Der Verordnungsvorschlag der EU-Kommission zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) würde klassischen Acker-, Obst-, Gemüse- und Weinbau in Schutzgebieten unmöglich machen und ginge mit massiven Ertragseinbußen sowie Einkommensminderungen der landwirtschaftlichen Betriebe einher. Das belegt ein im Auftrag des Deutschen Bauernverbandes erstelltes Gutachten der Hochschule Soest. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, wirft der EU-Kommission deshalb vor, die Ernährungssicherheit und die Existenz zahlreicher Betriebe zu gefährden.
Das Gutachten ermittelte die Auswirkungen des SUR-Entwurfs auf die betrieblichen Ergebnisse von Acker-, Futter- und Gemüsebaubetrieben sowie die Folgen für das Anbauspektrum in den betroffenen Gebietskulissen Deutschlands. Im Ergebnis sind auf Standorten mit hohem Ertragspotenzial Einkommensminderungen von rund 50 Prozent zu erwarten. Auf schwächeren Standorten wäre Ackerbau mittelfristig nicht mehr wirtschaftlich tragfähig. Insbesondere der Anbau von Kartoffeln und Raps sowie der Gemüseanbau müssten infolgedessen vielfach eingestellt werden. Der ohnehin bereits geringe Selbstversorgungsgrad beim Gemüse würde demnach weiter sinken. Auch Futterbaubetriebe müssten je nach Flächenausstattung und Pflanzenschutzintensität mit Ertragsminderungen und somit Grundfutterknappheit rechnen, welche die Betriebe innerbetrieblich nicht vollständig kompensieren könnten.
Bernhuber: „Die Studie bestätigt unsere Prognosen und Befürchtungen”
“Ein pauschaler Verzicht auf Pflanzenschutzmittel würde zu Produktionsrückgängen und finanziellen Einbußen führen“, sagt der ÖVP-Europaabgeordnete Alexander Bernhuber nach der Präsentation der Studie. „Ohne Pflanzenschutzmittel wären zum Beispiel Speisekartoffeln nicht mehr wirtschaftlich tragfähig anzubauen. So prognostiziert die Studie ohne Pflanzenschutzmittel beim Kartoffelanbau eine Ertragsminderung von beinahe 40 Prozent und teilweise große Schwankungen zwischen den Jahren. Eine solche Politik der EU-Kommission fördert das Bauernsterben und stürzt uns in die Abhängigkeit von Drittstaaten. Die Kommission darf sich hier nicht aus der Verantwortung ziehen. Das Gutachten unterstreicht erneut, dass Pflanzenschutzmittel unverzichtbar sind, um eine nachhaltige und produktive Landwirtschaft zu erhalten.”
Anbau nicht mehr wirtschaftlich
Der Verfasser des Gutachtens, Professor Dr. Friedrich Kerkhof von der Hochschule Soest, betont die Deutlichkeit der Ergebnisse: „Auf den guten Ackerbaustandorten sind die Einkommensminderungen bei den wirtschaftlich starken Früchten Kartoffeln, Raps, Zuckerrüben und Weizen am höchsten. Der Anbau von Kartoffeln ist nicht mehr wirtschaftlich, die relative Wettbewerbsfähigkeit von Mais nimmt dagegen zu. Im Ackerbau auf Standorten mit einem niedrigen Ertragspotenzial ist ein Verzicht auf den chemischen Pflanzenschutz wirtschaftlich nicht tragfähig. Im Gemüseanbau steigt das Anbaurisiko durch Schädlinge und Schadpilze erheblich an. Bei Verzicht auf den chemischen Pflanzenschutz wird der Anbau vieler Gemüsearten aufgegeben oder lohnt sich nur bei sehr hohem Preisniveau.“
Rukwied betonte auch, dass vor dem Hintergrund der Studie eine grundlegende Überarbeitung der Vorschläge dringender denn je ist. „Das Gutachten macht deutlich, dass die EU-Kommission mit ihren weltfremden Plänen zur Pflanzenschutzmittelreduktion nicht nur die Existenz zahlreicher landwirtschaftlicher Betriebe massiv gefährdet, sondern auch die sichere Nahrungsmittelversorgung in Europa leichtfertig aufs Spiel setzt. Die deutschen Bauern stehen zu dem Ziel, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln so weit wie praktisch möglich zu reduzieren und haben in den vergangenen Jahren bereits erhebliche Fortschritte erzielt. Es braucht dafür jedoch intelligente und vor allem umsetzbare Lösungen, mit denen die EU auch ihrer Verantwortung bei der Ernährungssicherung gerecht werden kann. Pauschale Reduktionsziele und Komplettverbote sind der gänzlich falsche Ansatz“, so der deutsche Bauernpräsident.
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- Alexander Bernhuber: European Parliament