Sortenratgeber: Sonnenblume ist verlässlich bei Hitze und Trockenheit

Die Sonnenblume hat unter den Sommerungen längst ihren fixen Platz. Mit Trockenheit kommt sie vergleichsweise gut zurecht. Zunehmend gefragt sind Sorten mit Herbizidtoleranz. Abgesehen von der Unktrautregulierung ist die Kulturführung auch wenig arbeitsaufwendig. Michaela Huber-Lipp stellt das AGES-geprüfte Sortiment zum Frühjahrsanbau 2024 vor.

Aufgrund ihres ausgeprägten Wurzelsystems verfügt die Sonnenblume über ein gutes Aneignungsvermögen für Bodenwasser und Nährstoffe.

In Österreich ist die Anbaufläche von Sonnenblume 2023 laut Statistik Austria im Vergleich zum Jahr davor mit 24.066 ha annähernd gleich geblieben. Mit 26,9 dt/ha wurde auch ein um 3,7 dt/ha höherer Durchschnittsertrag erzielt. Mit insgesamt 64.814 t Sonnenblumen lag die Gesamtproduktion um 15 Prozent höher als 2022. Charakteristisch für das vorjährige Anbaujahr war übrigens der kühle Start zum Anbauzeitpunkt. Das führte teilweise zu Problemen bei der Aussaat, der Keimung und auch bei der Jugendentwicklung. Ingesamt kamen die heimischen Sonnenblumenbestände 2023 jedoch gut durch den warmen Sommer. Die Witterung im Spätsommer ermöglichte auch den späteren Sorten, ihr Ertragspotenzial gut auszuschöpfen.

Unkrautregulierung ist herausfordernd

Wie bereits im Vorspann des Beitrages angemerkt, verursacht die Kulturführung der Sonnenblume weniger Arbeitsaufwand gegenüber anderen Kulturen. Sonnenblumen verfügen über ein gut ausgebildetes Wurzelsystem, gut für eine hohe Wasser- und Nährstoff­aneignung, wenn nicht Bodenverdichtungen die Wurzelentwicklung beeinträchtigen.
Nicht immer lassen sich die Bestände im Nachauflauf leicht unkrautfrei halten. In der Praxis werden vermehrt Sorten mit Herbizidtoleranz nachgefragt, allen voran Hybride mit einer Toleranz gegenüber Sulfonylharnstoffen oder Imazamox. In der Beschreibenden Sortenliste sind diese mit einem betreffenden Vermerk angeführt.

Eine Neuzulassung bei den HO-Sorten

Mit P64HH167 wurde im vergangenen Dezember eine weitere Sorte mit hohem Ölsäuregehalt zugelassen. Sie ist mittelspät reifend (Reifenote 6) und somit die früheste unter den „High Oleic“-Sorten (HO). P64HH167 erzielte in der Prüfung überdurchschnittliche Kornerträge und kombiniert einen niedrigen bis mittleren Wuchs mit mittelguter Standfestigkeit. Im Ölgehalt liegt sie etwas niedriger.
Unter den mehrjährig geprüften HO-Sorten zählt die bereits 2012 zugelassene Tutti mit Reifenote 7 zu den früheren Sorten mit hohem Ölsäuregehalt. Ebenso die großkörnige P64HE118 mit gleicher Reifeeinstufung und P64HE133 (Zulassung 2019) mit etwas späterer Reife (Reifenote 8). Die beiden Letztgenannten haben außerdem eine Toleranz gegenüber dem Wirkstoff Tribenuron-Methyl.

Verschiedene Formen der Herbizidtoleranz

SY Gracia CLP ist ebenfalls eine HO-Sorte, eingestuft mit Reifenote 7. Mittels „Clearfield Plus“-Technologie (CLP) ist diese Sorte tolerant gegenüber dem Wirkstoff Imazamox.
Bei den Sonnenblumensorten ohne erhöhten Ölsäuregehalt weisen auch die standfeste SY Bacardi CLP (Reifenote 6) und die sehr spät bis spät abreifende Sorte LG5697 CLP (Note 8) eine Herbizidtoleranz gegenüber Ima­zamox auf.
Die spät reifende Suman zählt zum Sortenangebot für die Herbizidvariante im Nachauflaufverfahren mit dem Wirkstoff Tribenuron-Methyl. Mit rascherer Jugendentwicklung weist der großkörnige Ertragstyp einen hohen bis sehr hohen Wuchs und eine höhere Lagerneigung auf.
Auch die sehr spät abreifende hoch wachsende Sureli verfügt über eine Toleranz gegenüber Tribenuron-Methyl. Sie überzeugt mit sehr hohem Kornertrag und Ölgehalt und nur geringer Krankheitsanfälligkeit.
Sumiko, eine langjährig bewährte Sorte mit mittlerer Reife (Note 5), weist eine gute Standfestigkeit auf und ist ebenfalls tolerant gegenüber Tribenuron-Methyl.
Die als Vogelfutter bekannte Sorte LS Kiwy mit einer Toleranz gegenüber Imazamox hat eine sehr rasche Jugendentwicklung und reift dennoch spät bis sehr spät. Die sehr hoch wachsende großkörnige Streifensonnenblume besitzt ein für Vogelfuttersorten hohes Ertragsniveau.
Unter den konventionellen Sorten erfolgte 2020 die Zulassung der mittelhoch wachsenden, ertragreichen P64LL155. Mit ihrer mittelspäten Abreife zählt sie zu den eher früher reifenden Sonnenblumen, liegt aber dennoch in den Ertragsleistungen im Spitzenfeld des aktuellen Sortiments.
Ebenfalls eine konventionelle Sorte mit überdurchschnittlichen Korn- und Ölerträgen ist die mittelspäte PR64F50. Sie ist sehr hochwüchsig, hat aber dennoch eine gute Standfestigkeit.
RGT Wollf mit Reifeeinstufung 6 zeigt eine rasche Jugendentwicklung, einen vergleichsweise sehr kurzen Wuchs und dadurch eine ausgezeichnete Standfestigkeit.
P63LL124 ist eine konventionelle Sonnenblumenhybride mit früher Reife und hohem Ölgehalt. Wenn sich die Ernte im Herbst durch ungünstige Witterung verzögert, ist das mit einem erhöhten Abreiferisiko verbunden. Auf diesen Umstand sollte ein Augenmerk bei der Sortenwahl gelegt werden.
Generell gilt für die Sortenwahl von Sonnenblumen: Spät reifende Sorten sollten für eine sicherere Abreife in Gunstlagen und nicht auf zu gut versorgten Böden angebaut werden.

- Bildquellen -

  • 2405 W03 Sonnenblumen Reif Agrarfoto: agrarfoto.com
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AUTORIng. Michaela Huber-Lipp, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, AGES Wien.
QuelleH.M.
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