Soil Evolution: Was der Pflug kann, das kann die Begrünung noch besser

Johannes Zauner aus Niederösterreich stellt seinen Ackerbaubetrieb konsequent auf konservierende Ackerbauverfahren um. Den Pflug hat im Jahr 1998 bereits sein Vater außer Dienst gestellt. Seither helfen Begrünungen bei der „Grundbodenbearbeitung“.

Hier wird Sojabohne angebaut: Direktsaat in Grünroggen auf dem Betrieb von Johannes Zauner in Umbach im Bezirk Melk.

“Nicht mehr an den Bauernkalender denken und nicht auf die Nachbarn schauen.” Das sagt Johannes Zauner (33) zu den Herausforderungen, welche die Conservation Agriculture mit sich bringt. Diesem von der FAO geprägten Begriff, auf Deutsch übersetzt „Konservierende Landwirtschaft“, hat sich der Junglandwirt konsequent verschrieben. Seine rund 33 Hektar Ackerflächen bewirtschaftet er deshalb nach folgenden Grundsätzen:
• Minimierte mechanische Bodenbearbeitung mittels Direktsaat,
• permanente Bodenbedeckung durch Kulturpflanzen oder Begrünungen mit einer Vielzahl an Mischungspartnern sowie
• eine möglichst vielfältige Fruchtfolge.

Parabraunerden auf Granit

Die Voraussetzungen für diese Art des Ackerbaus sind am Betriebsstandort in der Gemeinde Umbach im Dunkelsteinerwald eher untypisch. Die Böden mit 20 bis 60 Bodenpunkten zeigen als Parabraunerden auf Granit die Einflüsse des Waldviertels. Mit rund 800 Millimeter sind die Niederschläge zwar ausreichend, die Frühjahrsmonate werden aber zunehmend trockener. Das Klima tendiert ebenfalls mehr zum Waldviertel als zur Wachau.
Warum er dennoch zu Mulch- und Direktsaat samt Immergrün gekommen ist, schreibt Johannes seinem Vater Johann (64) zu. Dieser habe, schon seit er sich erinnern könne, mit „Bodenbewusstsein“ gearbeitet. Er habe sich gefragt: „Papa tut weniger als andere, dennoch ist bei uns nach einem Stark-regen keine Erde auf der Straße – warum?“

Quelle: BZ / Maad
Direktsaat-Pioniere: Johannes Zauner (l.) und sein Vater Johann.

Dies begleitet Johannes bis heute, obgleich er sich als Jugendlicher zunächst für einen Schulweg als HTL-Medientechniker entschied. Danach zog es ihn jedoch wieder in die Landwirtschaft und er wählte an der Boku Wien den Zweig Nutzpflanzenwissenschaften als Masterstudium. Seine praxisnahe Ader führte Johannes in der Folge an das Boku-Versuchsgut Groß-Enzersdorf und schließlich als Betreuer der Arbeitskreise Ackerbau in die LK Niederösterreich. Im August 2022 konnte er den elterlichen Betrieb übernehmen.
Dass er sich dafür entschied, war auch der pionierhaften Bodenbewirtschaftung seines Vaters zu verdanken. Dieser hatte den Pflug schon ab dem Jahr 1998 ins „Altenteil“ geschickt. Versuche mit Direktsaat gab es bereits einige Jahre zuvor – ein Winterweizen, direkt in Maisstroh gesät, brachte „einen wunderschönen Bestand“ hervor. Die Inspiration zur Direktsaat holte sich Vater Johann damals über einige VHS-Videokasetten aus den USA.

Von der Mulchsaat zur Direktsaat

Die schrittweisen Erfolge mit der Reduktion der Bearbeitungsgänge führten ab 2006 zum gänzlichen Pflugverzicht. Etwa seit dem Jahr 2012 wurde der Zwischenfruchtanbau mit vielfältigen, biodiversen Mischungen intensiviert und ab 2014 wurde der Mais in Direktsaat in abgefrostete Zwischenfrüchte gesät. Von da weg war der Schritt zur Aussaat der Ackerkulturen in stehende „Planting Green“-Begrünungen (siehe Info-Kasten) zwar logisch, aber auch noch einer, der Respekt und vor allem Tüftelei abforderte.

