Striegeln im Herbst erfordert Gefühl

Der Einsatz des Zinkenstriegels kann in Getreidebeständen mit starkem Aufkommen von Unkräutern und Ungräsern bereits im Herbst sinnvoll sein. Bei passenden Bedingungen lässt sich sogar eine Herbizidanwendung ersetzen. Zudem bleibt der Unkrautdruck im Frühjahr geringer.

Striegeln in frühen Entwicklungsstadien bedingt eine feinfühlige Anpassung der Arbeitswerkzeuge und niedrige Arbeitsgeschwindigkeit.

Striegeln ist eine Schönwetterarbeit. Der Boden soll abgetrocknet und krümelig bzw. schüttfähig sein. Wenn die passenden Witterungs- und Bodenbedingungen gegeben sind, dann kann der Einsatz des Unkrautstriegels in Getreide bereits im Herbst sinnvoll sein. Während Bio-Betriebe ohnehin keine andere Wahl haben, kann in traditionellen Betrieben der Striegel­einsatz im Herbst sogar eine Alternative zur Anwendung eines Bodenherbizids sein.

Quelle: agrarfoto.com
Abgesehen vom Blindstriegeln einige Tage nach der Saat kann Weizen im Herbst ab dem 1- bis 2-Blattstadium gestriegelt werden. Die Arbeit sollte mit Gefühl angegangen werden.

Entwicklungsstadium des Getreides beachten

Der passende Zeitpunkt des Striegelns muss sich nach dem Entwicklungsstadium des Getreides und der zu bekämpfenden Unkräuter richten.
Sehr empfindlich auf den Striegel reagiert das Getreide vom Spitzen bis zum Aufgang (BBCH 9 bis 10). In dieser verletzlichen Phase sollte der Arbeitsgang jedenfalls unterbleiben.
Ein Blindstriegeln, etwa drei bis vier Tage nach der Saat, kann demgegenüber sehr effektiv sein. Voraussetzung für den Erfolg des Blindstriegelns ist eine Saattiefe von drei bis fünf Zentimetern und ein gut rückverfestigtes Saatbett. Der Striegel sollte flach und gleichmäßig auf etwa 2 cm Tiefe geführt werden. Temperaturen und Bodenfeuchte sollten eine Keimung der Ungräser erlauben.
Spätere Striegeltermine können bei vorsichtiger Arbeit ab dem 1- bis 2-Blattstadium einsetzen. In diesen frühen Entwicklungsstadien (ab BBCH 11 bis 12) sollten die Werkzeuge eher sanft eingestellt werden bei einer angepassten, niedrigeren Fahrgeschwindigkeit von etwa 3 bis 5 km/h. Gut für das Wintergetreide verträglich ist das Striegeln dann ab dem 2- bis 3-Blattstadium bzw. ab der beginnenden Bestockung.
Für Striegeldurchgänge im Herbst kommen vor allem Winterweizen und Triticale infrage. Bei Saatterminen bis Mitte Oktober sind je nach Witterung noch zwei Striegeldurchgänge möglich. Wintergerste erfordert mehr Fingerspitzengefühl. Hier ist es besonders wichtig, dass sich der Bestand noch im Herbst ausreichend regenerieren kann. Roggen ist demgegenüber aufgrund seines flachen Wurzelsystems kein Striegelkandidat. Er bringt von Haus aus ohnehin eine gute unkrautunterdrückende Wirkung mit.

Je früher, desto effektiver

Was das Entwicklungsstadium der Unkräuter und Ungräser betrifft, so sind diese mit dem Striegel am wirksamsten im frühen Fädchen- bis Keimblattstadium zu bekämpfen. Die wesentliche Wirkung des Striegels beruht auf dem Verschütten oder dem Freilegen der jungen Pflanzen, die dann bei sonnigem und windigem Wetter besonders schnell vertrocknen. Spätestens ab dem zweiten Laubblattpaar der Unkräuter lässt die verschüttende Striegelwirkung deutlich nach. Mit Steigerung der Arbeitsgeschwindigkeit lässt sich die Wirkung zwar erhöhen, allerdings geht dies auch zulasten der Kulturverträglichkeit.

Wenn das Bodenherbizid nicht ausreichend wirkt

Typische Einsatzfälle für den Striegel im Herbst sind bis Mitte Oktober gesäte Weizenbestände, in denen sich Windhalm, Rispenhirse oder Ackerfuchsschwanz stark ausbreiten. Diese Gräser lassen sich mechanisch nur im Herbst im frühen Fädchen- und Einblattstadium sicher bekämpfen. Im Frühjahr wären die Gräser bereits so fest verwurzelt, dass der Striegel kein zufriedenstellendes Ergebnis mehr bringt. Hilfreich kann ein Striegeleinsatz auch sein, wenn ein Bodenherbizid beispielsweise aufgrund trockener Bedingungen nicht ausreichend wirkt. Beispielsweise könnte ein Ende September gesäter Weizen, bei dem das Herbizid im Vorauflauf nicht ausreichend gewirkt hat, ab dem 2-Blattstadium bzw. etwa zwei bis drei Wochen nach der Saat gestriegelt werden. Bei Bedarf und passenden Bedingungen kann etwa vier Wochen nach der Saat noch ein zweiter Striegelgang erfolgen. Laut Praktikerberichten lässt sich die Wirkung der Herbizidvorlage von etwa 50 % noch um 20 bis 40 % verbessern. Erklärbar ist dies auch damit, dass der Striegel auch Unkräuter erfasst bzw. verschüttet, die aus tieferen Bodenschichten keimen, in die das Herbizid nicht mehr vordringen konnte.
In trockeneren Lagen ist abzuwägen, ob man dem frühen Einsatz eines Bodenherbizides oder dem Striegel den Vorzug gibt. Die Entscheidung ist allerdings nur kurzfristig möglich anhand von Bodenfeuchte und Abtrockungsverhalten tagsüber.

Spätsaaten in Ruhe kommen lassen

Bei schlecht abtrocknenden Böden, einsetzenden Nachtfrösten oder unbeständigem Wetter sollte der Striegel in der Maschinenhalle bleiben. Wird Weizen nach Zuckerrübe oder Mais erst im November gesät, dann bleibt der Unkrautdruck in den meisten Fällen so gering, dass man das Striegeln auf das Frühjahr vertagen kann.

- Bildquellen -

  • 2243 W2 Weizen Im Spaetherbst: agrarfoto.com
  • 2243 W Hackstriegel Getreide: agrarfoto.com
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AUTORH.M.
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