Studie: Insektenschonende Mähtechnik

Die Ergebnisse einer Praxisstudie zeigen, dass bei Verwendung von Doppelmesserbalken sowie von Scheibenmähwerken am wenigsten Insekten während der Mahd getötet werden. Bei Scheibenmähwerken mit Mähaufbereitern ist die Verlustrate deutlich höher.

Aufwendiges Versuchsprojekt: Unmittelbar nach der Mahd, hier auf einem Feld in Frankenmarkt mit Hilfe von Schülern der landwirtschaftlichen Schule Vöcklabruck, erfolgte die Erfassung jener Insekten, die beim Wegfliegen ins Netz gingen, sowie jener, die aus dem liegendem Mähgut geschüttelt und eingesammelt wurden.

Grünlandflächen sind nicht nur für die Lebensmittelproduktion, sondern auch als Lebensraum für Insekten unverzichtbar. „Es ist daher unser erklärtes Ziel, eine nachhaltige Grünlandbewirtschaftung sicherzustellen und gleichzeitig die Insektenvielfalt zu schützen“, betonte Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Bislang war unklar welche Auswirkungen der Mähvorgang für das Überleben der Insekten hat. Wie hoch die Verluste bei der Mahd in der Praxis sind, wurde nun in einem umfangreichen Forschungsprojekt von Experten der Landwirtschaftskammer, Maschinenring, AGES, HBLFA Francisco Josephinum Wieselburg, Biologen, Boku und Pöttinger Landtechnik erhoben. „Die Ergebnisse dieser Studie liefern praxistaugliche Ansätze zur Minderung von Insektenverlusten im Wirtschaftsgrünland“, erklärte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.

Erste Versuche zum Thema insektenschonendes Mähen gab es bereits in den 1980er-Jahren. Von all den bisherigen Studien sei jedoch keine einzige auf das Wirtschaftsgrünland und damit auf die gängige Praxis übertragbar gewesen. „Es wurde rasch klar, dass die Thesen, die im Raum standen, zunächst einmal eine wissenschaftliche Grundlage brauchten. Wichtig war für uns vor allem zu klären, was mit den Insekten bei der Mahd wirklich passiert bzw. wo man praktikabel ansetzen kann, um zur Insektenschonung beizutragen“, so Gerhard Rieß, Obmann vom Maschinenring Oberösterreich.

Beim Forschungsprojekt wurden fünf verschiedene Mähvarianten getestet: das in der Praxis gängigste Scheibenmähwerk, ein Scheibenmähwerk mit Mähaufbereiter, Scheibenmähwerk mit Mähaufbereiter und zwei verschiedenen Scheuchvorrichtungen sowie ein Doppelmessermähwerk.

Quelle: Maschinenring
Projektmitarbeiter zählten die eingesammelten Proben aus. Hier im Bild suchen Maria Schwarz-Waubke und Martin Schwarz nach lebenden und nicht mehr lebendigen Insekten.

Die Mähvarianten wurden an insgesamt acht Versuchstagen in den Jahren 2021 und 2022 auf vier- bis fünfmähdigem Wirtschaftsgrünland und ein- bis zweimähdigen Naturschutzflächen im oberösterreichischen Alpenvorland getestet. Das Insektenvorkommen wurde dabei vor der Mahd und die Insektenverluste nach der Mahd untersucht: Wegfliegende Insekten wurden mittels Netzen eingefangen, das Mähgut durchsucht und der Boden abgesaugt. Im Anschluss wurden die noch lebenden und geschädigten Insekten gezählt und die Ergebnisse statistisch ausgewertet. Fazit des Biologen Dirk Schorkopf: „Die Verluste sind im Schnitt nicht so hoch ausgefallen, wie von manchen immer wieder behauptet wurde.“

Unterschiede zwischen Mähtechniken gegeben

Das Doppelmessermähwerk war mit weniger als fünf Prozent Insektenverlusten die insektenschonendste Variante. Herkömmliche Scheibenmähwerke lagen mit unter zehn Prozent nur knapp darüber. Bei Verwendung von Mähaufbereitern erhöhten sich die Insektenverluste im Schnitt auf 15 bis 20 Prozent. Getestete Scheuchvorrichtungen brachten keine signifikanten Verbesserungen beim Insektenschutz. Vor allem bei Mähaufbereitern konnte beobachtet werden, dass größere Insek­ten einem überproportional größerem Verletzungsrisiko ausgesetzt sind.

In der Praxis weisen verschiedene Insektengruppen deutlich geringere Sterblichkeitsraten auf als andere. Aufgrund der Daten wird beispielsweise angenommen, dass Hummeln und Honigbienen schnell genug sind, um vor den Mähwerken zu fliehen. Sie waren vor der Mahd häufiger zu finden als nach dem Mähen. Wenn Hummeln oder Honigbienen jedoch vom Mähwerk erfasst wurden, so wurden diese in etwa genauso häufig geschädigt wie andere Insekten derselben Größenkategorie.

Technik anpassen: Verzicht auf Mähaufbereiter

Da im Früh- und Hochsommer die Insektenanzahl am höchsten ist, könnte zu dieser Zeit der Verzicht auf Mähaufbereiter wesentlich zur Insektenschonung beim Mähen beitragen. Die Studienerkenntnisse zeigen das Potential auf: Wenn Mähaufbereiter im Mähwerk verbaut sind, können sie nicht einfach weggelassen werden. Dadurch kommen sie üblicherweise bei jedem Mähdurchgang zur Anwendung. „Gerade in den heißen Sommermonaten mit hohem Insektenaufkommen brauchen die Landwirte die Aufbereiter oft nicht zwingend. Ermöglichen die Mähwerkshersteller den Landwirten, den Mähaufbereiter fallweise auf einfache Art und Weise wegzulassen oder auszuklappen, wäre dies ein einfach zu realisierender Beitrag Insekten zu schonen“, so Projektleiter Johannes Hintringer.

Potential auch im ertragsbetontem Grünland

Bestimmte Insektenarten finden auch im ertragsbetonten fünfmähdigen Grünland Lebensraum und Nahrung und können dort in wesentlich höheren Dichten vorkommen als auf vergleichsweise weniger häufig gemähten und gedüngten Grünflächen. Speziell in den Sommermonaten kann daher die absolute Zahl der geschädigten Insekten pro Fläche auf ertragsbetontem Grünland bei gleicher Mähmethode signifikant höher liegen als auf weniger ertragsbetonten Flächen. „Die Notwendigkeit von Insektenschonung muss auf allen Grünlandflächen beachtet werden, nicht nur auf den artenreichen Magerwiesen“, so Biologe Schorkopf, der überzeugt ist, dass diese Arbeit auch internationale Beachtung finden wird.

Langer-Weninger kann sich vorstellen, dass für die Anschaffung von insektenschonender Mähtechnik, in Zukunft auch Möglichkeiten geschaffen werden, über das Umweltprogramm ÖPUL fördertechnisch zu unterstützen.

- Bildquellen -

  • Für Die Insektenwelt Mähtechniken Am Prüfstand Foto Projekt 2 (c) Maschinenring: Maschinenring
  • : Maschinenring
- Werbung -
AUTORThomas Mursch-Edlmayr
Vorheriger ArtikelAgrar-Terminmarkt (31. Okt. ’23) / Ukraine liefert weiter, Funds drücken den Weizenmarkt
Nächster ArtikelDas LFI startet ins neue Bildungsjahr