Ein wenig Skepsis hörte man vom McCormick-Vertrieb durch, als wir die Testmaschine aus der X5-Reihe vorab besprachen: nämlich, dass eine einfache, günstige Modellvariante in Österreich, wo immer öfter hochgerüstete Traktoren gefragt sind, bei einem Test schlecht wegkommen würde. Bedenken, die im Zuge des ausführlichen Tests des X5.110 fast durchwegs ausgeräumt werden konnten.
Drei Stufen führen hinauf in die Viersäulenkabine der Schutzkategorie 2 gemäß EN 15695-1, mit ordentlicher Heizung und starker Klimaanlage. Die große Vollglastür des 102 PS starken Mc Cormick X5.110 öffnet sehr weit, ragt dadurch aber auch etwa einen Meter über die Außenbreite der Kotflügel. Vorsicht, etwa bei Rangierarbeiten, ist daher geboten. Der luftgefederte Fahrersitz kommt aus Platzgründen ohne Längs- oder Querfederung aus, Vibrationen oder maschinenbedingte Schwingungen am Sitz sind trotzdem recht niedrig. Auf Wunsch gibt es zudem eine Vorderachsfederung mit aktiver Niveauregelung sowie Kabinenfederung.
Für den Fahrer selbst ist der Bewegungsraum in der „Total View Slim“-Kabine durchaus ausreichend – bloß im schmalen Spalt links vom Fahrer zwischen Sitzlehne, Sicherheitsgurtschloss, Zapfwellengeschwindigkeitshebel, Feststellbremshebel und Beifahrersitz kann sich eine Jacke mit Handy in der Seitentasche leicht verklemmen. Die klappbare Beifahrersitzschale ist grundsätzlich nicht unbequem, allerdings sind Kopf- und Beinfreiheit für größere Personen stark eingeschränkt. So kann etwa der Kopf des Beifahrers an die Gebläsebedienung stoßen.
Schalter und Hebel
Im weitgehend mechanisch zu bedienenden X5 dominieren Hebel und Schalter, die direkt zugeordnete „Ein/Aus“-Aktionen auslösen. Es gibt aber auch einen Motordrehzahlspeicher per Drucktaster, der durch mehr als drei Sekunden langes Drücken programmiert und durch kurzes Drücken aktiviert oder deaktiviert wird. Der Allradschalter hat drei logische Stellungen (Aus/Auto/Permanent ein). Und (falls vorhanden): Der Schalter für die Vorderachsfederung in der X5-Premium-Variante kennt gleich fünf Funktionen: Jeweils kurz drücken stellt die Federung von weich über mittel auf hart, langes Drücken sperrt oder entsperrt die Vorderachsfederung. Das Federungsniveau (also die Bodenfreiheit unter der Vorderachse) wiederum ist via LCD-Zentraldisplay am Armaturenbrett einstellbar. Das alles erfordert einen Blick in die Bedienungsanleitung – der X5 kann also im Detail auch etwas kompliziert sein.
Alle Bedienelemente sind in Griffweite rund um den Fahrer verteilt, wenngleich einige davon weit unten nahe dem Kabinenboden zu finden sind. Radio sowie Klimakontrolle dagegen sind rechts und links über Kopfhöhe positioniert. Der Ganghebel der Neumaschine wirkt etwas hakelig und soll sich nach Aussage des Vertriebs nach der Einfahrphase, wie auch weitere Hebel, „einspielen“, sprich: leichtzügiger, geschmeidiger werden. Kollidieren kann der mechanische Hydraulikjoystick (mit sieben möglichen Multifunktionen per Drucktasten) mit dem Knie eines größeren Fahrers. Als Abhilfe gibt es einen elektrischen Joystick auf der Armlehne.
Am Armaturenbrett befindet sich ein kleines, sehr gut ablesbares Zentraldisplay, das auch einen einfachen Bordcomputer beinhaltet. Darauf sind mehrere Anzeigen ablesbar und Grundeinstellungen durchführbar.
Schlanke Kabine
Die Rundumsicht aus der Kabine ist gut, auch mit Laderkonsole kann man zwischen Frontreifen und Motorhaube Pflanzenreihen verfolgen. Die Koppelpunkte im Heck sieht man nur vollständig, wenn man sich im Sitz etwas hebt (da sie sonst eine Quertraverse verdeckt). Nützlich wäre ein Spiegel, der bei aufgeklappter Heckscheibe das bequeme Ankoppeln unterstützt.
