Stärkekartoffel bleibt preislich attraktiv

Der Anbauumfang für Stärkekartoffeln soll in den nächsten Jahren rund 200.000 t betragen. Stärkekartoffelbauern und Agrana haben attraktive Lieferkonditionen ausverhandelt. Neue Problemstellungen gibt es im Pflanzenschutz, insbesondere bei der Krautregulierung.

Für im Herbst gelieferte Stärkekartoffeln wird es im Frühsommer eine Nachzahlung geben.

Vertragsbedingungen, Pflanzenschutz, Düngung und aktuelle Technik bei Stärkekartoffeln, das waren die Hauptthemen des diesjährigen Stärkekartoffel-Fachtages, den der Verband Österreichischer Stärkekartoffelproduzenten (VÖSK) nach zwei Jahren Unterbrechung heuer wieder in gewohnter Form abhalten konnte. Rund 250 Landwirte waren dazu in das Gasthaus Klang nach Echsenbach (NÖ) gekommen um sich umfassend zu informieren.

Deutlich verbesserte Konditionen

Laut den Verhandlungen der Stärkekartoffelbauern mit dem Verarbeiter Agrana soll die Stärkekartoffelmenge mit rund 200.000 t Vertragsware in den nächsten Jahren stabil bleiben. Die Konditionen wurden im Vorjahr deutlich verbessert. Das war in Anbetracht der gestiegenen Betriebsmittelpreise sowie der lukrativen Preise bei anderen Marktfrüchten nötig, um die Stärkekartoffelproduktion konkurrenzfähig zu halten. In den Gesprächen mit Agrana wurde dazu eine variable Preiskomponente aushandeln. Für die Ernte 2022 wird der Kartoffelstärkepreis von September 2022 bis Mai 2023 herangezogen, um davon einen variablen Aufschlag abzuleiten. Lagen die Preise im September und Oktober noch verhältnismäßig niedrig, so sind sie um die Weihnachtszeit deutlich gestiegen. Aus heutiger Sicht kann daher davon ausgegangen werden, dass es im Frühsommer eine variable Nachzahlung geben wird. Da der Betrachtungszeitraum noch läuft, ist deren Höhe derzeit noch offen.

Zulassung von Reglone ist fraglich

LKNÖ-Vizepräsident Lorenz Mayr musste den Stärkekartoffelbauern von neuen Problemen beim Pflanzenschutz berichten. Das vom Europäischen Gerichtshof definitiv bestätigte Aus für die Notfallzulassungen betrifft neben Zuckerrübe und Ölkürbis auch den Pflanzkartoffelbau. Hier steht das zur Krautregulierung verwendete Mittel Reglone heuer voraussichtlich nicht mehr zur Verfügung.
Als Alternativen sind laut Pflanzenschutzmittelregister die Wirkstoffe Pelargonsäure, Pyraflufen und Carfentrazone verfügbar. Allerdings sind hier je nach Krautentwicklung Splitting­anwendungen bzw.. auch die Kombination mit mechanischen Maßnahmen erforderlich.

Pflanzgutbedarf rasch decken

Was den Pflanzgutbedarf für die neue Saison betrifft, sind bei der NÖ Saatbaugenossenschaft (NÖS) für den konventionellen Anbau aktuell folgende Sorten verfügbar: Eurostarch, Kuras, Trabant und Zuzanna. Für den Bio Anbau stehen noch Kuras und Nofy zur Verfügung. Bei Bedarf ist eine rasche Bestellung ratsam.
Generell umfasst das NÖS-Sortenspektrum alle Reifegruppen. Für sehr frühen Rodungen geeignet sind Zuzanna, Stärkeprofi und Trabant. Mittelfrüh bis mittelspät reifen Euroresa, Eurostarch und Sixtus. In die sehr späte Reifegruppe fallen Kuras, Euroviva und Xerxes. Je nach Betriebsstruktur, Region und Liefervertrag sollte das Sorten­spektrum betriebsindividuell gewählt werden.
In der Saatgutproduktion gibt es lange Vorlaufzeiten. Von der Vermehrung des Ausgangsmaterials bis zum Z-Saatgut für die Landwirte braucht es zwei Jahre. Da die Stärkekartoffelmengen im Vorjahr stark zurückgefahren wurden und es gleichzeitig wenig Aberkennungen bei der Vermehrung gab, war das Angebot an Stärkekartoffelpflanzgut zunächst sehr hoch. In den vergangenen Wochen konnten deshalb größere Mengen exportiert werden, andererseits wurden nun im Frühjahr auch im Inland noch kurzfristig zahlreiche Bestellungen getätigt.

Quelle: VOESK
Beim Stärkekartoffel-Fachtag 2023 – im Bild v. l.: VÖSK-Obmann Gerhard Bayer, Martin Holzweber (RWA), LKNÖ-Vizepräsident Lorenz Mayr, Marlene Tasser (Landwirtschaftsministerium), Christian Gessl (AMA), Anita Kamptner (LK NÖ), Walter Schragen (Agrana), Manfred Herynek (ehemals NÖS), Michael Buxbaum (NÖS), Alfred Sturm (Ehrenobmann VÖSK)

Manfred Herynek verabschiedet

Im Rahmen der Fachtagung wurde Manfred Herynek, langjähriger Geschäftsführer der NÖ Saatbaugenossenschaft, geehrt. Herynek hat im Vorjahr die Geschäftsführung an Michael Buxbaum übergeben.
Die NÖS ist das einzige heimische Kartoffelzuchthaus und vermehrt zudem etwa 80 % des in Österreich erzeugten Kartoffelpflanzgutes. Etwa 240 Landwirte produzieren auf knapp 1.250 ha jährlich rund 24.000 t Saatkartoffeln für den heimischen und den ausländischen Markt. Neben Speise- und Speiseindustriekartoffeln liegt ein Schwerpunkt der Vermehrung bei den Stärkekartoffeln für den Vertragsanbau für Agrana.

Text und Fotos: DI Anita Kamptner, Geschäftsführerin des Verbands der Stärkekartoffelanbauer

- Bildquellen -

  • 2310 W VOESK Fachtag: VOESK
  • 2310 W Staerkekartoffel Abfuhr: Kamptner / VÖSK
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AUTORH.M.
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