Sonnenblume ist genügsam bei Wasser und Stickstoff

Selbst im frühjahrstrockenen Seewinkel (Bgld) brachte die Ölsonnenblume 2021 bei weniger als einem Meter Wuchshöhe bis zu 30 dt/ha.

Auch die Prüfsaison 2021 hat die Ertragstreue moderner Sonnenblumensorten bestätigt. Beispielsweise hat im besonders trockenen Seewinkel im Burgenland zwar die Wuchshöhe kaum einen Meter erreicht, der Parzellenertrag belief sich aber immer noch auf bis zu 30 dt/ha. Wie weit die Bandbreite beim vegetativen Wachstum der Ölsonnenblume reicht, das haben auf der anderen Seite Bestände im Oberen Weinviertel gezeigt, die mehr als zwei Meter Wuchshöhe erreicht haben. Allerdings hat dieser hohe und wüchsige Sonnenblumenbestand witterungsbedingt zu sortentypischem Wurzellager geführt, weshalb bei einer sonst leistungsstarken Prüfsorte von einer Zulassung abgesehen werden musste.

Geprüfte Sorten haben ein geringeres Krankheitsrisiko

Zum Anbau 2022 gibt es zwar keinen Neuzugang bei den geprüften Sonnenblumensorten, mit dem verfügbaren Sortenspektrum bleibt die Auswahl aber ausreichend. Bei nicht geprüfte Sorten besteht ein Risiko im Hinblick auf Krankheitsanfälligkeit und bei der zeitgerechten Abreife.
Im Dezember 2020 erfolgte die Zulassung der mittelhoch wachsenden, ertragreichen P64LL155. Mit mittlerem bis spätem Abreifeverhalten ist sie vor allem im Ölertrag dem Vergleichssortiment deutlich überlegen, beim Sclerotiniabefall und in der Lagerneigung schnitt die Sorte durchschnittlich ab.
Die im Vorjahr spät abreifende, ertragreiche Suman erweitert das Sortenangebot für die Herbizidvariante im Nachauflaufverfahren mit dem Wirkstoff Tribenuron. Mit rascherer Jugendentwicklung weist die großkörnige Neuzüchtung einen hohen bis sehr hohen Wuchs und eine höhere Lagerneigung auf.
Bereits im Dezember 2019 registriert wurden LG5697 CLP, P64HE133, RGT Wollf und SY Chronos. Neben den teilweise deutlich unterschiedlichen agronomischen Eigenschaften ist hier vor allem auf die verschiedenen Sortentypen hinzuweisen.
Vielfach bietet der Saatguthandel vorerst nur in der EU zugelassene Neuzüchtungen an. Dem Landwirt sei hier eine besondere Aufmerksamkeit bei der Sortenwahl empfohlen. Die vielfach verzögerte Sonnenblumenernte im vergangenen Herbst hat das damit verbundene Abreiferisiko aufgezeigt. In diesem Zusammenhang sei auf die langjährig geprüfte, deutlich früher abreifende Sorte ES Columbella verwiesen.

Anspruchslos auch beim Stickstoffbedarf

Angesichts der hohen Preise für Stickstoffdünger spricht heuer auch der vergleichsweise geringe Bedarf der Sonnenblume für den Anbau. Die Sonnenblume verfügt über ein mächtiges Wurzelsystem, dass sie zu einer guten Wasser- und Nährstoff­aneignung befähigt. Allerdings ist dieser Umstand auch bei der Düngung der Folgekultur zu berücksichtigen.
Laut Düngerrechner der LK NÖ geht der N-Bedarf der Sonnenblume selbst bei hohem Ertragsniveau von 40 bis 50 dt/ha kaum über 80 kg N/ha hinaus. Weil für die Sonnenblume häufig eher schwächere Standorte gewählt werden, reicht zumeist eine Gabe von 60 bis 65 kg N/ha. Ein zu großes Stickstoffangebot erhöht bei der Sonnenblume die Gefahr von Spätreife. Mächtiger Pflanzenwuchs, insbesondere bei hochwüchsigen Sorten, verstärkt die Neigung zu Wurzellager. Kritisch sind in diesem Fall längere Regenphasen mit Starkwind bei durchweichtem Boden.
Die Kulturführung der Sonnenblume verursacht wenig Arbeitsaufwand. Für das Herbizidmanagement gibt es auch bei trockener Witterung alternative Lösungen im Nachauflauf. Auf einen Fungizideinsatz kann verzichtet werden. Nicht zuletzt bestehen für die kommende Ernte auch gute Aussichten auf feste Produkterlöse.
Alle Sorten und Eigenschaften sind zu finden in der Österreichischen Beschreibenden Sortenliste 2022.
bsl.baes.gv.at/kulturen

| Ing. Martin Hendler, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Ages Wien. |

Der vollständige Beitrag samt Ertragsgrafik der Sonnenblumensorten ist in der BauernZeitung, Nr. 05/2022 enthalten.

- Bildquellen -

  • W2205 01 Sonnenblume Bgld: Ages / Hendler
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