Großteils unter der bulligen Motorhaube integriert ist das Abgasreinigungssystem. Es verschlechtert somit kaum den Ausblick, der schlanke Auspuff verschwindet hinter der rechten A-Säule. Die Außenspiegelhalter sind in der Grundausstattung nicht teleskopierbar und bleiben innerhalb der Kotflügel. Das ist durchaus ein Vorteil bei engen Durchfahrten. Fährt man öfters mit breiten Anhängern, sind hingegen die teleskopierbaren Spiegelarme an der relativ schmalen Kabine zu empfehlen.
Die Frontscheibe lässt sich weit öffnen. Leider schwingt sie dann auf unebenen Wegen beträchtlich und der Elektromotor des Scheibenwischers behindert den Blick nach vorne. Das ausstellbare Dachfenster hingegen erweitert den Blick auf den ausgehobenen Frontlader und sorgt bei Bedarf für staubarme Belüftung.
Optional sind bis zu zehn LED- Arbeitsscheinwerfer erhältlich, welche die Umgebung sehr gut ausleuchten. Durchwegs logische Symbole kennzeichnen die teilweise zweifärbig hinterleuchteten Schalter.
Als Allrounder ist der X5 auch zum Frontlader-Anbau geeignet. Unser Testtraktor kam mit einer von McCormick unter eigenem Namen vertriebenen Schwinge mit Euro-Aufnahme auf den Hof. Laut Datenblatt kann sie rund 1,8 Tonnen heben. Wie bei den meisten Traktoren ist aber die zulässige Vorderachslast limitierend. Ist die Frontladerschwinge montiert (funktioniert mittels Multikuppler einfach und flott), verbleibt zwischen Motorhaube und der massiven Laderschwinge kaum ein Sichtspalt auf das Arbeitsgerät oder die Koppelpunkte des Laders.
Grundsätzlich ist die X5-Kabine ein schwingungsarmer und leiser Arbeitsplatz. Es bleibt ein Wermutstropfen: Die Hinterachse oder der Endantrieb informieren etwa ab 10 bis 40 km/h deutlich per Heulgeräusch, wie schnell man gerade fährt. Bei 20 km/h war das Heulen besonders unangenehm. Bei McCormick ist dieses Detail bekannt, man arbeite bereits an einer Verbesserung, verspricht der Vertrieb.
Bei entsprechend breiter Spur sind bis zu 55 Grad Lenkeinschlag und eine dementsprechende hohe Wendigkeit möglich. Das Fahrverhalten des X5 ist, verglichen mit anderen gängigen, mechanisch bedienten Traktoren, durchaus gut. An die Eigenheiten der Schaltwege muss man sich etwas gewöhnen, dann geht es problemlos und ohne Rucken. Anzumerken ist der etwas unstabile Geradeauslauf der Testmaschine bei hohen Fahrgeschwindigkeiten, der auf älteren Fahrbahnen ein Gegenlenken erforderte.
Als Kulturtraktor ist der X5 schon ab einer 150er-Spur sinnvoll einsetzbar. Mit entsprechender Bereifung und dem niedrigen „Slim“-Dach sind Bauhöhen unter 2,6 Meter für niedrige Einfahrten realisierbar. Für Forsteinsätze sind eine Unterbodenschutzplatte und eine Tankschutzplatte erhältlich.
Bärenstarker Motor
Sehr positive Eindrücke hinterließ der durchzugsstarke FPT-Motor: Ob im Transport mit Anhänger oder an der Zapfwelle mit einem schweren Mulcher – er wirkte aus niedrigen Drehzahlenbereichen heraus agil und überzeugend kräftig und fiel etwa auch an Hügeln kaum in der Drehzahl ab. Immerhin lieferte der X5.110 jüngst in einem deutschen Test maximal 104 PS an der 540er-Zapfwelle.
Der Verbrauch bewegte sich bei unserer Testmaschine von sehr sparsam mit wenigen Litern pro Stunde im Teillastbereich auf bis über 23 Liter pro Stunde bei Volllast. In Summe erschien der Traktor mit nur 4.410 kg Eigengewicht aber jedenfalls effizient.
Eine extra positive Erwähnung verdient sich die elektronisch geregelte (und über das Display einstellbare) Zapfwellenzuschaltung. Auch den schweren Mulcher brachte sie sanft und dennoch flott auf Touren, die Motordrehzahl fiel dabei kaum ab.
