Bindfäden und anderes nur einen Bruchteil der gesamten landwirtschaftlichen Abfälle in der EU ausmachen, die wiederum nur fünf Prozent aller Kunststoffabfälle in der EU im Jahr 2020 ausmachten, sei dies eindeutig ein Problem, das angegangen werden müsse. Tron: „Von den 722 Kilotonnen Agrarkunststoffen, die jedes Jahr in der EU in Verkehr gebracht werden, werden derzeit nur 173 Kilotonnen recycelt.“

Bei Tama hat man sich ehrgeizige Ziele gesetzt, die bis 2025 erreicht werden sollen – denn das Unternehmen will der „weltweit effizienteste Hersteller“ sein. So wird angepeilt, 50 Prozent der Ballennetze und Pressengarne sowie 90 Prozent der Folien für Baumwolle zu sammeln und den Einsatz von recyceltem Kunststoff in den Tama-Produkten auf 10 Prozent bei Ballennetzen, 30 Prozent bei Garnen und 20 Prozent bei Folien für Baumwolle zu erhöhen. Darüber hinaus soll der Einsatz von neuen Kunststoffen bei Netzverpackungen um 3 Prozent, bei Bindegarnen um 20 Prozent und bei Folien für Baumwolle um 10 Prozent reduziert werden. „Um all das zu erreichen, arbeiten wir mit Sammelsystemen auf der ganzen Welt zusammen“, sagte Ewald Werschmann von Tama.

So ist mit Adivalor in Frankreich und Healix in den Niederlanden ein Sammel- und Recyclingverfahren eingeführt worden. Der Prozess beginnt auf den Bauernhöfen mit dem Entfernen und Schütteln, sprich Reinigen von Netzen und Bindfäden und der anschließenden Sammlung durch Adivalor. Die Kunststoffabfälle werden dann zur Healix-Recyclinganlage in Maastricht gebracht, wo sie nochmals gereinigt und zu hochwertigen „Infinity-Polymeren“ weiterverarbeitet werden. Diese Polymere kehren dann als neue Ballenpressprodukte auf die Felder oder in Form anderer Produkte in den Wirtschaftskreislauf zurück.

Die neuen Hochleistungsnetze und -garne bestehen zu einem erheblichen Prozentsatz aus recyceltem Material und werden weltweit getestet. „Diese Produkte sind mit allen Ballenpressen kompatibel und bieten die gleiche Leistung und Qualität wie andere Ballenpressprodukte von Tama“, erklärte Werschmann.
www.tama.co.il

Wer ist Tama?

• Firmengründung: 1950
• Rund 1850 Mitarbeiter
• Firmenzentrale Mishmar Ha’Emek, Israel, das Unternehmen ist im Besitz von Kibbuzim*
• Geschäftszweig: Kunststoffprodukte für die Landwirtschaft. Tama gilt als Weltmarktführer bei Netzen für Rundballen
• Umsatz: 640 Mio. Euro (2021); durchschnittlich zweistelliges Wachstum in den vergangenen fünf Jahren
• Produktionsstandorte: 11
• Vertriebsorganisationen: mehr als 25

* In Israel gibt es etwa 270 Kibbuzim. Darunter versteht man eine ländliche Kollektivsiedlung im gemeinsamen Eigentum ihrer Bewohner mit basisdemokratischen Strukturen. Weniger als 2 % der Israelis leben in solchen Kibbuzim. Viele wurden in den vergangenen Jahren privatisiert. Mishmar Ha’emek und Galed führen das klassische Modell fort.

EU-Kreislaufstrategie für Plastik

Im Jahr 2018 hat die EU-Kommission ihre Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft dargelegt. In dieser Strategie werden die zentralen Herausforderungen beschrieben, darunter die niedrigen Wiederverwendungs- und Recyclingquoten bei Kunststoffabfällen, die durch die Herstellung und Verbrennung von Kunststoffen verursachten Treibhausgasemissionen und Kunststoffabfälle im Meer. Brüssel schlug vor, dass bis 2030 alle Kunststoffverpackungen so gestaltet sein sollten, dass sie recycelt oder wiederverwendet werden können. Mit der Richtlinie (EU 2019/904) wurden auch bestimmte Einwegkunststoffartikel verboten. Die Europäische Kommission hat zudem im Jahr 2020 einen neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft angenommen, der einer der wichtigsten Bausteine des europäischen Grünen Deal – Europas neuer Agenda für nachhaltiges Wachstum – ist. Mit Maßnahmen, die sich über den gesamten Lebenszyklus von Produkten erstrecken, zielt der neue Aktionsplan darauf ab, die Wirtschaft auf eine grüne Zukunft vorzubereiten, die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu stärken und gleichzeitig die Umwelt zu schützen und neue Rechte für die Verbraucher einzuführen.
www.europarl.europa.eu
www.ec.europa.eu

- Bildquellen -

  • Tama DSC 6061: BZ/Stockinger
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AUTORMichael Stockinger
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