Dies galt zuvorderst für die passenden Begrünungen. Nach früh räumenden Hauptkulturen setzt Johannes auf eine Doppel-Gründüngung. Dabei sät er unmittelbar nach dem Drusch eine Mischung mit abfrostenden Arten in die Stoppel, bestehend aus acht bis zehn Arten. Vergleichbar sind hier die Terralife-Fertigmischungen Betamaxx TR oder Rigol TR der der Deutschen Saatveredelung, bei der Johannes auch Beratungslandwirt ist.
In diese erste Begrünung wird in der Folge ab Anfang Oktober in Direktsaat eine zweite, winterharte Begrünung eingesät. Sobald in der Folge die erste Begrünung durch kältere Temperaturen niederbricht, sorgen Wintererbse, Winterwicke und Winterrübse für die Bodenbedeckung in der kalten Jahreszeit. Folgt im Frühjahr Mais, dann wird dieser mittels Direktsaat in die noch stehende Begrünung gesät.
Anders ist die Strategie nach spät räumenden Kulturen. Nach Mais mulcht Johannes die Stoppeln und baut danach Grünschnittroggen und Perko an. Im Frühjahr folgt in diesem Fall die Direktsaat von Sojabohne, wiederum im Planting-Green-Verfahren.
Wer nun meint, dass hier besonders kostspielige Technik zum Einsatz käme, der muss erstaunt feststellen, dass Planting Green auf dem Betrieb Zauner mit teils schon Jahrzehnte bewährter Technik funktioniert. So etwa die Aussaat von Getreide und Begrünungen mit einer Gaspardo DP 300, deren Säsystem bereits seit 1989 am Markt ist. Das Universalsärad der pneumatischen Maschine bewältigt bei der durch die Direktsaat langsameren Fahrgeschwindigkeit auch Mischungen mit kleinkörnigen Arten bis hin zu kleineren Pferdebohnensorten.
Zur Maissaat in den stehenden Grünroggen setzt Johannes auf eine 4-reihige Maschio-Mascar-Sämaschine. Zur Direktsaat hat er das Gerät mit Yetter-Schneidscheiben und Thompson-Closingwheels nachgerüstet. Ein wichtiges Zusatzgerät ist die Roller-Crimper-Walze von Soldo, die im Frontanbau den Roggen niederdrückt und quetscht, damit er nicht wieder durchtreibt.
Wichtig bei der Direktsaat sei laut Johannes, „im Frühjahr nicht die Nerven zu verlieren“. Denn der Anbau ist im Vergleich zum „reinen Tisch“ erst deutlich später möglich. Ein Kardinalfehler wäre, „zu früh in noch nassen Boden zu fahren“. Eine weitere Geduldsprobe sei die anfangs zögerliche Entwicklung. Erst nach einiger Zeit holen Getreide, Mais und Sojabohnen den Rückstand großteils auf.

Quelle: Johannes Zauner
Die Sojabohne läuft tadellos auf und kommt ohne Herbizid aus.

Die Deckungsbeiträge stimmen

Unter dem Strich liegen die Erträge bei Direktsaat um etwa zehn Prozent unter jenen der herkömmlichen Verfahren. Ausgenommen ist hier die Sojabohne, die auf Planting Green vorteilhaft reagiert. Den geringeren Erträgen stehen jedoch deutliche Kostenersparnisse bei Arbeitszeit, Treibstoff und Maschineneinsatz gegenüber. „Die Deckungsbeiträge stimmen“, sagt Johannes Zauner. Aus dem Vergleich mit den Ergebnissen der Arbeitskreise Ackerbau wird er das wohl wissen.

Soil Evolution

- Bildquellen -

  • 2419 W06 Johannes Johann Zauner: BZ / Maad
  • 2419 W05 DirektsaatSoja: Johannes Zauner
  • 2419 W04 DirektsaatSoja: Johannes Zauner
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QuelleH.M.
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