Hubwerk in drei Varianten
Der Heckkraftheber ist in drei Bedienvarianten konfigurierbar: erstens rein mechanisch mit Höhen-Stellhebel und Mischregelung „Zugkraft/Lage“, wie (seit Jahrzehnten) bewährt. Die Senkdrossel und Regelempfindlichkeit werden dabei per Knebelschrauben im Fersenbereich des „Gaspedalbeins“ nahe dem Kabinenboden angepasst. Die mechanische Hubwerksregelung (MHR) lässt sich zweitens durch „ELS“-Hebel an der seitlichen Bedienkonsole ergänzen: Die beiden Hebel des „Ergonomic Lift Systems“ sind im Prinzip mit dem Schnellaushub und -absenken der elektronischen Hubwerksregelung (EHR) in ihrer Funktion vergleichbar. Über einen Bowdenzug ist am rechten Kotflügel sogar eine schrittweise externe Hubwerksbedienung realisiert. Da die mechanische Hubwerksregelung durch Kräfte, die am Oberlenker wirken, gesteuert wird, beeinflusst zusätzlich die Befestigungshöhe des Oberlenkers die Regelempfindlichkeit. Als dritte Alternative – in unserem im Testtraktor war sie nicht vorhanden – ist eine komfortable EHR mit Schwingungstilgung und externen Drucktastern an beiden Kotflügeln lieferbar. Die maximale Heckhubkraft beträgt mit zusätzlichen Zylindern 4.500 kg. Der nutzbare Hubweg des X5-Heckkrafthebers ist mit über 70 cm in dieser PS-Klasse sehr gut.
Vielfältige Steuergeräte
Kompliziert wird es bei den Bestelloptionen der hydraulischen Steuergeräte. Es sind grundsätzlich vier Varianten möglich: Neben den rein mechanischen Standardsteuergeräten für einfach oder doppelt wirksame Zylinder werden welche mit automatischer „Kick-out“-Stellung und solche mit Freigangstellung oder mit Dauerbetriebsraste und Durchflussmengeneinstellung für Hydromotorbetrieb angeboten. Darüber hinaus gibt es noch Anschlüsse, die per elektrischem Umschalter oder Mengenteiler versorgt sind (wie einseitige Hubstrebenlängenverstellung, hydraulischer Oberlenker). In Summe sind bis zu acht doppelt wirksame externe Anschlüsse möglich.
Durch geschickte betriebsindividuelle Kombination der Ventile ist etwa eine Mähkombination aus Front- und Heckmähwerk auch mit dem eigentlich mechanischen Multifunktions-Kreuzsteuerhebel bequem bedienbar.
Wartung
Die sehr ausführliche Bedienungsanleitung beschreibt auch die Wartung sehr detailliert. Grundsätzlich empfiehlt McCormick, recht vorsichtig sogar, einige Schmiernippel alle zehn Betriebsstunden zu versorgen. Das allgemeine Schmierintervall beträgt 100 Stunden, alle 500 Stunden steht ein Filter- und Motorölwechsel an.
Alltägliche Kontrollen sind einfach möglich, die rasch hochgeschwenkte einteilige Motorhaube ermöglicht einen ungehinderten Kontrollblick. Teile des Kühlerpakets sind seitlich ausziehbar und so leicht durchzublasen. Sogar auf ein feinmaschiges, herausziehbares Gitter wurde nicht verzichtet. Tank- und AdBlue-Einfüllstutzen sind ebenso wie der Motor- und Kabinenluftfilter in angenehmer Höhe gut zugänglich. Vom Boden aus leicht erreichbar sind die Kabinenluftfilter an den hinteren Kabinenecksäulen. Aktivkohlefilter für Pflanzenschutzarbeiten sind alternativ erhältlich.
Fazit
Der X5 ist ein Paradebeispiel dafür, wie durch eine äußerst breite Auswahl an teils rein mechanischen Ausstattungsoptionen ein zeitgemäßer Neutraktor als “Efficient”-Variante mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis konfigurierbar ist. Wer auf allerlei elektronische Helferlein bewusst verzichten kann, hat mit dem X5 eine attraktive Alternative zu Gebrauchtmaschinen teurer Marken: Nämlich einen neuen, individuell optimierten Traktor mit voller Garantie und einem agilen Motor, der Alltagsarbeiten überraschend gut erledigt.
