Mit Karfreitag und Ostermontag fielen in weiten Teilen Europas zwei umsatzträchtige Schlachttage weg. Die Aufarbeitung von Überhängen gelang bisher nicht. Am stärksten schmerzt der Wegfall der Gastroszene. Auch die Fleischindustrie hat nach den Hamsterkäufen die Supermarktregale wieder befüllt und agiert inzwischen zurückhaltend. Nur der LEH ist mit plus 20-30 % beim Frischfleischabsatz zufrieden, kann den Ausfall der anderen Absatzsektoren aber nicht wettmachen. Und am Weltmarkt demoliert das ebenfalls von Corona gebeutelte Amerika die Preise. Zum einen wirkt die Produktionssteigerung der letzten zwei Jahre, zum anderen der Ausfall von führenden Schlachtunternehmen aufgrund von Corona infizierten Mitarbeitern und nicht zuletzt die Billigkontrakte aus der Terminmarktbörse in Chicago. Dieses aktuelle US Szenario mit Erzeugerpreisen von ca. 50 % unter EU-Niveau erlaubt nun den Exporteuren mit Schleuderpreisen den chinesischen Markt aufzumischen. Folge dessen sind die Geschäftsabschlüsse zwischen EU und China nicht mehr mit Herbst 2019 zu vergleichen und die Umsätze brechen massiv weg. In der Konsequenz gab in Deutschland die Notierung 9 Cent nach, nachdem schon zuvor mit -4 Cent Hauspreisen vermarktet wurde.
Österreich
In Österreich kommt die Schlachtbranche nicht auf Touren und verzeichnet auch die zweite Woche nach Ostern keine 90 % der üblichen Aktivität. Hintergrund des Schwächelns ist eine verheerende Absatzsituation am Fleischmarkt. Der Großhandel sieht sich mit schamlosen Dumpingpreisen aus Deutschland konfrontiert, die den deutschen Exporteuren aufgrund von stark reduzierten Hauspreisaktionen möglich waren. Das Schlachtschweineangebot für die neue Woche erhöhte sich um ca. 10 % gegenüber der Vorwoche und das Schlachtgewicht mit 99,5 kg steigt Richtung Rekordwerte. Vor diesem Hintergrund hatte die Erzeugerseite an der Ö-Börse der Abnehmerforderung wenig entgegenzusetzen und fixierte in Erwartung einer Absatzbelebung den Preis auf einem 12 Cent ermäßigten Niveau.
Preise KW 17/18 (Marktbericht vom 23. April 2020):
Mastschweine-Notierungspreis: 1,70 Euro (– 0,12)
Berechnungsbasis: 1,60 Euro (– 0,12)
Zuchten-Notierungspreis: 1,56 Euro (– 0,06)
Berechnungsbasis: 1,46 Euro (– 0,06)
Dr. Johann Schlederer