Der Almsommer steht vor der Tür, die Tiere werden nun auf die Alm gebracht. „Jeden Tag ein Gefühl zwischen Bangen und Hoffen. Finde ich meine Herde beim nächsten Mal gesund und munter vor oder übersteht sie die Almsaison nicht? Muss ich gleich mein Gewehr oder den Jagdaufseher mit auf die Alm nehmen, um möglicherweise schwer verwundete Tiere sofort von ihrem Leid erlösen zu können?“, zeigt LAbg. Josef Edenhauser die aktuelle Situation der Tiroler Almbäuerinnen und -bauern auf. „Es ist ein sehr emotionales Thema, und das nicht nur für Tierhalter und das Almpersonal. Es ist interessant, dass genau jene, die über Tierwohl lamentieren und Tierschutz fordern, diese Tatsachen negieren und einen Wolfshype kreieren – mit der Absicht, Spendengelder zu lukrieren, und nicht, der ländlichen Bevölkerung zu helfen.“
Veränderung des Ökosystems
Inzwischen macht sich weltweit die Einsicht breit, dass eine Überpopulation von Wölfen eine maßgebliche Veränderung des Naturraumes und des Ökosystems mit sich bringt. „In einigen großen Naturschutzgebieten der USA, wo diese Überpopulation besteht, wurden Wapitibestände dermaßen reduziert, dass die Naturräume zuwachsen und verwildern. Jene Menschen, die glauben, sich für die Natur einsetzen zu müssen, sollten sich auch diese Seite der Medaille vor Augen führen“, erklärt Josef Edenhauser.
Vorbereitet auf den Ernstfall
„In Tirol will man die Bäuerinnen und Bauern nicht alleine lassen. Die ersten Pilotprojekte im Bereich Herdenschutz werden derzeit umgesetzt. Ebenso werden fünf weitere Planstellen eingerichtet, um den Tierhalterinnen und -haltern Unterstützung bieten zu können, bestehend aus je einer Person für die Herdenschutzkoordination sowie als jagdamtlicher Sachverständiger, zwei Amtstierärzten und einem Wildbiologen. In absehbarer Zeit werden wir die Besenderung dieser Raubtiere forcieren. Damit können wir dann letztendlich die Standorte der Wölfe einsehen und die Tierhalterinnen und -halter im Falle einer Wolfspräsenz warnen“, berichtet Edenhauser über den aktuellen Stand der Dinge.
„Mittlerweile haben wir außerdem drei Eingreiftrupps gebildet, verteilt auf das Oberland, das Unterland und Osttirol, die zur Bergung von gerissenem Vieh oder auch zur Zaunerrichtung abrufbar sind. Wir sind gerüstet – trotzdem kommt auf die Bäuerinnen und Bauern in unserem Land eine schwierige Zeit zu. Ohne Möglichkeit der Entnahme sehe ich kein Licht am Ende des Tunnels für die Almwirtschaft“, findet der Abgeordnete.
Stimmung im Wandel
„Es wird noch Jahre dauern, unser Ziel zu erreichen und die Wolfspopulation zu reduzieren – die FFH-Richtlinien erkennen die großen Beutegreifer als streng geschützte Arten an und die Entscheidungsträger im Europaparlament verbieten daher die Entnahme von Wölfen. Doch auch die EU ist ein politisches Gremium, das sich nach der Stimmung in der Bevölkerung richtetet. Derzeit ist die Mehrheit noch für den Wolf. Aber immer mehr dringt der Wolf auch in Siedlungsräume ein, da dem intelligenten Tier klar ist, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht. Die Stimmung ist im Wandel: Die Einstellung zu den großen Beutegreifern wird sich mit ihrer zunehmenden Nähe zum menschlichen Lebensraum ändern“, schließt Edenhauser.
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