Sinkender Erzeugerpreis belastet die Milchbauern

Die Landwirtschaftskammer fordert, dass der in der Werbung dargestellte Schulterschluss des Handels mit den heimischen Erzeugern und Verarbeitern auch gelebt werden sollte.

Von einigen Interessengruppen werden medial weiterhin unermüdlich die vermeintlich „überhöhten Lebensmittelpreise“ angeprangert. Dies führt – trotz mit Nachdruck versuchter Aufklärung seitens der Landwirtschaft – dazu, dass die Konsumenten äußerst preissensibel beim täglichen Einkauf agieren. Andere Bereiche der Ausgaben werden anscheinend ausgeblendet oder hintangestellt. Die Daten der Statistik Austria belegen, dass vor allem die Mobilität, Wohnen und Energie die größten Kostensteigerungen verursachen. Die Konsumenten versuchen daher, bei den Ausgaben des täglichen Konsums zu sparen. Hier steht der Preis vor den Qualitätsanforderungen. „Die Ausgaben für Lebensmittel sind anteilsmäßig niedrig wie selten zuvor. Die Landwirtschaft leistet somit einen unglaublichen Beitrag für die Konsumenten, da dadurch Geld für andere Bereiche des täglichen Lebens zur Verfügung steht. Die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel braucht ein hohes Maß an Engagement, Know-how und Leidenschaft unserer Bäuerinnen und Bauern, was über den Preis abgegolten werden muss. Wenn die von den Bäuerinnen und Bauern hergestellten Lebensmittel entsprechend honoriert werden, hilft dies, landwirtschaftliche Betriebe in der Produktion zu halten, junge Bäuerinnen und Bauern für die Landwirtschaft zu begeistern und damit die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln langfristig zu sichern“, ist LKOÖ-Präsident Franz Waldenberger, überzeugt.

Eigenmarken drücken Preise

Eigenmarken des Handels werden teilweise mit ausländischen Rohstoffen hergestellt oder aus dem Ausland importiert. „Es kann nicht sein, dass hierzulande Auflagen und Produktionsstandards auf Wunsch der Konsumenten und Händler laufend erhöht werden, und sich im Regal importierte No-Name-Ware findet. In Teilbereichen zeigt der Lebensmittelhandel selber vor, wie es funktionieren könnte: Bei Trinkmilch findet sich ausschließlich heimische Ware in den Regalen. Bei wenig bis gering verarbeiteten Produkten bzw. bei der Rohstoffbasis muss die Herkunft künftig deutlicher ersichtlich sein“, fordert Waldenberger.

Bauern brauchen Einkommen

Die Landwirtschaft und vor allem die tierische Produktion braucht längerfristig Deckungsbeiträge, die Investitionen auslösen und es ermöglichen, Einkommen zu erwirtschaften. Kurze positive Phasen sind gerade im Hinblick auf hohe Kosten wie z. B. für Stallbauten zu wenig. Stagnierende oder sinkende Deckungsbeiträge führen zu Betriebsaufgaben oder zwingen zu deutlichen Vergrößerungen und Produktionsausweitungen. Die Seite der Betriebsmittelkosten zeigt teilweise sinkende Tendenz, allerdings deutlich langsamer als die Erzeugerpreise. Einnahmeseitig sind die Preise für Milch seit Jahresbeginn 2023 deutlich gesunken. Dadurch sinken auch die Deckungsbeiträge. „Daher geht unser Appell an die Konsumenten, beim Einkauf darauf zu achten, woher die Lebensmittel kommen. Der Griff zu heimischen Markenprodukten unterstützt zusätzlich die heimische Verarbeitungswirtschaft“, betont Präsident Waldenberger. 

Der Lebensmittelhandel versuche sich als Bremser der Inflation und Unterstützer beim günstigen Lebensmitteleinkauf zu positionieren und darzustellen. Das gehe zu Lasten der höherpreisigen Produktgruppen und der Herstellermarken. „Dabei argumentiert der Handel, dass er selber nicht für die Preissteigerungen verantwortlich sei. Festgestellt werden muss allerdings, dass der Lebensmitteleinzelhandel in Österreich eine doppelt so hohe Dichte an Lebensmittelgeschäften hat wie in Deutschland. Diese Dichte bringt auch entsprechende Kosten für den Betrieb (Energie, Abschreibung, Instandhaltung, Personal, Logistik, Abgaben etc.) mit sich. Das wiederum muss sich über Verkaufspreise bzw. über Margen finanzieren“, erklärt Waldenberger.

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