Oberösterreichs Intensivobstbau hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. So bewirtschaften Landwirte – für die das Nutz­insekt Biene eine immense Bedeutung hat – hierzulande circa 1700 Hektar Obst. Nicht einberechnet ist dabei das prägende Landschaftselement, die Streuobstwiese mit 15.000 Hektar, welche von den Bäuerinnen und Bauern mitgepflegt und erhalten wird. „Als eine von wenigen Insektenarten können Honigbienen – aufgrund ihrer zahlenmäßigen Stärke im Frühjahr – die enorme Blütenfülle der Intensivanlagen bestäuben. Das ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten“, betont Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger.

Nachhaltige Obstproduktion

Die heimischen Obstbauern bekennen sich seit Jahrzehnten zu einer nachhaltigen, ökologisch orientierten Produktion. So gelten sie als Vorreiter beim Einsatz von Raubmilben gegen tierische Schaderreger. Auch Schlüsselschädlinge, wie Apfel- und Fruchtschalenwickler, werden heute fast ausschließlich mit Hilfe von Pheromonfallen bekämpft. Die Reduktion von Insektiziden fördert Nützlinge und bedeutet aktiven Bienenschutz.

Darüber hinaus ist der Vermarktungsweg des Obstes aus Oberösterreich eine echte Besonderheit. Denn im Gegensatz zu anderen Bundesländern produziere man hauptsächlich für den heimischen Markt. Die Leitkultur des Intensivobstbaues in der Region ist der Apfel, gefolgt von der Erdbeere, den Strauchbeeren und dem Schalenobst. Apfelblüten weisen einen Zuckergehalt von 35 bis 65 Prozent auf und sind aufgrund des hohen
Zucker-, Nektar- und Pollenwertes besonders attraktiv für Insekten. So ist der Apfelbaum eine beliebte Trachtpflanze für Honigbienen.

Biene steuert die Fruchtgröße

Gleichzeitig trägt die Arbeit des Nutzinsektes zur Qualitäts- und Ertragssteigerung beim Obst bei. Zu spannenden Ergebnissen kam diesbezüglich eine Studie, die eine Obstkultur mit und ohne Bestäubungsleistung der Biene miteinander verglich. „Diese zeigte, dass die Fruchtgröße stark mit der Bienenbestäubung zusammenhängt“, erklärte Andreas Platzer, Fachberater für Imkerei der Provinz Bozen. So konnte ohne die Arbeit mit Bienen lediglich eine Fruchtgröße von 60 Millimetern erreicht werden, was der einer Mostware entspricht. Doch auch ein höherer Säure- und Zuckergehalt war gegeben, wodurch eine bessere Lagerfähigkeit sowie Schmackhaftigkeit der Früchte erreicht werden konnte. „Diese Ergebnisse sind auch wichtig, wenn man an die Konkurrenz des heimischen Obstes mit anderen exoti­schen Früchten im Supermarktregal, wie zum Beispiel Orangen denkt. Diese stehen uns das ganze Jahr über zur Verfügung“, so Platzer. So werde es immer wichtiger, dass das heimische Obst auch im Geschmack überzeugt.

Beide Seiten – sowohl die Landwirtschaft als auch die Imkerei – können voneinander profitieren, ohne dass ein monetärer Austausch stattfindet.

„Der Obstbau ist eine interessante Betriebsart geworden, die jedoch nur in Symbiose zwischen Landwirt und Imker funktioniert. Nur wenn alle Samen befruchtet sind, entwickelt sich der Apfel am besten“, so Franz Allers­torfer, der in Feldkirchen auf etwa
20 Hektar Tafelobst erzeugt.

Schutz der Intensivkulturen

Intensivkulturen müssen jedoch vor Schädlingen geschützt werden, weshalb es zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kommen kann. Um Bienen und deren Nachkommen zu schützen, sei daher eine sehr enge Abstimmung zwischen Bauern und Imkern wichtig. „Ein entsprechender Austausch und Dialog ist hierfür ein Garant für den Erfolg“, ist sich Platzer sicher.

Zusammenarbeit funktioniert

„Durch die Ansiedelung des Bienenzentrums Oberösterreich im Herbst 2017 in der Pflanzenbauabteilung der Landwirtschaftskammer wurde der Grundstein für eine enge Zusammenarbeit zwischen bodenbewirtschaftender Landwirtschaft und Imkerei gelegt“, betont Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.

Auch die Informationsveranstaltung „Landwirte und Imker an einem Tisch“ sei eine Bereicherung für die erfolgreiche Zusammenarbeit: „Die Stimmung zwischen Landwirtschaft und Imkerei entwickelt sich gut und wir freuen uns, dass sich auch vermehrt Bäuerinnen und Bauern für den Imkereiverein begeistern“, so Elisabeth Lanzer, Leiterin des oberösterreichischen Bienenzentrums.

Darüber hinaus werde derzeit am Projekt „Bienenwanderbörse“ gearbeitet (www.bienenwanderboerse.at). Dabei handelt es sich um eine Vernetzung der beiden Erwerbszweige Landwirtschaft und Imkerei, indem die einen Wanderstandorte für Bienen suchen und die anderen diese anbieten.

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  • Apfelblüte: Bienenzentrum OÖ
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