X5 von McCormick
McCormick-Traktoren werden heute ebenso wie Landini-Schlepper als Marken des ARGO–Konzerns in Norditalien gebaut, und das mit Motorleistungen von 44 bis 310 PS. Österreichs Händler werden in Sachen Vertrieb und Ersatzteile von Burgoberbach in Bayern (südwestlich von Nürnberg gelegen) und durch einen eigenen Gebietsverkaufsleiter betreut. Die kompakte und relativ leichte Vierzylinder-X5–Baureihe ist mit vier Motorleistungen von 75 bis 114 PS erhältlich. Seit Umstellung auf die Euro-V-Abgasstufe treiben 3,6 l FPT-Motoren die Modelle mit 95, 102 und 114 PS an. Der X5.85 mit 75 PS hat weiterhin einen 3,4 l FPT-Motor und benötigt kein AdBlue.
Grundsätzlich in die zwei Ausstattungsstufen „Efficient” und „Premium” unterteilt, sind außerordentlich viele Ausstattungsoptionen verfügbar, etwa acht verschiedene Getriebevarianten. Die Hochradvarianten X5.100 HC und X5.110 HC („High Clearance“) haben vier gleich große Räder und etwa 70 cm Bodenfreiheit für Einsätze in Spezialkulturen wie Spargel.
Der Mc Cormick X5.110 auf einen Blick
Motor/Abgasreinigung
• 4-Zylinder FPT Industrial (NEF) F36 mit 3,6l Hubraum und 16 Ventilen
• Abgasnorm Stage V (DOC + DPF im SCRoF)
• Nennleistung (ECE R120): 102 PS (75 kW);
Maximalleistung: 102 PS (75 kW) bei 1.900 UpM
• Maximales Drehmoment 430 Nm bei 1.400 UpM
• Treibstofftank: 135 Liter, plus 13 Liter AdBlue
• Motorölwechsel: 9,5 Liter alle 500 Std. mit API CJ-4- bzw. ACEA E9-Öl; Kraftstofffilter- und Getriebeölfilter alle 500 Std.
• Lichtmaschine: 120A-Leistung
Getriebe
• Synchron-, „High-Low“- oder “High-Medium-Low”-Getriebe
• Ohne bzw. mit zwei Lastschaltstufen, vorwärts und retour aktiv (24 + 24 Gänge), oder drei Lastschaltstufen, die nur bei Vorwärtsfahrt wählbar sind, konfigurierbar. Möglich sind 12 + 12 Gänge beim Synchrongetriebe ohne Kriechgänge bis 48 + 16 Gänge mit 3 Lastschaltstufen in 3 oder 4 Gruppen (inklusive Kriechganggruppe)
• Maximal 40 km/h
• Auf Wunsch: „Park Lock“-Parksperre
• Wendeschaltung mechanisch oder elekro-hydraulisch mit einstellbarer Modulation
• Kupplungsfunktion am Ganghebel
Zapfwelle/Hydraulik
• Zwei Geschwindigkeiten:
540 (1.944 Motor-UpM) und 540E (1.377 Motor-UpM) oder 540 und 1.000 (1.917 Motor-UpM)
• Vier Geschwindigkeiten: 540, 540E, 1.000, 1.000E (bei 1.944, 1.628, 1.935, 1.621 Motor-UpM)
• Modulation der Zuschaltung einstellbar
• Wegzapfwelle optional
Hubwerksregelung
• Heckhubwerk Cat II mit
4.000 kg Hubkraft bzw. max. 4.500 kg mit 50-mm-Zusatzhubzylindern, wobei maximal erlaubte Hinterachslast:
4.700 kg
• Fronthubwerk Cat II, max. 2.200 kg,
maximal erlaubte Vorderachslast: 3.400 kg
• Max. zulässiges Gesamtgewicht 7.000 kg, max. gezogene Masse 25 Tonnen
• Hydraulikpumpenleistungen:
62 + 32 l/min oder 82 + 32 l/min bei der Premium-Version
• Gemeinsamer Ölhaushalt Getriebe und Hydraulik, Standardfüllmenge ca. 58 Liter
Hier finden Sie weitere Bilder zum Traktortest
- Bildquellen -
- X5 Seitliche Bedienkonsole Mit Hubwerksbedienung Und Sicht Bei Angebauter FL Schwinge: Krönigsberger
- X5 4: Krönigsberger
- X5 Blick Aus D Kabine: Krönigsberger
- Bildschirmfoto: Krönigsberger
- Daten: Krönigsberger
- Aufmacher: Isabella Makovsky